Bottrop. Marktviertel will Wochenmarkt um „Schwarzmarkt“ erweitern und stärker als Werbeträger nutzen. Dafür gibt es Unterstützung. Das steckt dahinter.

Den Wochenmarkt ausbauen und ihn ins Zentrum eines Stadtmarketings – einer Werbekampagne für Bottrop stellen – so ließe sich der Appell, den die Initiatoren des Marktviertels verfasst haben, kurz und knapp zusammenfassen. Dabei erhalten sie Unterstützung von einflussreichen Bottropern, die ebenfalls mit ihren Ideen die Innenstadt weiter entwickelt haben. So gehören etwa Dirk und Oliver Helmke von der IG Gladbecker Straße zu den Erstunterzeichnern dieses Appells. Auch Jochen Klee von der IG Kirchhellener Straße – gemeinsam mit Dirk Helmke einer der Väter des Feierabendmarkts – unterstützt diese Idee. Gleiches gilt für den Ehrenvorsitzenden des Bottroper Einzelhandelsverbands, Karl Reckmann.

Mit einigen anderen schließen sie sich dem Vorschlag der Marktviertel-Initiatoren an. Dabei habe man vor allem den Markt am Samstag im Blick, sagt David Schraven. Ihm und seinen Mitstreitern schwebt vor, den Markt an diesem Tag noch weiter auszubauen und neben dem klassischen Frischemarkt auch einen Teil zu schaffen, wo die Verweil- und Aufenthaltsqualität im Mittelpunkt steht. Das soll weit über den bereits bestehenden Kaffeewagen hinausgehen. In einem Konzept der Gruppe hört sich das dann so an: „Lasst uns also einen ,Schwarzmarkt’ als Kristallisationspunkt organisieren. Einen Markt der Bergleute. Wo es vielleicht RAG-Seife und RAG-Handtücher gibt, vielleicht Grubenlampen und Kohlestücke. Aber auch Fahrräder und Leckereien.“

Ideengeber wollen den Bottroper Markt zu einer Marke entwickeln

Ziel sei es, den Markt weiter zu entwickeln zu einer Marke und einem Event. Das gelte es dann offensiv über Bottrop hinaus zu bewerben. „Der Bottroper Wochenmarkt ist bekannt und ist eine Stärke dieser Stadt. Die wollen wir stärken, um zunächst mehr Menschen in die Stadt zu holen“, erläutert Schraven die Idee. Es sei einfacher und wirksamer, solche Stärken herauszustellen, als zu versuchen die Schwächen zu beheben. Die Marktviertelmacher jedenfalls sind überzeugt, wenn samstags regelmäßig mehr Menschen in der Stadt unterwegs sind, werde sie auch für andere Händler – auf dem Markt oder in den Ladenlokalen – wieder attraktiver.

David und Sonja Schraven sowie Christina Berger (v. l.) gehören zu den Initiatoren der Marktviertel-Idee. Mit einem Kaffewagen haben sie im vergangenen Jahr angefangen und wollten den Wochenmarkt um eine Attraktion ergänzen.
David und Sonja Schraven sowie Christina Berger (v. l.) gehören zu den Initiatoren der Marktviertel-Idee. Mit einem Kaffewagen haben sie im vergangenen Jahr angefangen und wollten den Wochenmarkt um eine Attraktion ergänzen. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Gleichzeitig gelte es den Menschen in der Region und darüber hinaus klar zu machen, dass egal wann man samstags nach Bottrop komme, hier immer was los sei. „Man kann samstags ab 7 Uhr hierher kommen oder um ein Uhr nachts, in Bottrop ist immer was los“, sagt Schraven mit Blick auf die Kneipenmeile in der City oder auch Veranstaltungen in der Kulturkirche Heilig Kreuz. „Das kann keine andere Stadt in der Region von sich behaupten.“ Mit dem Schwarzmarkt könne man auch kurzfristig loslegen, sobald Corona es zulässt. Erste Vorbereitungen habe das Marktviertel bereits in die Wege geleitet.

Gelder für die Innenstadtgestaltung auch für Werbung und Marketing nutzen

Diese Dynamik und diese Ideen seien genau das, was die Innenstadt jetzt benötigt, sagt Oliver Helmke, der als Ideengeber der Kneipenmeile gilt. „Wir müssen sympathische Werbung im Umfeld machen“, bringt er seine Forderung auf den Punkt. Wichtig sei es, eine gemeinsame Dynamik hinzubekommen mit den einzelnen Vertretern der Innenstadt und mit der Wirtschaftsförderung.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Bottrop verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Schraven wünscht sich, dass Gelder zur Förderung der Innenstadt eben auch für solche Werbemaßnahmen genutzt werden. Er verweist auf einen Topf, den die Stadt aufgelegt hat. Aus dem sollen Geschäftsleute gefördert werden, die etwas tun, um die Aufenthaltsqualität in der City zu steigern. Das dürfe aber nicht nur ihnen zugute kommen. Eine Förderung der eigenen Außengastronomie ist also beispielsweise nicht möglich. Gleichzeitig ist aber ein ordentlicher Eigenanteil zu tragen. Bisher sei das kaum nachgefragt und Schraven glaubt, angesichts der Corona-Krise im Einzelhandel werde auch so schnell niemand in der Lage sein, darauf zuzugreifen. Warum also diese Gelder nicht anders verwenden, so sein Vorschlag.

Ehrenvorsitzender des Bottroper Einzelhandelsverbands hält Handel allein für nicht mehr zukunftsfähig

Unterstützung kommt auch von Dirk Helmke, dem Mit-Initiator des Feierabendmarkts. Von den Ideen des Marktviertels könne „eine Initialzündung“ für die gesamte Innenstadt ausgehen. „Wir brauchen für Bottrop eine Welle und das erreichen wir nur, wenn wir ordentlich Werbung machen und interessante Aktionen weiter verbreiten.“ Dirk Helmke geht sogar noch weiter, wirft die Frage auf, ob man als Stadt für interessante und einzigartige Marktstände nicht vielleicht sogar zahlen müsste – vergleichbar mit Weihnachtsmärkten, wo Kunsthandwerker oftmals auch einen Obolus erhielten, wenn sie ihren Stand dort aufbauen. Zudem müsse auch für den Markt gründlich Akquise betrieben werden. Wichtig sei, dass solche Sachen unbürokratisch umgesetzt werden.

Auch interessant

Auch der Ehrenvorsitzende des Bottroper Einzelhandelsverbands, Karl Reckmann, unterstützt die Marktviertel-Idee. „Dieser Ansatz eines neuen Konzepts für die Innenstadt ist richtig. Der Einzelhandel allein, so wie er jetzt da ist, ist nicht zukunftsfähig.“ Um die Ideen umzusetzen müsste man wenn nötig eben auch alte Zöpfe abschneiden und die Marktordnung ändern. Für Reckmann jedenfalls gilt: „Bottrop hat eine lange Markttradition und dazu die Bergbaugeschichte, das können wir ruhig offensiv vertreten und verkaufen.“