Bottrop. Just zu den Feiertagen versank vor wenigen Jahren bei Bottrop ein Bach in einer Bergsenkung
Es begab sich zu einer Zeit vor ungefähr sechs Jahren, da versank bei Bottrop ein Bach in der Erde, und das Wasser trat über seine Ufer, und er wurde ein See. Und weil das alles zu Weihnachten geschah, nannten sie ihn „Weihnachtssee”. Eine schöne Geschichte? Und sogar wahr.
Mitten in der Kirchheller Heide ist damals ein Stück Wald vor dem Bergbau in die Knie gegangen. Besser: über ihm, dem Flöz Chriemhilt. Und er sinkt noch weiter ab. „Das hier”, sagt Revierförster Werner Meemken und macht einen weiten Schwenk mit dem Arm, „wird auch noch verschwinden.” Er meint die Kiefern, die noch am Ufer warten in einem kleinen, aber hohen Wäldchen. Ihre Schwestern stehen schon nackt und ohne Krone bis zu den Astlöchern im Wasser, bald werden sie einknicken und untergehen. Verwunschen sieht das aus, wie der dunkle See ihnen zu Füßen liegt, mit kleinen Eisschollen, auf denen die Sonnenstrahlen glitzern.
Anderes Holz haben die Förster rechtzeitig gerettet; da waren noch mehr Kiefern in der Bachaue und Erlen auch. Aber sie haben ja gewusst, was passieren würde, wie der Bergbau es auch wusste: Dass im Wald ein See wachsen wird, steht längst im Gebietsentwicklungsplan und auch auf einer Schautafel am Ufer. Prosper Haniel, das hier nach Kohle gräbt, verzichtet schon seit 1996 auf eigentlich genehmigten Abbau unter dem Rotbach, damit nicht alles untergeht. Den Boden unter dem Schwarzbach aber braucht die Zeche, da liegen Tonnen!
Ein paar Meter weiter kann man den Schwarzbach noch sehen, wie er als Bach so ist: ein munteres Kerlchen, das da über die Steine hüpft, und jetzt im Herbst ganz gut genährt. Doch durch den See fließt er nun ganz langsam und unsichtbar, und seine Neunaugen sind weg. Dafür gibt es inzwischen Rotaugen im See, kleine Hechte hat man hier schon gesehen, Grünfrösche und dann die ganzen Vögel, die sie herbrachten: Enten, Gänse, Kormorane. Eisvögel sind auch gekommen und auf dem Landweg Kreuzottern.
Deshalb mag der Förster nicht gar so sehr weinen um den Bach und den Verlust der früheren Landschaft. „Ein bisschen schade”, sagt Werner Meemken, sei das nur. „Denn zugleich entsteht ja Neues, Schönes. Ein Biotop.” Etwas, das die Kirchheller Heide bereichert. So gesehen ist der Weihnachtssee: ein Weihnachtsgeschenk.