Anwohner der Bottroper Heinrich-Heine-Straße fühlen sich von Vivawest im Stich gelassen. Grünflächenamt bestätigt Ausbreitung in der ganzen Stadt

Es ist Klaus-Günter Niesbachs Geburtstag. Kaffee und Kuchen im Garten? Daran ist momentan an der Heinrich-Heine-Straße nicht zu denken. Alle Anwohner halten ihre Fenster bestmöglich geschlossen, versuchen sich drinnen aufzuhalten. Grund sind, na klar, die Eichenprozessionsspinner. Sie sind klein, haarig und versetzen die gesamte Stadt in Aufruhr. Denn neben dem Schaden für die Bäume sind die feinen Härchen, mit denen die Raupe bedeckt ist, eine Gefahr für Menschen und Tiere. Ihre feinen Brennhärchen sind giftig und können Hautrötungen, Juckreiz bis hin zu Asthmaanfällen beim Einatmen auslösen. Die Stadt kümmert sich um öffentliche Plätze und kommt mit der Beseitigung der Nester kaum hinterher. Große Probleme mit den kleinen Raupen haben aber auch Mieter, wie beispielsweise an der Heinrich-Heine-Straße.

Nester direkt melden

Die Vivawest weißt auf das HVG Grünflächenmanagement hin, das sich professionell um die Beseitigung der Nester kümmere. „Wir raten unseren Mietern zu ihrer eigenen Sicherheit davon ab, selbst mit Brennern oder ähnlichen Werkzeugen tätig zu werden“, heißt es

Bei Entdeckung eines Eichenprozessionsspinner-Nests sollen sich Mieter per Telefon: 02041 706460 oder E-Mail: Emscher.Lippe@vivawest.de an das Kundencenter wenden.

Mehrfach hat sich die Nachbarschaft schon an die Vivawest, ihren Vermieter, gewandt. „Am Dienstag waren tatsächlich auch Arbeiter da“, sagt Niesbach. „Allerdings sind die nach eineinhalb Stunden schon wieder gegangen.“ Geschafft hätten die Arbeiter gerade mal drei Bäume. Auch Nachbarn bestätigen Niesbachs Aussage. „Angeblich wollten sie am Mittwoch wiederkommen“, sagt Niesbach. Das sei allerdings bis zum frühen Abend nicht geschehen, berichtet der 64-Jährige. „Die derzeit laufenden Arbeiten wurden wegen der Regenfälle kurzzeitig unterbrochen und werden schnellstmöglich fortgesetzt“, teilt Vivawest dazu mit.

Noch immer hängen zahlreiche Nester in den Bäumen. Nicht nur in den Kronen, sondern auch auf Kniehöhe an den Baumstämmen. Niesbachs Frau Elke sagt: „Für Kinder und Tiere ist das besonders gefährlich. Die wissen ja nicht was es mit den Raupen auf sich hat.“ Ein Junge aus der Nachbarschaft hätte den ganzen Körper voller Ausschlag gehabt. Eine andere Nachbarin sei mit schweren Atemproblemen ins Krankenhaus gekommen.

Nester mit Feuer bekämpft

Die Haare sind das Problem: Rund acht Jahre bleiben die dünnen Härchen des Eichenprozessionsspinners gefährlich.
Die Haare sind das Problem: Rund acht Jahre bleiben die dünnen Härchen des Eichenprozessionsspinners gefährlich. © dpa | trick Pleul

Das Schlimmste an der Sache: Die Nachbarschaft ist machtlos gegen die Eichenprozessionsspinner. Einige Mieter hätten bereits begonnen mit Flammenwerfern die Nester abzubrennen. „So etwas besitze ich aber nicht“, sagt Niesbach, der mit seinen 64 Jahren auch nicht mehr in Baumkronen herumklettern will, um Nester zu beseitigen.

Ein weiteres Problem seien die Bäume im Garten. „Die Arbeiter haben gesagt, dass sie da mit ihren Gerätschaften nicht hinkommen. Werden diese Nester also niemals entfernt“, fragen sich die Anwohner.

Vivawest: Geringfügiger Befall

Wirklich ernst genommen fühlen sie sich von der Wohnungsbau-Gesellschaft nicht. Das Unternehmen teilt auf Nachfrage mit, dass „ein geringfügiger Befall festgestellt worden ist“. Das will Niesbach so aber nicht stehen lassen und zeigt gleich mehrere Bäume, die noch immer stark betroffen sind. Mehrere Nester hängen in de Bäumen, Raupen krabbeln auf Gehwegen, liegen auf Auto-Dächern. „Und die Kinder, von denen wir hier in der Nachbarschaft sehr viele haben, spielen zwischendrin“, sagt Elke Niesbach.

Man habe den Mietern gesagt, dass die Plage in ein paar Wochen ja schon wieder vorbei sei, berichten die Anwohner. Niesbachs Sohn Manuel kann da nur Müde lachen. „Wir wissen nicht, was wir machen sollen. Die Haare sind ja mindestens acht Jahre gefährlich. Sollen wir so lange in der Wohnung bleiben? Gar nicht mehr vor die Tür gehen?“

Kai-Uwe Dahm vom Grünflächenamt bestätigte, dass quasi das ganze Bottroper Stadtgebiet betroffen sei. Die Stadt könne natürlich nur auf öffentlichem Gelände tätig werden, „bei befallenen Bäumen auf privaten Grundstücken muss sich der Eigentümer darum kümmern.“ Vivawest teilt allerdings mit: „Nach unseren Informationen ist aktuell nur das Quartier Bottrop-Fuhlenbrock, Heinrich-Heine-Straße, betroffen.“

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