Duisburg. Ab Montag sollen an Grund- und Förderschulen Lolli-Tests gemacht werden. In Duisburg muss erst auf Wechselunterricht umgeschwenkt werden.
Wenn die 7-Tage-Inzidenz in Duisburg weiter stabil unter 165bleibt, könnten die Schulen ab Montag wieder mit Leben gefüllt werden. Um den Wechselunterricht so sicher wie möglich zu gestalten, werden an Grund- und Förderschulen landesweit ab dem 10. Mai sogenannte Lolli-Tests durchgeführt. Das sagen Schulleiter.
Die Lolli-Tests sind „ein großer Wurf für die Schulen“, sagt Torsten Marienfeld, Schulformsprecher der Förderschulen, weil sie durch die hohe Sensitivität der PCR-Tests eine größere Sicherheit bieten und daher besser sind als alles zuvor. Die zuständigen Labore hätten sich schon bei ihm gemeldet, am Donnerstag werden die Tests geliefert, am Freitag schickt die Stadt Duisburg als Schulträger die Fahrer probehalber auf die Routen, an denen sie die Tests einsammeln sollen. „Da wird eine große Logistik hochgefahren.“
Parallel stehen auch die Schulen in den Startlöchern, falls tatsächlich vom Distanz- in den Wechselunterricht übergegangen wird.
Haris Kondza, Leiter der Regenbogenschule in Marxloh, nennt die Vorbereitungen, die nötig sind, ab Montag wieder in Präsenz unterrichten zu können, sportlich. Seine Elternschaft werde viel Unterstützung brauchen – und er selbst wird noch früher aufstehen müssen.
Bei Verdachtsfällen ist ein individueller Lollitest nötig
Nach Vorgabe des Landes wird der Test morgens in der jeweiligen Lerngruppe gemeinsam gemacht. Sollte sich darin ein positiver Test befinden, gelten alle Kinder bis zum Beweis des Gegenteils als Verdachtsfall und müssen in Quarantäne.
Die Eltern müssen dann einen neuen, individuellen Lolli-Test mit ihrem Kind machen, diesen vor 8.30 Uhr an die Schule bringen, damit er um 9 Uhr mit allen anderen Tests ins Labor gebracht werden kann. Erst wenn der individuelle PCR-Test negativ ist, kann das Kind wieder am Präsenzunterricht teilnehmen.
Da er von Schulleitern gehört hat, dass die Testphase in Köln gut lief, ist Kondza hoffnungsvoll. Sein Mantra während der ganzen Pandemie: „Die Kinder müssen unbedingt in den Unterricht!“ Dafür nimmt er in Kauf, künftig jeden Morgen um 6 Uhr die Ergebnisse der Labortests abzurufen und bei einem positiven Fall einen mühsamen Prozess in Gang zu setzen.
Eltern müssen an manchen Schulen persönlich informiert werden
„An anderen Schulen wird dafür eine Telefonkette reichen, bei uns gibt es viele sprachliche Barrieren, wir werden loslaufen, um alle zu informieren“, sagt der Schulformsprecher. Hausbesuche macht er mit seinem multiprofessionellen Team seit Wochen.
Viele Eltern hätten es in all den Monaten nicht geschafft, sich eigeninitiativ etwa um Unterrichtsmaterial zu kümmern, „das geben wir an der Tür ab“. Bei den Lolli-Tests werden viele Eltern ihren Teil der Logistik auch nicht hinbekommen, ist Kondza sicher.
Unterstützung sei auch morgens am Schultor nötig. Bislang wurde sortiert nach jenen Schülern, die morgens und jenen, die mittags Unterricht haben. Künftig müssen sich die Eltern darauf einstellen, dass sie ihr Kind jeden zweiten Tag bringen müssen. In der einen Woche montags, mittwochs und freitags, in der darauffolgenden Woche dienstags und donnerstags. Hinzu kommt die Beachtung der Quarantänepflicht. „Wir sind von der Pandemie und der Vielzahl wechselnder Vorschriften alle überfordert“, zeigt Kondza Verständnis, „manche Eltern sind komplett verloren“.
Auch interessant
Größere Sicherheit für Förderschulen
Die Erreichbarkeit der Eltern bei einer positiv getesteten Lerngruppe ist auch das, was Torsten Marienfeld, Leiter der Adler-Schule, besorgt. An seiner Schule hat er eine Taskforce gegründet, die auch abends bereit steht, sich bei positiven Testergebnissen ans Telefon zu hängen. Das sei vor allem für die Kinder aus der Notbetreuung wichtig, die täglich kommen. „Die Eltern müssen informiert sein, bevor die Kinder morgens in den Bus steigen“, begründet der Schulformsprecher.
Zuvor steht aber die wichtigste Frage aus: Startet die Schule am Montag oder am Dienstag, werden die drei Tage vor dem langen Wochenende überhaupt genutzt? Marienfeld würde es begrüßen, wenn die Regeln für die Schulöffnung einfacher wären und nicht eigens das Rechtsamt zum Nachzählen eingeschaltet werden muss, weil es unterschiedliche Rechenmodelle gibt. Auch für die Eltern, die die Berufstätigkeit mit dem Wechselschulmodell in Einklang bringen müssen, sei das wichtig.
Aber auch die Stadt Duisburg wartet weiter auf eine Entscheidung des Landes. Seit Montag ist die Inzidenz unter 165,bleibt sie an fünf Werktagen darunter, beendet das Schulministerium am übernächsten Tag den Distanzunterricht (Sonntag) und der Wechselunterricht wäre ab dem darauffolgenden Montag zulässig. Wie kurzfristig Eltern, Schüler und Lehrer über den tatsächlichen Start in den Präsenzunterricht informiert werden sollten, ist bei dieser Rechnung allerdings die Unbekannte.
>> SO FUNKTIONIERT DER LOLLI-TEST
- Der Test wird zweimal pro Woche durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler lutschen 30 Sekunden lang an einem Abstrich-Tupfer wie an einem Lolli. Anschließend kommen alle Proben einer Lerngruppe in ein Gefäß und werden in ein Labor gebracht.
- Bei einem positiven Testergebnis werden die Schulen bis spätestens sechs Uhr am nächsten Tag informiert, die Schüler kommen in Quarantäne und werden individuell nachgetestet.
- Weitere Details wie einen Aufklärungsfilm für Kinder und Infos in verschiedenen Sprachen hält das Schulministerium auf einer Webseite bereit: schulministerium.nrw/lolli-tests