Bottrop. . Personalversammlung am Dienstagabend: Insolvenzverwalter informiert die mehr als 100 Mitarbeiter über das anstehende Aus am Standort Bottrop.

Das insolvente Kaufhaus Moses in der Bottroper Innenstadt wird nicht weiter geführt. Offiziell bestätigen wollte das auf Nachfrage der Lokalredaktion noch keiner der Beteiligten. Allerdings wurde das Kaufhaus am Dienstagabend schon eher geschlossen und die Mitarbeiter wurden zu einer Personalversammlung zusammen gerufen. Dort teilte der Insolvenzverwalter den 109 Mitarbeitern mit, dass es mit Moses in Bottrop nicht weiter geht. Die Kündigungen sollen im März ausgesprochen werden, bis Mitte April erhalten sie noch Insolvenzausfallgeld.

Räumungsverkauf ab 6. März

Nach der Versammlung herrschte unter den Mitarbeitern naturgemäß Trauer, Wut und Frust. Nicht einmal ein halbes Jahr nach der Eröffnung Ende September ist Moses in Bottrop wieder Geschichte. Moses wird Rosenmontag und Dienstag geschlossen bleiben, ab Mittwoch soll ein großer Räumungsverkauf beginnen, um die Läger zu leeren.

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Zuletzt hatten sich alle Beteiligten – Moses-Eigentümer, Vermieter und auch Insolvenzverwalter – bei Oberbürgermeister Bernd Tischler getroffen. Als ein Ergebnis des Gesprächs waren schon Veränderungen im ehemaligen Karstadt-Haus angekündigt worden. Damals hatte man sich auf die Sprachregelung geeinigt, wonach „ergänzende Mieter“ in das Haus einziehen sollten. Das legte schon den Schluss nahe, dass sich Moses zumindest hätte kleiner setzen wollen. Nun also der komplette Rückzug der kleinen Kaufhaus-Kette.

Insolvenzantrag am 24. Januar

Ende Januar hatte das Kaufhaus in ehemaligen Karstadt-Haus Insolvenz angemeldet. In der Folge überzogen sich die Eigentümer der Moses-Gruppe, das Ehepaar Wittenberg, sowie der Eigentümer der Immobilie, die Devello AG mit gegenseitigen Vorwürfen. Die Moses-Eigner machten die Bausituation rund um die Althoff-Arkaden für die Insolvenz verantwortliche. Zahlreiche Baumängel und die insgesamt nicht besonders einladende Eingangssituation mit den zahlreichen Baugerüsten hätten zur Insolvenz des Hauses geführt.

Gegenseitige Vorwürfe

Vorwürfe, die die Devello AG so nicht auf sich beruhen ließ und stattdessen zum Gegenangriff ausholte. In einer Stellungnahme warf die Devello den Moses-Eigentümern vor, das Bottroper Haus nicht ausreichend mit Liquidität ausgestattet zu haben, um die Anlaufzeit, die ein solches Haus benötigt, zu überbrücken. Dies sei umso erstaunlicher, da die Devello der Moses AG einen zweck- und standortgebundenen Baukostenzuschuss von mehr als drei Millionen Euro gewährt habe. Allerdings sah sich die Devello nicht in der Lage zu bestätigen, dass der Zuschuss vertrags- und zweckgerecht verwendet wurde. Daher habe man einen Gutachter beauftragt, das zu überprüfen. Vorwürfe, die Norbert Wittenberg gegenüber der WAZ als „unter der Gürtellinie“ zurückwies.

Trennung von Moses schon in Neustadt

Dass das Tischtuch zwischen Devello und Moses zerschnitten war, konnte man zu dem Zeitpunkt schon getrost annehmen. In Neustadt an der Weinstraße planten die beiden Partner zu dem Zeitpunkt noch ein ähnliches Projekt wie in Bottrop. Auch dort war Moses als Ankermieter für ein Devello-Projekt vorgesehen. Inzwischen hat Devello den Vertrag in Neustadt jedoch zum 30 April aufgelöst. Das berichtet die Zeitung Rheinpfalz. Für Neustadt sei es „ein Segen“, dass die Probleme mit Moses zum jetzigen Zeitpunkt aufgetaucht seien. Denn nun könne man noch umplanen, zitiert die Zeitung den für das Neustädter Objekt zuständigen Devello-Vertreter Erich Hemmerich.

Moses verkauft seine Anteile an der Sauer-Gruppe

Zudem hat sich die Moses-Gruppe in der Zwischenzeit von seinen Anteilen an der Sauer-Gruppe getrennt. Die betreibt in Nordhessen zehn Textilgeschäfte. Neuer Eigentümer ist laut dem Branchenmagazin Textilwirtschaft Thomas Vockerath der bisher schon ein Viertel der Anteile besaß. Es sei sowieso geplant gewesen, dass Vockerath in den kommenden zwei Jahren die kompletten Anteile hätte übernehmen sollen.