Bottrop. . Die Eigentümer des Bottroper Kaufhauses Moses bezeichnen Vorwürfe der Devello AG als „diffamierend“. So äußern sie sich zu den Beschuldigungen.
„Diffamierend“ – so bezeichnet Norbert Wittenberg die Vorwürfe, die die Devello AG gegen die Inhaber der Kaufhauskette Moses erhoben hat. In einer Stellungnahme hatte der Vermieter der Immobilie am Freitag unter anderem die Frage aufgeworfen, was mit seinem Baukostenzuschuss von mehr als drei Millionen Euro geschehen ist.
Den hatte die Devello Moses gewährt – gebunden an den Standort Bottrop. Und genau dort sei der Zuschuss auch verwendet worden, betont Norbert Wittenberg im Gespräch mit dieser Zeitung. Das sei alles nachweisbar und dokumentiert. Wie Devello auf die Idee käme, der Zuschuss sei anderweitig gebraucht worden, könne er nicht nachvollziehen. Der Vorwurf sei „unter der Gürtellinie“.
Umschreibung des Mietvertrags als normaler Vorgang
Anders als von Devello dargestellt sei der Versuch, den Mietvertrag von der Muttergesellschaft auf die Bottroper Gesellschaft zu überschreiben, auch nicht kurzfristig gewesen, sagt Martina Wittenberg. Schon in den Mietverhandlungen ganz zu Anfang sei das ein Thema gewesen. „Wir führen alle unsere Häuser als eigene Gesellschaften und es war klar, dass wenn die Bottroper Gesellschaft gegründet ist, wir auch den Mietvertrag auf diese GmbH umgeschrieben werden soll.“ Das habe keinen, wie von der Devello unterstellt, negativen Hintergrund gehabt.
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Auch den Vorwurf, die Bottroper Gesellschaft mit zu geringer Liquidität ausgestattet zu haben, so dass sie nicht in der Lage war, die Anlaufzeit im Einzelhandel zu überstehen, weisen die Wittenbergs zurück. Sie sind nach wie vor der Meinung, in Bottrop alles gegeben zu haben. Die Insolvenz sei angesichts der Bottroper Umsätze aber nötig gewesen. Die seien weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Umsätze im Bottroper Warenhaus waren „katastrophal“
Martina Wittenberg zieht den Vergleich zu ihrem Warenhaus in Fürstenwalde. Dort erwirtschafte Moses auf 2500 Quadratmetern genau so viel Umsatz wie im dreimal so großen Haus in Bottrop. „So katastrophale Umsätze haben wir noch nie erlebt. Aber wir haben auch noch nie ein Gebäude vorgefunden, das von außen einen so katastrophalen Eindruck macht.“ Für die Kalkulation habe man mit einem Umsatz gerechnet, der üblich sei, wenn ein Haus als Neueröffnung wahrgenommen werde.
Auf dem Rücken der Angestellten
Die jüngsten Entwicklungen und die gegenseitigen Vorwürfe zwischen Kaufhaus-Betreibern und Vermieter im Zuge der Moses-Insolvenz lassen sich wirklich nur noch kopfschüttelnd beobachten. Wer in dieser Gemengelage Recht hat, ist für den Beobachter nicht mehr nachzuvollziehen.
Da überschütten sich zuletzt zwei Parteien gegenseitig mit Anschuldigungen, dabei sollten sie doch dasselbe Ziel und dieselben Interessen haben – die Innenstadt und damit ihre Geschäfte nach vorne zu bringen. Denn ein Kaufhaus funktioniert nur, wenn eine Innenstadt funktioniert, und eine Immobilie wirft nur dann Rendite ab, wenn sie sich in einem funktionieren Umfeld befindet und gut vermietet ist.
Niemand vermag zu sagen, ob und wie es nun mit Moses in Bottrop weitergeht. Hat das Haus nun noch eine Zukunft oder ist das Tischtuch zerschnitten?
Für die mehr als 100 Angestellten ist die Situation fatal. Sie haben im September hochmotiviert das neue Herzstück der Innenstadt eröffnet, haben sich im Vorfeld eingebracht und alles aufgebaut. Umso schlimmer, dass sie möglicherweise schon bald vor einem Scherbenhaufen stehen. Gerade ihnen ist zu wünschen, dass Vermieter und Kaufhauseigentümer sich doch noch zusammenraufen. Vielleicht kann da der Insolvenzverwalter helfen?
Wittenbergs sind der Auffassung, in Bottrop alles gegeben zu haben. Das gelte aber wohl nicht für Devello. Auf über 100 Seiten habe man Mängel am Gebäude dokumentiert, wiederholen die Kaufhaus-Egentümer ihre Vorwürfe. Inzwischen haben sie auch einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der sich um dieses Thema kümmern soll.
Inhaber wollen Arbeitsplätze sichern
Die Mängel und Wasserschäden im Gebäude seien auch der Grund dafür, dass Moses bisher nur zwei Monatsmieten gezahlt habe, sagt Norbert Wittenberg. Die ersten beiden Mieten habe man nur auf Bitten der Devello gezahlt. Das sei im Nachhinein betrachtet ein Fehler gewesen. Das habe ihnen der Rechtsanwalt so mitgeteilt, ergänzt Martina Wittenberg.
Doch wie geht es nun weiter? Nach wie vor wollen die Wittenbergs die Arbeitsplätze in Bottrop erhalten. Ihr Ansprechpartner bei der Devello sei Jens Friedländer. Der Gründer und langjährige Geschäftsführer der Devello AG ist inzwischen Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens. „Wir schätzen ihn sehr.“ Mit ihm stehe man in Kontakt und ihm habe man auch Ideen unterbreitet, den Standort Bottrop weiterzuentwickeln.