Bottrop. Der Vorsitzende der Bottroper Tafel schlägt Alarm: Er wünscht sich mehr Unterstützung bei Tests und Impfungen von Mitarbeitern und Kunden.
Dieter Kruse ist ein Mann klarer Worte. Der Vorsitzende der Bottroper Tafel schlägt Alarm. „Überall werden Schnelltests gemacht, in Schulen, Kindergärten und Kitas“, sagt er. „Nur bei uns nicht.“ Es werden keine Tests zur Verfügung gestellt. „Weil wir keine Firma sind“, erklärt der Vorsitzende. „Wir fallen durch das Raster, denn wir sind ein Verein.“
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Corona-Tests könnte er theoretisch kaufen, aber von welchem Geld? Die Tafel finanziert sich ausschließlich aus Spenden. Das Personal setzt sich aus Mitarbeitern, ehrenamtlichen Helfern und Ein-Euro-Jobbern zusammen. Aber nicht jeder ist auch jeden Tag vor Ort. Viele geben sich bei der Tafel quasi die Klinke gegenseitig in die Hand. „Wir benötigen einen Geldgeber“, meint Dieter Kruse. Denn die Anzahl der wöchentlichen Tests, die er eigentlich benötigt, kann er nicht bezahlen.
Tafel-Vorsitzender wünscht sich Impfmobil
Aktuell hat die Tafel zu wenig Mitarbeiter auf Ein-Euro-Basis. Von 18 Plätze sind nur zwölf besetzt. Die Hilfskräfte werden laut Kruse eigentlich per Zuweisung vom Jobcenter vermittelt. Aber von dort erhält er eine schlechte Nachricht. „Es sind keine da.“ Kruse dazu: „Ich verstehe das nicht.“ Die fehlenden Arbeitskräfte werden deshalb zurzeit ausgeglichen mit Menschen, die ihre Sozialstunden bei der Tafel ableisten müssen.
Einmal verbal in Fahrt kommt Kruse auf das Impfen zu sprechen. Er fragt sich, warum bei ihm an der Tafel kein Impfmobil vorbeischaut. „Man beschwert sich doch immer, dass man nicht an die Menschen mit Migrationshintergrund herankommt“, sagt er. Kruse ist seit Gründung der Bottroper Tafel im 2002, damals noch Bottroper Tisch, vom ersten Tag an dabei.
Dieter Kruse will bei Vermittlung helfen
Sein Wort hat Gewicht bei den hilfsbedürftigen Menschen. „Ich könnte mit ihnen sprechen“, bietet sich der 80-Jährige an. „Und wenn ich ihnen sage, dass sie sich impfen lassen sollen, dann machen die meisten das auch.“ Unter vielen der Familien sei die Bedeutung einer Corona-Schutzimpfung nicht weit verbreitet. „Wir könnten das durch persönliche Ansprache ändern“, glaubt der Vorsitzende.
Ein Thema besorgt ihn nach wie vor: Immer mehr ältere Kunden bleiben der Tafel fern. Dafür kommen vermehrt junge Menschen, zwischen 40 und 50 Jahren, die ihren Arbeitsplatz oder ihren Mini-Job verloren haben. Diese Entwicklung hat er bereits in den zurückliegenden Monaten beobachtet. Die Situation hat sich nicht verändert. Der Grund ist die Corona-Pandemie. „Ältere kommen nicht aus Angst vor einer Ansteckung.“ Dabei gilt bei der Tafel ein strenges Hygienekonzept. „Wir achten sehr darauf“, sagt Kruse. Der Vorsitzende betont: „Bisher ist uns kein einziger Coronafall unter den Kunden bekannt. Man braucht keine Angst zu haben, sich anzustecken“
Strenges Hygienekonzept bei der Tafel
Draußen auf der Gladbecker Straße sind Markierungen zum Abstandshalten aufgemalt. Im Gebäude darf sich gleichzeitig nur eine begrenzte Anzahl an Menschen aufhalten und das Verteilsystem der Lebensmittel ist umgestellt worden. Vorher wurden die Sachen direkt in die Hand gegeben. Nun landet alles in einem Korb und der Korb wird zum Kunden hinüber geschoben. Soll heißen: Der Kunde packt selber ein.
Uhrzeiten für die Lebensmittelausgabe
Die Lebensmittel der Bottroper Tafel werden an vier Standorten zu unterschiedlichen Tagen und Uhrzeiten ausgegeben.
An der Hauptstelle (Gladbecker Straße 108-110) montags von 13 bis 14 Uhr, mittwochs und freitags von 12.30 bis 14 Uhr. An der Paul-Gerhardt-Kirche in der Boy am Donnerstag von 11 bis 11.45 Uhr, in Ebel im Matthiashaus (Hafenstraße 78) dienstags von 11.30 bis 12 Uhr. Und in Kirchhellen am Pfarrheim von St. Johannes am Dienstag von 11.30 bis 12 Uhr.