Bottrop. Teklay Gebre Libanos und Abdo Schamo, beide bald im dritten Ausbildungsjahr, leben in Bottrop. Hier ist ihr Bericht.

Die Zahl der geflüchteten Menschen, die in Bottrop leben und eine Arbeit gefunden haben, wächst. Hier erzählen zwei junge Männer, welcher Weg sie zu ihrem Ausbildungsplatz geführt hat.

Qualifizierte Ausbildung ist für die Perspektive der Flüchtlinge wichtig

Sobald Abdo Schamo aus Syrien nach knapp zwei Jahren in Bottrop einen Job gefunden und mit Unterstützung der Flüchtlingshilfe eine Arbeitserlaubnis erkämpft hatte, hat er immer in der Gastronomie gearbeitet. Doch ihm war klar: Um eine Perspektive zu haben, ist eine qualifizierte Ausbildung wichtig. Die hat der 26-Jährige bei einem Metallbauer in Gelsenkirchen gefunden. Ab August beginnt dort schon sein drittes Lehrjahr.

Auch interessant

Die Jobs haben Abdo Schamo geholfen, Deutsch zu lernen. „Am Anfang habe ich nur ein paar Worte beherrscht“, erzählt er, gelernt zunächst bei der Flüchtlingshilfe, weil der Besuch offizieller Sprachkurse erst später möglich wurde. Dazu kamen Praktika, teils vermittelt vom Jobcenter, hauptsächlich aber privat gesucht: „Im PC-Bereich, im Sanitärbereich, beim Fliesenleger, beim Metallbauer, am Marktstand.“ Nebenbei hat er noch einen Führerschein gemacht.

„Wenn man etwas will, dann muss man etwas dafür tun“

In seiner Heimat absolvierte Abdo Schamo ein Fachabitur im Textil-Bereich. „Das wurde hier anerkannt als Mittlere Reife.“ Bei der Kreishandwerkerschaft machte er dann einen Test – und erhielt schließlich den Ausbildungsplatz. „Ich habe mir zwar etwas anderes vorgestellt, aber es macht Spaß.“ Weil die Ausbildungsvergütung nicht so hoch ist, jobbt der 26-Jährige nebenher weiter. Und gebüffelt werden muss auch noch – etwa beim Lernen der Fachbegriffe mit Kurt Mehring. Der Ehrenamtliche betont mit Blick auf alle geflüchteten Menschen in einer Lehre: „Sie haben ganz schön was erreicht. Sie müssen im Vergleich zu anderen immer noch eine Schippe drauflegen.“

Auch interessant

Für Abdo Schamo ist das selbstverständlich: „Wenn man etwas will, dann muss man etwas dafür tun.“ Seit kurzem hat er, der Ende 2013 mit seiner jüngeren verheirateten Schwester und anderen Verwandten die Flucht aus Syrien antrat, die Niederlassungserlaubnis für einen unbefristeten Aufenthalt in Deutschland. Zuvor hat Schamo, der seinen ersten Asylantrag in Bulgarien stellte, gebangt, dorthin abgeschoben zu werden. Seine Eltern würde er gerne auch in Deutschland wissen. „Aber das ist nicht so einfach.“

Zunächst den Realschulabschluss nachgeholt

Teklay Gebre Libanos hat seine Heimat Eritrea schon 2009 verlassen, war bis 2014 im Sudan, wo er als Metallbauer arbeitete. In diesem Bereich, mit dem Schwerpunkt Kfz, hat er auch in Deutschland eine Ausbildung gefunden – und dafür einige Hindernisse überwunden.

Nach einem Jahr in Libyen im Gefängnis ist der heute 28-Jährige 2015 mit seiner Frau nach Deutschland und bald nach Bottrop gekommen. „In Eritrea habe ich bis zur 9. Klasse gelernt“, erzählt er. Da wollte er gerne noch eine Qualifizierung drauf setzen. Nach Beratung bei der Caritas holte er seinen Realschulabschluss an einer Abendschule in Gelsenkirchen nach.

Das Jobcenter hat für die Aufnahme der Ausbildung den Führerschein finanziert

In seiner Anfangszeit hier habe er keinen offiziellen Sprachkurs besuchen und nicht arbeiten dürfen. „Sprache ist wichtig“, war für ihn aber klar; ohne entsprechende Kenntnisse fühlte er sich unwohl. So lernte der Vater eines vierjährigen Sohnes Deutsch erst einmal bei der Flüchtlingshilfe; den ersten Minijob hatte er ab 2017 in Oberhausen.

Nach Schulabschluss (2018) und Bewerbung begleitete Mona Hinrichs von der Kreishandwerkerschaft ihn für eine Vorstellung zu seinem heutigen Arbeitgeber in Wesel. „Dort hieß es, ich brauche einen Führerschein.“ Der wurde dann vom Jobcenter finanziert.

„Ich bin glücklich“, sagt er heute. „Nach der Ausbildung bleibe ich in der Firma – wenn ich gut arbeite.“

Zuletzt berichtet:

Sprache und gute Arbeit sind wichtig für die Perspektive

Flüchtlinge können auf die Hilfe von Ehrenamtlichen zählen

Aus dem Syrienkrieg zum Einser-Abitur