Bottrop. Wie kommen wir zum Impfen ran an Risikogruppen wie Wohnungslose, fragen Gesundheitspolitiker in vielen Städten. Die Bottroper Antwort war einfach.
Dickes Sonderlob für die Evangelische Sozialberatung ESB, die Feuerwehr und das Sozialamt vom Leiter des Bottroper Impfzentrums: „Wir sind heilfroh, dass wir in kürzester Zeit ein Impfangebot für eine besondere Risikogruppe auf die Beine gestellt bekommen haben“, sagt Michael Althammer. „Und ebenso froh sind wir, so viele Menschen erreicht zu haben.“ 210 Menschen haben sich binnen fünf Stunden impfen lassen.
Das Land hatte Bottrop kurzfristig ein Impfdosenkontingent des Herstellers Johnson & Johnson zur Verfügung gestellt. Damit sollten Impfungen möglich werden für obdachlose Menschen, Menschen in Einrichtungen der Obdachlosen- und Wohnungslosenhilfe sowie für „Personen, bei denen besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind“, wie es das Sozialgesetzbuch formuliert.
Impfung am Zahltag
Vielen solcher Menschen hilft die Evangelische Sozialberatung seit Jahren, mit ihrem Geld auszukommen, indem sie dieses Geld verwaltet. Freitag war Zahltag - und damit eine Gelegenheit, diese Menschen zu erreichen, deren Impfung Gesundheitspolitikern in vielen Städten Kopfzerbrechen bereitet.
Denn: Dieser Personenkreis ist gesundheitlich meist nicht in Bestform, oft geschwächt durch Vorerkrankungen, Drogen- und Alkoholkonsum und deshalb bei einer Corona-Infektion besonders gefährdet. Zudem haben die Menschen wenig Möglichkeiten, die Hygieneregeln einzuhalten. Auch die Abstandsregeln können in den Notunterkünften nicht so einfach befolgt werden. „Versuchen Sie das mal am Borsigweg oder auf dem Berliner Platz, wo diese Gruppen zusammensitzen“, sagt Althammer. „Deshalb war es so wichtig, diese Gruppe außer der Reihe zu impfen.“ Deshalb wurde auch dieser Impfstoff gewählt: Das Vakzin von Johnson & Johnsohn funktioniert ohne zweiten Impftermin.
„Wir sind es nicht gewohnt, dass man an uns denkt“
Rund 300 bedürftige Personen aus dieser Gruppe hat das Sozialamt ermittelt. Die ESB, bestens vernetzt in diesen Szenen, hat drei Tage lang die Werbetrommel gerührt für die Aktion. Und wer eigentlich nur zum Geldabholen gekommen war, wurde eingeladen: „Holt euch zur Stütze noch eine Gratisimpfung obendrauf ab!“ Die meisten Besucher nahmen dieses Angebot dankbar an, manche sogar gerührt: „Wir sind es nicht gewohnt, dass man an uns denkt“, sagt eine Frau.
Parallel zur Geldausgabe Ende des Monats wurden die Menschen bis 14 Uhr im Garten der ESB an der Kirchhellener Straße durch eine mobile Impfstraße geschleust. Für die Impfungen selbst stellte die Feuerwehr einen Rettungswagen.
Trotz des absichtlich früh gelegten Termins hatten sich einige wenige Kandidaten schon Mut angetrunken. „Das haben wir im Griff“, sagt Althammer. Dafür und für die Aufklärungsgespräche waren zwei Amtsärzte im Einsatz. Tatsächlich konnte Althammer einen Ablauf „ohne Vorkommnisse“ melden. „Trotz des kalten Wetters herrschte ein guter Andrang. Wir sind von der hohen Anzahl an Impfwilligen begeistert.“
Impfung für Retter im Ehrenamt
Am Samstag werden die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr und der Katastrophenschutzeinheiten der Stadt Bottrop geimpft. Zu den Katastrophenschutzeinheiten gehören das Technische Hilfswerk, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), das Deutsche Rote Kreuz und der Malteser Hilfsdienst.
Gegen Ende der vergangenen Woche hatte der Leiter des Bottroper Impfzentrums, Michael Althammer, den Leiter der Feuerwehr Kim Heimann über den Abschluss der Prioritätsimpfungen für Risikogruppen informiert. Damit war der Weg für die Impfung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer frei. 260 Angehörige der Einheiten wollen das Impfangebot morgen nutzen.