Bottrop. Wo soll die neue Bottroper Hauptwache stehen: am Marienhospital oder an der Paßstraße? Und macht eine dritte Wache Sinn? Das sagen die Parteien.

Wir brauchen mehr Informationen, um eine so folgenschwere Entscheidung wie die über den künftigen Feuerwehrstandort zu treffen. Mit dieser Ansage hat eine breite Mehrheit der Politik Ende April die von der Verwaltung vorgeschlagene Entscheidung verhindert. Die Lokalredaktion hat SPD, CDU, Grüne und ÖDP gefragt, welche Fragen aus ihrer Sicht noch offen sind und welche Pläne sie bevorzugen. Ein Ergebnis: Die Standorte Josef-Albers-Straße, Paßstraße und ein Drei-Wachen-Modell finden Unterstützer in den Parteien.

Das sagt die SPD

Die SPD-Fraktion als stärkste Kraft im Rat habe sich der Forderung nach mehr Bedenkzeit angeschlossen, sagt Fraktionschef Thomas Göddertz, „weil auch wir mehr Informationen brauchen“. Vor allem über das Drei-Wachen-Modell mit Standorten in Kirchhellen, an der Hans-Sachs-Straße und einem neuen Standort im Bottroper Süden.

Göddertz erinnert daran, dass die Politik per Ratsbeschluss dieses Modell schon letztes Jahr aus dem Rennen geworfen hat. Und er teilt die Bedenken von Baudezernent Klaus Müller wegen des höheren Personalaufwandes, den die Feuerwehr für dieses Modell einfordert: „Zwei Millionen Mehrkosten im Jahr bei einer Lebensdauer der Wache von 50 Jahren - damit könnte man etwas Schönes bauen.“

Das sagt die ÖDP

Das ist der falsche Ansatz, kontert Markus Stamm von der ÖDP: „Wenn der höhere Personalaufwand der einzige Grund ist, das Drei-Wachen-Modell abzulehnen, dann hat man es sich zu leicht gemacht.“ Die ÖDP will sich die Kosten für einen Neubau an der Paßstraße nochmal genau aufschlüsseln lassen. „Wir haben den Eindruck, da hat die Verwaltung stark übertrieben und die Kosten sehr hoch gerechnet.“

Das sagt die CDU

In die gleiche Kerbe schlägt CDU-Fraktionschef Hermann Hirschfelder: „Wir fragen, ob die Kostenvergleiche zwischen den Standorten Josef-Albers-Straße und Paßstraße stimmen.“ Auch das Lärmschutzgutachten sei kein Grund, den Standort Paßstraße als Option aufzugeben. „Wir glauben, das Ergebnis sieht anders aus, wenn die Feuerwehrausfahrt an der Prosperstraße liegt. Eine Aussage darüber fehlt uns in der Verwaltungsvorlage.“ Außerdem will die CDU wissen, zu welchen Bedingungen die Stadt die Fläche an der Josef-Albers-Straße bekommt. „Für uns wesentlich ist: Was möchte Herr Thelen als Erbpacht haben?.“

Auch die CDU findet es richtig, die Entscheidung verschoben zu haben. „Da muss die Verwaltung noch mal nachbessern“, sagt Hirschfelder. „Wir brauchen für diese Entscheidung so viele Informationen wie möglich.“ Nach dieser „Ehrenrunde“ durch die Gremien liege der Ball allerdings im September im Feld der Politik: „Wir werden uns zu einer Entscheidung durchringen müssen.“

Das sagen die Grünen

„Die Politik braucht für eine Beratung und Entscheidung mehr Zeit“, sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda: „Zu viele Fragen sind noch offen.“ Sie macht aus der Sympathie für ein Drei-Wachen-Modell kein Hehl. „Es hat Vor- und Nachteile. Doch diese gehören im Vergleich zur Fläche an der Josef-Albers-Straße abgewogen, denn diese Fläche weist jetzt schon mehr Nach- als Vorteile auf.“ Ein Vorteil des Drei-Wachen-Modells sieht sie in der „optimierten Einsatzbereitschaft durch Dezentralisierung“. Mit Wachen in Kirchhellen, in der Stadtmitte und im Süden wäre die Feuerwehr besser aufgestellt.

Was bisher geschah

Die Notwendigkeit, die Feuerwache (Baujahr 1972) zu sanieren oder durch einen Neubau zu ersetzen, ist in allen Parteien unstreitig. Die Verwaltung hatte zunächst eine Sanierung und Erweiterung im Bestand geprüft und verworfen. Ergebnis: Komme nicht in Frage, das Grundstück sei zu klein und die Bauzeit mit 16 Jahren viel zu lang. Daraufhin hatte die Verwaltung etliche Standorte geprüft. Übrig blieben die Fläche am Marienhospital und die Fläche am Sportplatz Paßstraße, wenn dort die Gustav-Heinemann-Realschule woanders untergebracht werden kann.

Der Rat hatte der Verwaltung deshalb im vergangenen Jahr den Auftrag erteilt, diese beiden Grundstücke auf ihre Tauglichkeit für den Neubau einer Feuerwache zu prüfen. Vom Drei-Wachen-Modell mit Standorten in Kirchhellen, an der Hauptwache und einer neuen Wache im Bottroper Süden war in diesem Beschluss nicht mehr die Rede gewesen.

Die Verwaltung hatte beide Standorte überprüft und war zu dem Ergebnis gekommen: Ein Neubau an der Paßstraße wäre wegen der Verlegung der Realschule nicht nur deutlich teurer. Er sei auch gar nicht möglich wegen der Lärmbelastung der angrenzenden Wohnbebauung.

In der Ratssitzung am 27. April hatte sich die Verwaltung deshalb den Auftrag abholen wollen, „die Möglichkeiten der Realisierung eines Neubaus auf dem Grundstück Josef-Albers-Straße weiterzuverfolgen“. Diesen Beschluss hatte eine breite Mehrheit im Rat abgelehnt und die Verwaltung aufgefordert, auch über ein Drei-Wachen-Modell noch einmal gründlich nachzudenken.