Bottrop. Die Inzidenz-Zahlen in Bottrop sind seit Wochen niedriger als in umliegenden Städten. Hoffnungen für Lockerungen kommen auf. Woran das liegt.
Am Mittwoch keimte kurz Hoffnung auf: Drei Tage in Folge war die Wocheninzidenz in Bottrop gefallen, lag mit 107,2 nur knapp über der kritischen 100er-Marke, ab der weitere Lockerungen möglich wären, unter anderem der Verzicht auf die nächtliche Ausgangssperre. Zwar ist die Inzidenz wieder leicht gestiegen, der 100er-Wert noch nicht gerissen. Trotzdem meistert Bottrop die Corona-Krise seit Wochen besser als die umliegenden Städte.
Während in Gelsenkirchen eine Schulöffnung noch nicht in Sicht ist, sich Essen und Oberhausen freuen, dass kommenden Montag der Wechselunterricht wieder startet, konnten Bottroper Schüler seit Inkrafttreten der Bundesnotbremse durchgehend beschult werden. Über 165 lag die die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt Mitte Januar. Zur Hotspot-Stadt mit Werten deutlich jenseits der 200 entwickelte sich Bottrop nie, anders als beispielsweise Gladbeck und Gelsenkirchen. Woran liegt das?
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Konsequente Notbremse in Bottrop: Ein Grund für niedrige Inzidenz-Werte?
„Wir haben konsequent die Notbremse gezogen, als wir es noch nicht mussten“, sagt Oberbürgermeister Bernd Tischler. Die Meinung zum Bottroper Sonderweg war zwiegespalten: Einzelhändler kritisierten die Entscheidung des Krisenstabs als geschäftsschädigend, mussten sie doch wieder von „Click & Meet“ zum „Click & Collect“-Modell zurückkehren.
„Aber viele Bürger haben uns gesagt: Das ist genau richtig, schützen Sie uns!“, sagt Tischler. Das hieße nicht, dass Bottrop eine Weisheit entwickelt habe. „Ich traue mich nicht zu sagen, dass es nur daran lag, dass unsere Werte unter Landesschnitt liegen“, sagt Tischler. Dafür reichten die wissenschaftlichen Daten nicht aus.
Doch auch Krisenstabsleiter Jochen Brunnhofer sieht darin einen Baustein, der zur aktuellen Situation beiträgt. Und auch dazu, dass Bottrop im Verhältnis weniger Schwerkranke und auch weniger Tote zu beklagen hat. Sind beispielsweise in Oberhausen 3,2 Prozent der an Covid-19-Erkrankten seit Beginn der Pandemie verstorben, waren es Bottrop mit 2,0 Prozent deutlich weniger.
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Bottroper Krisenstabsleiter: „Impfung hat bei mir 1a-Priorität“
Ein weiterer ist die erfolgreich laufende Impfkampagne in der Stadt: Nirgendwo sonst im Ruhrgebiet ist der Anteil der Erstgeimpften so hoch wie in Bottrop. 38,1 Prozent der Bürgerinnen und Bürger haben – Stand Freitag – ihre erste Spritze bekommen, 8,2 Prozent haben den vollen Impfschutz. Der NRW-Schnitt liegt bei 33,2 Prozent für die Erstimpfung und ebenfalls 8,2 für die zweite.
„Die Impfung hat bei mir 1a-Priorität“, sagt Brunnhofer. „Dass das Impfzentrum möglichst optimal läuft, dass wir die Impfungen schnell terminiert bekommen.“ All das im Rahmen der Möglichkeiten, die Kommunen bleiben: Die Weisungen des Landes ändern sich häufig, aktuell gilt der 19. Impferlass in NRW. Mit der Impf-Aktion im sozial schwachen Wohngebiet am Wochenende wollte die Stadt einen weiteren Schritt in der Pandemiebekämpfung gehen – nun musste sie wegen der Zweifel am Impfstoff von Johnson & Johnson erst einmal abgesagt werden.
Kein Ausbruchsgeschehen in Bottroper Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünften
Auch die umfangreichen Testmöglichkeiten in Bottrop haben zum niedrigen Infektionsgeschehen beigetragen. „Damit fangen wir viele asymptomatische Personen in der Bevölkerung ein“, sagt Brunnhofer. Derzeit gebe es kein größeres Ausbruchsgeschehen in Bottrop, auch keine Fälle in Obdachlosen- oder Flüchtlingsunterkünften. Doch die zuletzt 32 Neuinfektionen binnen 24 Stunden sind weiterhin zu viele, um die Inzidenz merklich zu drücken.
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Ohnehin, so Brunnhofer, dürften die Zahlen nie von einem Tag zum anderen betrachtet werden. Schon wenige Infektionen können die Inzidenz-Werte nach oben treiben, so wie im Januar, als die Bottroper Zahlen deutlich über dem Landesschnitt lagen.
Aktuell ist die Notbremse noch nicht so deutlich spürbar in Bottrop wie in umliegenden Städten. Das Infektionsniveau war vorher schon deutlich niedriger, sinkt nun allerdings langsamer. „Es wäre gut, wenn sich die Zahlen stückchenweise weiter nach unten bewegen“, sagt Brunnhofer. „Dann kommt die Hoffnung auf weitere Öffnungsschritte.“