Bottrop. . Gegen die Raupen des Eichenprozessionsspinners setzt Bottrop ein Biozid ein. Ein Gebläse sprüht es in die Bäume. Doch dafür muss alles passen.
Vorsichtig lenkt der Fahrer den großen Traktor rückwärts an die Eiche heran. Ein Knopfdruck, und das Dröhnen des Lüfters setzt ein. Ein kräftiger Wind schüttelt den Baum durch. So soll sich die Krone öffnen. Dann schießt aus dem Lüfter ein feiner Nebel in die Blätter, ein Wasser-Gift-Gemisch. Es soll dem gefräßigen Eichenprozessionsspinner den Garaus machen. An unterschiedlichen Stellen in der Stadt setzt der Fachbereich Umwelt und Grün nun auf das Biozid, in der Hoffnung, der Plage Herr zu werden. Doch es bleibt ein kleines Fragezeichen.
„Wir setzen dieses Mittel nun erstmals ein“, sagt Kai-Uwe Dahm vom Grünflächenamt. Daher wisse man noch nicht genau, wie es wirkt. Das Mittel soll sich über die Blätter der Eiche legen und den Appetit des Schädlings zügeln, letztlich verhungert die Raupe. Die Stadt Bottrop setzt dabei auf ein Biozid, gewonnen aus dem asiatischen Niembaum. Das wird stark verdünnt in die Baumkrone geschossen. Auf einen Liter Wirkstoff kommen 200 Liter Wasser.
Befallene Gebiete in drei Kategorien aufgeteilt
Der Einsatz des großen Traktors, das laute Gebläse – dies erregt am Eingangsbereich des Marienhospitals Aufsehen. Autofahrer bremsen ab, Passanten bleiben stehen, viele sind neugierig, was hier passiert. Und so müssen die Mitarbeiter auch immer wieder Fragen beantworten.
Die Stadt hat die befallenen Gebiete in drei Kategorien aufgeteilt. Lediglich an Kitas, Schulen, Spielplätzen oder auch am Krankenhaus kommt das Biozid zum Einsatz. Dahm spricht beim Einsatz gegen den Eichenprozessionsspinner von „Gefahrenabwehr“. Denn neben dem Schaden für die Eichen sind die feinen Härchen, mit denen die Raupe bedeckt ist, tatsächlich eine Gefahr für Menschen. Diese feinen Brennhärchen sind giftig und können Hautrötungen, Juckreiz bis hin zu Asthmaanfällen beim Einatmen auslösen.
Naturschützer warnen vor Abdrift aus Kanonen
An anderen Stellen setzt die Stadt auf Hinweisschilder und Absperrungen, außerdem kommt im Sommer wieder der Sauger zum Einsatz, mit dem die Raupen dann tatsächlich von den Bäumen gesaugt werden. In der dritten Kategorie greift die Stadt nicht ein, weil hier keine Gefahr besteht.
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Selbst die Naturschützer sehen keine Alternative zum Gifteinsatz – in engen Grenzen. So fordert Dirk Jansen, der NRW-Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) den punktgenauen Einsatz des Giftes. Der Abdrift aus den Sprühkanonen müsse so gut wie möglich verhindert werden. Denn auch andere Raupenarten gehen daran zugrunde.
Biozid wirkt nur in frühem Stadium der Raupe
Und so steuert der Fahrer des Traktors an der Josef-Alber-Straße dann auch nur die Eichen an, lenkt sein Gefährt in Position und schmeißt die Kanone an. Es dröhnt, es zischt, und kurzzeitig liegt ein unangenehmer Geruch in der Luft, der aber schnell wieder verflogen ist.
Doch sieht man diese Anwendung, dann wird auch klar, warum sich Dahm so äußert: „Wir können das auch nicht bei jedem Wetter machen. Bei Regen oder starkem Wind funktioniert es nicht“, erläutert er. Gleichzeitig dürfen Dahm und seine Kollegen nicht zu lange warten. Das Biozid wirkt nur in einem frühen Entwicklungsstadium der Raupe.