Bottrop. Klimaschutzmodellstadt ist Bottrop schon im Kern und im Süden der Stadt. Jetzt will die Stadtspitze die Klimaoffensive auch für die ganze Stadt.

Ganz Bottrop wird jetzt zur Innovation City 2.0. Die Stadtspitze will ihre Klimaoffensive über 2020 hinaus fortsetzen und das weltweit beachtete Klimaschutzmodellprojekt Schritt für Schritt auf weitere Stadtteile ausweiten. Das kündigten Oberbürgermeister Bernd Tischler und der Technische Beigeordnete Klaus Müller an. Start des Innovation-City-Rollouts wird schon im kommenden Herbst in Fuhlenbrock und Vonderort sein.

„Im Grunde sind wir schon dabei“, sagte Klaus Müller. „Wir müssen das aber mit eigenen Kräften hinbekommen“, betonte er. Bei Vorhaben im Innovation-City-Pilotgebiet helfen dagegen zusätzlich auch Mitarbeiter der Innovation-City-Management-Gesellschaft bei der Entwicklung der Projekte und der Beratung der Anwohner mit. Das Pilotgebiet umfasst allerdings nicht ganz Bottrop, sondern nur die Innenstadt sowie die Stadtteile Batenbrock, Boy, Lehmkuhle, Ebel, Welheimer Mark und Teile von Welheim.

Klimagerechter Umbau eines Quartiers als Einstieg

Das Pilotgebiet der Innovation City umfasst die Stadtteile Batenbrock, Boy, Lehmkuhle, Ebel, Welheimer Mark und Teile von Welheim.
Das Pilotgebiet der Innovation City umfasst die Stadtteile Batenbrock, Boy, Lehmkuhle, Ebel, Welheimer Mark und Teile von Welheim. © OH

Nun steht aber auch die Finanzierung für ein energetisches Sanierungskonzept für Fuhlenbrock und Vonderort. „Die Gelder sind bewilligt“, bestätigte Klaus Müller. Denn die Kreditanstalt für Wiederaufbau fördert das Konzept für den klimagerechten Umbau der beiden Stadtteile mit kräftigen Zuschüssen. Die nationale Förderbank trägt nicht nur die Kosten für das Sanierungskonzept mit, sondern finanziert auch die Arbeit der dafür benötigten Sanierungsmanager.

„Es wird künftig aber keine Fördergelder des Landes mehr für die energetische Gebäudesanierung geben“, stellt der Technische Beigeordnete bedauernd fest. Dabei hatten Anwohner anderer Stadtteile in den nun fast neun Jahren des Modellprojektes doch immer wieder nachgefragt, ob nicht auch sie bei Modernisierungen von den Fördergeldern der Innovation City profitieren können. Das mussten Stadtverwaltung wie Managementgesellschaft bisher aber verneinen.

Berater coachen die Anwohner bei den Energiesparmaßnahmen

Das bedeutet allerdings nicht, dass private Sanierer in Fuhlenbrock oder Vonderort nun gar keine Fördergelder bekommen können, wenn sie selbst ihre Häuser oder Wohnungen erneuern. Denn die KfW-Bank fördert prinzipiell auch solche Maßnahmen. „Es gibt KfW-Gelder dafür, aber nicht so niederschwellig“, erklärt Stefanie Hugot, die Leiterin der Innovation-City-Koordinierungsstelle im Rathaus. Deren Kernaufgabe ist der klimagerechte Umbau der Bottroper Stadtquartiere. Das heißt: Im Innovation-City-Pilotgebiet kamen die Anwohner einfacher an finanzielle Hilfen bei der Modernisierung ihrer Bauten, in den anderen Stadtteilen wird es komplizierter, an diese Gelder zu kommen. „Wir coachen die Leute aber dabei“, versichert Stefanie Hugot.

Klaus Müller (rechts) und Oberbürgermeister Bernd Tischler erläutern das Innovation-City-Rollout.
Klaus Müller (rechts) und Oberbürgermeister Bernd Tischler erläutern das Innovation-City-Rollout. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Gerade die Beratung privater Gebäudebesitzer gehört zu den Erfolgsrezepten im Innovation City-Pilotgebiet der Stadt. Um die 3500 Privatleute haben sich von Experten der Innovation City beraten lassen, wie sie ihre Häuser oder Wohnungen energetisch sanieren können. Immerhin 674 Förderantrage sind in den gut fünf Jahren seit Beginn des Förderprogramms im Frühjahr 2014 bewilligt worden. Fast 20 Prozent der beratenen Bürger haben somit auch Geld in die Hand genommen: Nicht ganz 1,9 Millionen Euro an Fördergeldern hat die Innovation City vermittelt und damit Ausgaben von mehr als 14,8 Millionen Euro für Energiesparmaßnahmen ausgelöst.

OB Bernd Tischler setzt auf das Klima-Kabinett in Berlin

„Es kommt Bewegung in die Sache“, gibt sich Oberbürgermeister Bernd Tischler daher auch zuversichtlich. Er hofft, dass es auch künftig nicht nur Zuschüsse für teure Komplettsanierungen von Gebäuden, sondern auch für Energiesparmaßnahmen im Detail geben wird. Gerade das sei ja Prinzip von Innovation City, dass sie auch für Teilsanierungen wie den Einbau von Energiesparfenstern oder Dachdämmungen Zuschüsse vergeben konnte, erklärte er.

Bernd Tischler setzt seine Hoffnung da auf das unter Zugzwang stehende Klima-Kabinett in Berlin und besonders auf die noch recht neue Staatssekretärin für Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung in Horst Seehofers Ministerium des Innern, für Bau und Heimat: Anne Kathrin Bohle heißt sie. Die 58-Jährige stammt aus dem Ruhrgebiet, war vor dem Wechsel nach Berlin Abteilungsleiterin im NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bauen und kennt auch die Innovation City Ruhrgebiet. Warum sollte es statt der ausbleibenden Landeshilfe demnächst nicht Fördergelder des Bundes für private Gebäudesanierungen geben?

Weitere Stadtteile folgen

Neue Quartierskonzepte zum klimagerechten Stadtumbau soll es nicht nur für Fuhlenbrock und Vonderort geben. Zunächst soll dort ein energetisches Sanierungskonzept für ein Quartier als Einstieg dienen und in einem zweiten Schritt dann zu einem Stadtteilkonzept ausgebaut werden.

So ähnlich wie in Fuhlenbrock und Vonderort will die Stadt anschließend auch in Kirchhellen und Grafenwald sowie auf dem Eigen und im Stadtwald vorgehen.