Bottrop. 73 oder 134 Millionen Euro: Warum der Bau einer neuen Feuerwache an einem Standort doppelt so teuer wäre und was eine Schule damit zu tun hat.

Am Dienstagnachmittag befasst sich der Rat mit dem geplanten Neubau der Bottroper Feuerwache. Es steht die Entscheidung über den Standort an. Zwei Flächen waren zuletzt noch in der Auswahl, nun liegt eine Standortanalyse vor. Dabei fallen vor allem die extremen Kostenunterschiede ins Auge. Ein Neubau an der Kreuzung von Josef-Albers- und Kirchhellener Straße, quasi schräg gegenüber der jetzigen Feuerwache I, kostet bezogen auf das Jahr 2025 rund 73 Millionen Euro. Ein Neubau auf dem ehemaligen Sportplatz an der Paßstraße im Bereich der Realschulen würde dagegen mit rund 134 Millionen Euro fast doppelt so teuer.

Doch was macht den Standort an Friedrich-Ebert- und Paßstraße so teuer? Das Problem an dieser Stelle ist, dass die Fläche teils anderweitig genutzt wird. Allein der Sportplatz reicht für eine neue Feuerwache nicht aus. Auch das Jugendamt – es grenzt im Hinterland der Prosperstraße an den Sportplatz – und eine der Realschulen müssten für die neue Wache weichen. So steht es in der Analyse, die die Verwaltung den Ratsmitgliedern nun vorlegt: „Bei der lärmtechnisch optimierten Variante sind zusätzlich der Neubau und Abbruch einer Schule sowie der Abbruch zweier Wohngebäude erforderlich.“

Bottroper CDU wollte Standort von Schulen und Feuerwache tauschen

Diese zusätzlichen Kosten, die vor allem durch den Neubau der Schule entstehen würden, rechnet die Verwaltung auf die Kosten der Feuerwache an. Das erklärt, warum der Bau am Standort zwischen Paß-, Prosper- und Friedrich-Ebert-Straße fast doppelt so teuer wäre. Die Bottroper CDU hatte dagegen vor einiger Zeit vorgeschlagen, den Standort von Realschulen und jetziger Feuerwache zu tauschen. Allerdings: Für das Grundstück Josef-Albers-Straße würden jährlich Kosten für die Erbpacht anfallen, denn das Gelände gehört der Stadt nicht.

Die Feuerwehr hatte stets betont, dass der Standort Paßstraße aus einsatztaktischer Sicht eigentlich der bessere wäre. Von dort aus könnten die vorgegebenen Einsatzzeiten im Süden und Osten der Stadt besser eingehalten werden. Auch mit Blick auf das neue Gebiet Freiheit Emscher sei dieser Standort besser geeignet.

Beeinträchtigungen auf den Bottroper Hauptverkehrsstraßen

Die Analyse sieht dort jedoch weitere Nachteile. Durch die Nähe zwischen Schule und Feuerwachen ergäben sich dauerhafte Beeinträchtigungen des Schulbetriebs, heißt es seitens der Verwaltung. Auch die erforderliche Alarmausfahrt zur Friedrich-Ebert-Straße hin bereitet der Verwaltung Kopfschmerzen. Schließlich treffe sie an dieser Stelle genau auf den dichtest befahrenen Bereich von Bottrops Nord-Süd-Achse. Rückten Feuerwehr oder Rettungswagen über diesen Weg aus, müsste der Verkehr nicht nur auf der Nord-Süd-Achse angehalten werden, sondern auch auf den beiden Ost-West-Achsen Horster und Prosperstraße. Nur so könne ein reibungsloses Ausrücken der Einsatzkräfte gewährleistet werden. Das Fazit daher: „Die Auswirkungen auf den Verkehrsfluss der umliegenden Straßen werden erheblich sein.“

Ein Gutachten, das die klimatischen Auswirkungen der neuen Wachen an beiden Standorten untersucht, kommt zu dem Schluss, dass die geplante Bebauung an beiden Standorten realisiert werden könnte. Allerdings sprechen sich die Gutachter im direkten Vergleich für den Standort Paßstraße aus. Denn: „Der Eingriff in das Klima und in die Landschaft ist beim Vorhaben an der Josef-Albers-Straße größer als an der Paßstraße.“ Dagegen übe der Standort Paßstraße auch im jetzigen Zustand schon keine „wertvollen bioklimatischen Ausgleichsfunktionen für die benachbarten Wohngebiete“ aus.

An der Josef-Alber-Straße könnte zügig mit dem Bau begonnen werden

Das Gutachten empfiehlt jedoch, an beiden Standorten Bäume zur Beschattung zu pflanzen und auch über Dach- und Fassadenbegrünungen nachzudenken. Dazu sollten Oberflächen teildurchlässig angelegt werden, damit Regenwasser versickern kann.

Bestehende Wache ist marode

Nötig ist der Neubau der Feuerwache, weil die bestehende Wache marode und auch viel zu klein ist – sowohl für die Zahl der Feuerwehrleute, die dort jetzt arbeiten als auch für moderne Löschfahrzeuge. Zudem dringt im Untergeschoss Grundwasser ein, damit sind Räume, die etwa mal für den Krisenstab geplant waren, nicht mehr nutzbar.

Auch über eine Sanierung der jetzigen Feuerwache hatte man bei der Stadt nachgedacht. Dieser Plan wurde allerdings verworfen. Eine Sanierung wäre zu teuer und würde sich über 16 Jahre hinziehen. In dieser Zeit müssten die Feuerwehrleute in einem Provisorium arbeiten und teils auch – bei ihren 24-Stunden-Schichten – leben.

Die Verwaltung schlägt den Ratsmitgliedern dagegen vor, den Neubau an der Josef-Albers-Straße zu realisieren. Nicht nur die Kosten sprechen aus ihrer Sicht dafür. Hier könne auch zügig mit dem Bau begonnen werden. Dagegen komme es durch die nötigen Vor- und Abrissarbeiten an der Paßstraße zu zeitlichen Verzögerungen. Dagegen wolle man sich nach erfolgtem Beschluss schnell mit dem Eigentümer der Fläche an der Josef-Albers-Straße einigen und mit der eigentlichen Planung beginnen, so der Standpunkt der Verwaltung. Dienstagnachmittag entscheidet der Rat.