Bottrop. Ab Montag dürfen zunächst nur die Schüler der Abschlussklassen in die Schulen kommen. Gleichzeitig gilt eine Testpflicht. Die Lage an den Schulen

„Ich bin vorbereitet: auf alle Schüler, auf keine Schüler und alles dazwischen“, sagt Maria Stolte-Enck, Leiterin der August-Everding-Realschule in Bottrop. Nun: Erstmal kommt eine Form von dazwischen. Nach den Osterferien geht es für die meisten Schüler mit Distanzunterricht weiter, nur Abschlussklassen dürfen zur Schule kommen. Dazu kommt eine Testpflicht. Nicht die einzige Herausforderung für die Schulen.

Bottroper Lehrer haben sich an wechselnde Unterrichtsmodelle gewöhnt

Tobias Mattheis, Schulleiter am Heinrich-Heine-Gymnasium.
Tobias Mattheis, Schulleiter am Heinrich-Heine-Gymnasium. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Mit der Entscheidung für den Distanzunterricht für mindestens die nächste Woche sei die Landesregierung „zumindest auf der sicheren Seite“, meint Stolte-Enck. Sie glaube, dass das klug sei. An wechselnde Unterrichtsmodelle habe das Kollegium sich inzwischen gewöhnt, „auch daran, dass die Ansagen so spät kommen“, wenn dies auch unglücklich sei.

Tobias Mattheis, Leiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG), bedauert es zwar, die Schüler nicht persönlich begrüßen zu können, doch angesichts der Infektionslage sei die Entscheidung verständlich. Wobei: Noch bis Donnerstag hatte man sich am HHG auf Wechselunterricht vorbereitet – also die Hälfte der Schüler im Distanzunterricht, die andere vor Ort. So lief es vor den Ferien, zuletzt mit zu dem Zeitpunkt noch freiwilligen Schnelltests.

Die neue Testpflicht sieht vor, dass der Besuch der Schule an die Voraussetzung geknüpft ist, zweimal pro Woche an einem Selbsttest teilzunehmen. Das gilt ab Montag für die Abschlussklassen. „Wir hatten noch Test-Restbestände von vor den Osterferien“, so Stolte-Enck. Freitagmorgen seien zudem neue geliefert worden. Angekündigt (aber von der Schulleiterin Freitagmittag noch nicht nachgezählt) waren 1200 Stück; diese würden bei einer Präsenz aller Schüler ungefähr für eine Woche Doppel-Testung reichen. „Aber es sind ja nicht alle da, insofern haben wir auf jeden Fall genügend Tests.“

Nur einige Bottroper Schüler haben den Corona-Test bislang verweigert

Werden denn auch alle mittesten? „Vor den Ferien hatten wir Klassen, wo alle dabei waren, und Klassen, wo 15 nicht mitgemacht haben“, berichtet Stolte-Enck. „Ich gehe aber davon aus, dass die Zahlen höher sein werden, wenn jetzt die Pflicht dazu besteht.“

Auch interessant

Wer den Test verweigere, müsse nach Hause in den Distanzunterricht geschickt werden, sagt Stefan Völlmert, Leiter der Sekundarschule Kirchhellen. „Was auch schwierig ist: Das Kind hat Recht auf Unterricht. Aber ich glaube nicht, dass das bei uns wirklich zum Tragen kommt, vielleicht wird das zwei bis drei Schüler betreffen.“ Ähnlich beurteilt Tobias Mattheis die Situation fürs HHG. An ihn habe sich lediglich eine Familie gewandt, die ihr Kind nicht testen lassen wollte. Ob sich weitere Familien vielleicht bei Klassenlehrern gemeldet haben, wisse er nicht. Aber: „Die Berichte, die man liest, wonach sich 20 Prozent der Schüler nicht testen wollen, treffen für uns nicht zu.“

Grundsätzlich klappe es mit den Tests gut. Allerdings koste das alles auch viel Unterrichtszeit. Wenn, dann sei es also viel eher eine organisatorische Schwierigkeit, schließlich müssten beim Testen auch Abstände eingehalten werden, außerdem müssten sich Schüler und Lehrer währenddessen mehrmals die Hände waschen. All das sei machbar, benötige aber eben Zeit.

Bottroper Schulen warten teils noch auf die Auslieferung neuer Corona-Selbsttests

Sekundarschulleiter Stefan Völlmert hatte mit dem Distanzunterricht schon gerechnet.
Sekundarschulleiter Stefan Völlmert hatte mit dem Distanzunterricht schon gerechnet. © WAZ

Auch an der Sekundarschule liegen noch Selbsttests aus der Zeit vor den Ferien, „die werden für eine Runde reichen“, so Völlmert. Für den Abschlussjahrgang ebenso wie für jene, die in die Notbetreuung kommen. Neue Tests seien für Ende dieser Woche angekündigt, waren aber zumindest am Freitagvormittag noch nicht angekommen. Mit der Distanzunterricht-Lösung habe Völlmert eigentlich schon gerechnet. Trotzdem sagt er Richtung Schulministerium: „Der Informationsfluss ist nicht besser geworden.“

Was ihm auch Kopfzerbrechen bereitet, sind die Klassenarbeiten. Nach letztem Stand müssten diese ab übernächster Woche geschrieben werden, „aber bis dahin waren die Schüler an keinem Tag im Präsenzunterricht“, das gehe aus seiner Sicht nicht.

Auch Markus Reuter, Leiter der Willy-Brandt-Gesamtschule, wartet noch auf die angekündigte Testlieferung. Zwar gebe es noch ausreichend Tests, die vor den Ferien geliefert wurden, doch setze das Land nun auf einen anderen Hersteller, dessen Variante als sicherer gilt. Inwieweit nun die bisher schon gelieferten Tests noch genutzt werden dürfen, das wisse er nicht. Auch sei noch nicht bekannt, ob die Anwendung der neuen Tests sich möglicherweise von den bisherigen unterscheidet. Da müsse man sich dann gegebenenfalls neu mit beschäftigen.

Notbetreuung für jüngere Schüler

Die Testpflicht gilt für nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, sondern auch für die Pädagogen und das weitere Schul-Personal.

Nach dem Start im Distanzunterricht soll es voraussichtlich nach einer Woche im Wechselunterricht weitergehen. Für Schüler der Klassen eins bis sechs wird es ab Montag eine Notbetreuung geben.