Bottrop. Die Stadt Bottrop wollte am Wochenende im sozialen Brennpunkt impfen. Doch wegen Bedenken am Impfstoff Johnson & Johnson ist die Aktion abgesagt.
Die Stadt Bottrop hatte am Wochenende zwei Impfaktionen in sozialen Brennpunkten in der Innenstadt und in Welheim geplant. Rund 350 Dosen des Impfstoffs von Johnson & Johnson, bei dem nur eine Impfung notwendig ist, sollten genutzt werden. Doch die Ständige Impfkommission (Stiko) will offenbar am Montag den Impfstoff nur noch für Über-60-Jähriger zulassen. „Da können wir nicht sehendenden Auges einfach impfen“, sagt Stadtsprecher Ulrich Schulze.
Auch interessant
„Wir wollen dort impfen, wo sozial arme Menschen auf wenig Wohnraum leben“, hatte Krisenstabsleiter Jochen Brunnhofer die Aktion angekündigt. Aufwändig waren die Anwohner im Vorfeld informiert worden, die Stadt hatte für die Teilnahme an der Impfung geworben. „Wir hatten 200 Personen, die definitiv impfbereit gewesen wären“, sagt Ulrich Schulze. „Dass wir die Aktion nicht durchführen können, ist eine einzige Katastrophe.“
Stadt Bottrop hat 210 Obdachlose mit Johnson & Johnson geimpft
Die Johnson & Johnson-Rationen stammen aus der Lieferung des Landes im April, die für Obdachlose zur Verfügung gestellt wurden und für „Personen, bei denen besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind“.
Ende April hatte die Stadt bereits 210 Obdachlose impfen lassen – eine hohe Quote bei etwa 300 Bedürftigen, die das Sozialamt ermittelt hatte. Eine erste geplante Aktion mit Astrazeneca vorher hingegen scheiterte: Kurz vor dem Termin waren Zweifel an dem Impfstoff aufgekommen, Fälle von Hirnthrombosen machten Schlagzeilen. „Das hat viele abgeschreckt“, sagt Brunnhofer. Nun wiederholt sich die Geschichte mit den Zweifeln an Johnson & Johnson. Auch hier sorgen vereinzelte Fälle von Thrombosen für die angekündigte Einschränkung der Stiko.
Auch interessant
Bottroper Test-Mobil wird zum Impf-Mobil umgenutzt
Mit dem Test-Mobil, umfunktioniert zum Impf-Mobil, wollte die Stadt zwei Standorte anfahren. Eine Impfung sollte erhalten, wer mit entsprechenenden Dokumenten seinen Wohnort nachweisen kann. Nun wird die Stadt trotzdem vor Ort sein, um aufzuklären – und die Menschen für einen möglichen späteren Termin impfbereit zu halten.
Vor wenigen Tagen hatte die Stadt Köln damit begonnen, in prekären Wohnlagen zu impfen. 100.000 Impfdosen wollte das Land NRW nun zusätzlich für gezielte Aktionen in sozialen Brennpunkten zur Verfügung stellen. Doch die Einschränkung von Johnson & Johnson wird diese Lieferungen nun erst einmal verzögern.