Bottrop. Die Bottroper Kokerei Prosper hat die meisten defekten Koksofentüren ausgewechselt. Doch sie hält die Schadstoffzielwerte immer noch nicht ein.
Die Bezirksregierung Münster gibt der Kokerei Prosper etwas mehr Zeit, stark beschädigte Türen ihrer Koksöfen auszuwechseln. Die Aufsichtsbehörde hatte dem Bottroper Betrieb zunächst eine Frist bis zum 31. Januar gesetzt. Sie hat diese Frist jedoch bis Ende Februar verlängert. Das teilte der Bottroper Umweltdezernent Klaus Müller jetzt mit. „Der größte Teil der Ofentüren ist ausgetauscht worden“, sagte Müller. Die neue Frist müsse die Kokerei verbindlich einhalten. Bis dann müssen alle defekten Türen erneuert sein, erklärte er vor Anwohnern und Ratsvertretern im Rathaus.
Ziel der Auflage aus Münster, ist „eine optimale Dichtigkeit“ der Koksöfen. Denn Gutachter hatten festgestellt, dass vor allem die Öfen der Bottroper Kokerei den zu hohen Ausstoß des krebserregenden Schadstoffes Benzo(a)pyren verursachen. Die Aufsichtsbehörde macht der Kokerei daher eine weitere Auflage: Der Betrieb muss danach bis Ende März sichergestellt haben, dass defekte Koksofentüren sofort am Tag darauf ausgetauscht werden.
Ratsherr wirft der Kokerei-Leitung Verantwortungslosigkeit vor
„Beim Benzo(a)pyren gehen wir davon aus, dass das Ergebnis wieder nicht gut sein wird“, sagte Umweltdezernent Müller. Auch die Bezirksregierung rechnete bereits im Dezember damit, dass die Bottroper Kokerei den Zielwert von einem Nanogramm pro Kubikmeter als Jahresmittelwert voraussichtlich erneut überschreiten werde. Die Kritik daran hält an. „Seit wie vielen Jahren veralbert man uns eigentlich?“, meinte ÖDP-Vertreter Markus Stamm. Trotz aller Beteuerungen, dass die Grenzwerte für die Schadstoffe künftig eingehalten würden, sei das immer noch nicht der Fall. „Jetzt ist wieder ein Jahr vorbei und nichts ist geschehen“, sagte der verärgerte ÖDP-Vertreter. DKP-Ratsherr Michael Gerber kritisierte die Leitung der Kokerei scharf. Er sagte: Sie gehe „verantwortungslos mit der Gesundheit der Anwohner um“.
Auch die Bezirksregierung hatte allerdings deutlich gemacht, dass sie den zu hohen Schadstoffausstoß nicht akzeptieren wird. So hatte eine Vertreterin der Behörde schon im Dezember festgestellt: „Offenbar reichen die vom Betreiber durchgeführten Maßnahmen zur Senkung der Benzo[a]pyren-Emissionen nicht aus“. Sie kündigte daher eine intensive Überwachung der Kokerei und unangemeldete Kontrollen an. Wegen der hohen Schadstoffbelastung hatte die Stadt im vorigen Frühjahr vorsorglich empfohlen, im Bottroper Süden auf den Verzehr von Gemüse aus eigenen Gärten besser zu verzichten. Ihre Empfehlung gilt noch immer.
SPD-Abgeordneter nennt Dauerbetrieb der Hochfackel eine Zumutung
Auf Kritik stößt auch, dass die Hochfackel der Kokerei trotz aller Zusagen noch immer brennt. „Das ist eine Zumutung für alle, die da wohnen. Ich weiß auch nicht, welche Schadstoffe dadurch austreten“, sagte SPD-Landtagsabgeordneter Thomas Göddertz. Die Hochfackel, mit der überschüssiges Kokereigas verbrannt wird, sei jetzt schon seit September in Betrieb. Eigentlich sollte diese bis Mitte Dezember 2019 abgestellt werden. „Sie brennt aber immer noch“, kritisierte der Bottroper.
Eigentlich setzt die Kokerei eine Bodenfackel zum Verbrennen des überschüssigen Gases ein. Die Hochfackel dient nur als Ersatz. Zunächst hatte der Kokerei-Besitzer Arcelor Mittal den Einsatz der Hochfackel mit der Reparatur des abgebrannten Kühlturms der Kokerei erklärt. Für die Dauer der Sanierung könne die Bodenfackel nicht in Betrieb gehen. Mitte November hatte die Feuerwehr in Gelsenkirchen dann ein Leck in der Gasfernleitung festgestellt, über die die Kokerei ihr gereinigtes Koksofengas an Industriebetriebe in Gelsenkirchen Herne und Dortmund transportiert.
Fernleitung für das gereinigte Kokereigas muss nach Leckage saniert werden
Für die Reparatur hatte die Feuerwehr die Gasleitung der Firma Open Grid Europe abgeriegelt. Daher werde weiterhin die Hochfackel zum Verbrennen des Gases in Betrieb bleiben, kündigte der Arcelor-Konzern im November an. „Das Leck ist bereits geschlossen“, teilte der Bottroper Umweltdezernent Klaus Müller nun mit. Allerdings habe der TÜV zur Auflage gemacht, weitere Stellen der Fernleitung, an denen es zu ähnlichen Leckagen kommen könnte, vorsorglich zu sanieren. Der Arcelor Mittal-Konzern in Bremen teilt dazu mit, dass die Arbeiten an der Gasleitung voraussichtlich noch bis Mitte Februar andauern werden. Für die Dauer der Instandsetzung werde weiterhin die Hochfackel in Betrieb bleiben. Die Kokerei-Inhaber sagten zu, darüber zu informieren, sobald die Reparaturen abgeschlossen seien.