Kirchhellen. Der Anstieg des Grubenwassers unter der Heide bringt die Gefahr neuer Bergsenkungen und Beben. Davor warnt der Geschädigten-Initiativkreis.
Die RAG will ab Ende Mai auf Prosper-Haniel die Pumpen abstellen, das Grubenwasser unter der Kirchheller Heide gut zehn Jahre lang ansteigen lassen und danach in den Rhein entwässern. Das erspart der Emscher ungeheure Mengen warmen und salzigen Abwassers. Das Grubenwasserkonzept birgt aber auch das Risiko neuer Bergsenkungen und Beben. Davor warnt der „Initiativkreis bergbaubetroffener Bürger“ IBB.
Expertisen zur Bodenbewegung
Bei seiner Warnung, das Grubenwasserkonzept der RAG könne nicht nur in der Kirchheller Heide, sondern überall in Bottrop den Boden wieder in Bewegung bringen, beruft sich der IBB auf Einschätzungen der RAG und der Bezirksregierung Arnsberg, die Bergaufsichtsbehörde. Die hatte im Genehmigungsverfahren für das Konzept mögliche Schäden von Experten einschätzen lassen. IBB-Sprecher Michael Farien berichtet aus Arbeitsgruppen, in denen die IBB vertreten war: Sowohl RAG als auch Bezirksregierung „bestätigen den geschätzten Umfang der zukünftig eintretenden Hebungen in einer Größenordnung von zwei bis fünf Prozent der bislang erfolgten Senkungen.“ Farien hat das umgerechnet und kommt auf „Hebungen in der Größenordnung von 23 bis 57,5 cm als Resultat aus Restsenkungen und überlagernden Hebungseffekten durch ansteigendes Grubenwasser.“
Fariens Fazit: Folgt man den Angaben der Bezirksregierung Arnsberg und der RAG, dann werden über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren nicht nur in Kirchhellen, sondern auch in Alt-Bottrop Bodenbewegungen stattfinden. „Diese verursachen potenziell die allseits bekannten typischen Schäden und Belästigungen – einschließlich erneuter Beben.“
Neue Seen durch Senkungen
Senkungen oder Hebungen könnten Folgen haben für die Heide. Durch die Bergsenkungen der letzten Bergbau-Jahrzehnte sind etwa der Weihnachtssee und der Elsbachsee entstanden. Und in manchen anderen Gebieten war es knapp. So etwa im Landschaftsschutzgebiet Kirchhorst in der Heide. Die Stadt gab 2016 die Prognose ab: Solange der Kirchhorst durch den Boye-Oberlauf entwässert wird, wird die Fläche nicht absaufen. Bis heute hat sie Recht behalten.
Emschergenossenschaft gibt Entwarnung
Und das wird auch so bleiben, haben die Experten der Emschergenossenschaft (EG) ausgerechnet. „Aus unserer Sicht ergibt sich keine Problematik mit der Vorflut“, sagt EG-Sprecher Ilias Abawi. Auch bei einer weiteren Senkung werde das Gewässer sein Gefälle behalten. „Dementsprechend braucht es auch kein neues Pumpwerk. Gleichwohl haben wir natürlich weiterhin ein Auge drauf.“ Der Bach entspringt als Kleine Boye an der Hiesfelder Straße und läuft bis auf den Durchlass unter der Bottroper Straße fast unberührt bis zum Pumpwerk am Geitlingsweg in Grafenwald.
Und wie sieht es aus mit dem Bachsystem an der Grafenmühle, das in den Rhein entwässert und für den die EG deshalb nicht zuständig ist? Große Teile der Heide gehören dem Regionalverband Ruhr (RVR), bewirtschaftet werden sie von der RVR-Tochter Ruhr Grün. Deren Revierleiter Werner Meemken und RVR-Sprecherin Barbara Klask gehen davon aus, dass der Anstieg des Grubenwassers „keine Auswirkungen auf die Oberflächengewässer der Kirchheller Heide haben“ werde.
Was der Emscher erspart bleibt
Mit dem Anstieg des Grubenwassers beendet die RAG in diesem Jahr die Einleitung in die Emscher. 35 Millionen Kubikmeter Abwasser werden nach RAG-Prognose der Emscher und der Lippe erspart. In der Emscher sind das über den Daumen gepeilt rund zehn Prozent des anfallenden Abwassers, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft.
Das gilt natürlich nur, wenn es nicht regnet: . „Bei Hochwasser in der Emscher z.B. nach einem Starkregenereignis ist der Grubenwasseranteil geringer.“ Um wie viel, hänge von der Regenwassermenge ab.