Bottrop. . Ursula Rürup gibt bei der Flüchtlingshilfe Sprachkurse. Sie wünscht sich Bottrop als „Innovation City“ für die Integration der Flüchtlinge.

Der erste Sprachkurs für Flüchtlinge, den Ursula Rürup gegeben hat, fand unter „widrigen Bedingungen“ in den Kochschwaden der Küche eines Flüchtlingswohnheims an der Stenkhoffstraße statt. Das war 2014. Zuvor in dem Jahr hatte sich die pensionierte Lehrerin dem Gesprächskreis Flüchtlingscafé angeschlossen und das Heim kennengelernt. „Ich habe mir gedacht, hier muss man was machen.“ Und was lag näher, als Deutsch zu unterrichten.

„Damals hieß es noch: Die dürfen keinen Deutschunterricht bekommen, weil sie keinen Status haben“, erinnert sie Ursula Rürup. „Teilweise haben die bis heute ihr Asyl nicht durch.“ Deutsch haben sie dennoch weiter gelernt bei engagierten ehrenamtlichen Helfern. Einige Flüchtlinge sind inzwischen so weit, dass sie für den Deutsch-Test üben.

Sprache und Bildung

Heute stellt niemand mehr in Frage, dass die Integration der Flüchtlinge nur über Sprache und Bildung was werden kann und dass der Unterricht so schnell wie möglich begonnen werden muss. Das gelingt auch mit Hilfe der inzwischen 25 bis 30 Ehrenamtlichen der Flüchtlingshilfe. Manchmal sind mittlerweile die fehlenden Unterrichtsräume ein Problem.

Zwei Drittel der Freiwilligen haben früher schon einmal unterrichtet. Aber viele steigen auch einfach so mit viel Engagement und Herzblut ein und meistern die größten Herausforderungen. Wie Menschen zu unterrichten, mit denen man sich in keiner Sprache verständigen kann, oder die auch noch Schreiben und Lesen lernen müssen.

Ursula Rürup verfügt über einen reichen Schatz an Erfahrungen, schließlich war sie 37 Jahre lang Lehrerin für Englisch und Sport erst am Schalker Gymnasium, dann an der Willy-Brandt-Gesamtschule. Schon von Berufs wegen verfügt sie über ein gewisses Organisationstalent, hat deshalb die Koordinierung der Sprachkurse der Flüchtlingshilfe übernommen und arbeitet dabei eng mit dem Referat für Migration zusammen.

Mit dem Deutschunterricht allein ist es aber meist nicht getan. „Die Leute kommen mit Schreiben, die sie nicht verstehen und bitten um Hilfe. Deshalb brauchen wir auch Familien-Patenschaften“, erklärt Ursula Rürup. Menschen, die Flüchtlinge zu Ämtern begleiten, helfen, Wohnungen zu finden, Kinder in Kindergärten oder Schulen unterzubringen oder finanzielle Dinge zu regeln. So hat Ursula Rürup eine neunköpfige Familie aus Albanien unter ihre Fittiche genommen, die sie demnächst auch zu ihrer Anhörung begleiten wird.

Viele Hilfen sind inzwischen gut angelaufen, es gibt Gelder von Bund und Land für viele Projekte, aber Ursula Rürup würde sich eine Stelle wünschen, die alle Hilfen koordiniert und alles im Blick behält. Und sie hat größeres im Sinn: „Wir brauchen ein paar Visionen und einen roten Faden“, sagt sie und wünscht sich ein Modell für Integration in Bottrop. Dabei denkt sie an eine Art „Innovation City“, und würde für die Idee gerne Oberbürgermeister Bernd Tischler begeistern.

Sie wünscht sich einen oder mehrere „Runde Tische“, an denen alle Akteure zusammenkommen, um beispielsweise die Deutschkurse der Ehrenamtlichen und die der VHS besser auf einander aufzubauen. Oder um mit Gewerkschaften und Arbeitgebern zu besprechen, wo in Zukunft Flüchtlinge als Arbeitskräfte gebraucht werden und wie sie dafür schon frühzeitig gefördert werden können.

Man müsste Praktika und Hospitationen organisieren, schlägt sie vor, und die Flüchtlinge auch dorthin begleiten. Und dabei kommt Ursula Rürup gleich eine Personengruppe in den Sinn, „die wir noch nicht abgegriffen haben“. Männer nämlich, die heute in Rente sind, sich im Berufsleben früher aber um Mitarbeiter gekümmert haben.

Es gibt noch viel zu tun, und es gibt noch viele Ideen. Man muss es jetzt anpacken.