Bottrop. . Letzte Woche hat das Bottroper Kaufhaus Insolvenz angemeldet. Jetzt äußert sich der Vermieter Devello. Die Vorwürfe lesen sich wie ein Krimi.

Das Moses-Haus in der Bottroper Innenstadt dürfte bald Geschichte sein. Andreas Marx, Gesellschafter der Devello AG, der das ehemalige Karstadt-Haus in der Innenstadt gehört, erklärte gegenüber dieser Zeitung: „Im Augenblick sehen wir keine Möglichkeit, dass es für uns mit Moses weiter gehen kann.“ Aber noch stünden Gespräche mit dem Insolvenzverwalter aus.

Tischtuch zwischen den Parteien scheint zerschnitten

Für die über 100 Mitarbeiter im Bottroper Haus wäre das eine Hiobsbotschaft. Doch das Tischtuch zwischen dem Ehepaar Wittenberg, dem Inhaber des Kaufhauses, und dem Vermieter scheint zerschnitten. Die Devello erhebt schwere Vorwürfe gegen ihren Mieter und wehrt sich gegen die Rolle des Buhmanns in der Insolvenz. Was Devello in einer Stellungnahme mitteilt, liest sich in Teilen wie ein Wirtschaftskrimi.

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Demnach habe die Devello AG Moses einen Baukostenzuschuss von über drei Millionen Euro gewährt – zweckgebunden an den Standort Bottrop. Auf diese Weise habe der Vermieter dem Kaufhaus die finanzielle Überbrückung der Anlaufzeit erleichtern und den Handelsbetrieb in Bottrop unterstützen und absichern wollen. Doch scheint unklar zu sein, was mit dem Zuschuss geschehen ist. Denn die Devello teilt mit: „Wir vermögen nicht zu bestätigen, dass der gewährte Baukostenzuschuss vertrags- und zweckgerecht verwendet wurde.“ Nun hat das Unternehmen einen Gutachter eingeschaltet, der prüfen soll, ob der Zuschuss tatsächlich am Standort Bottrop investiert und verbaut worden ist.

Devello wurde von der Insolvenz überrascht

Von der Insolvenz des Bottroper Hauses sei man „vollkommen überrascht“ worden, so die Devello. Vor allem der Zeitraum irritiert den Vermieter. Jedes Einzelhandelsgeschäft benötige eine Anlaufzeit, branchenüblich seien ein bis zwei Jahre. Bei Devello geht man davon aus, dass die Moses AG als Muttergesellschaft der Bottroper GmbH „nicht annähernd ausreichendes Kapital und Liquidität zum Zwecke der Finanzierung der Anlaufzeit zur Verfügung stellten“. Vor dem Hintergrund des Zuschusses sei das umso überraschender.

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Gleichzeitig weist Devello daraufhin, dass sie einen Mietvertrag mit der Muttergesellschaft abgeschlossen habe, nicht mit der Bottroper Gesellschaft. Der Vertrag sei nie auf die insolvente Bottroper Gesellschaft übertragen worden, „obwohl – sehr zu unserer damaligen Verwunderung – einige Tage vor der Insolvenz der Versuch einer solchen Übertragung unternommen wurde“. Aus formalen Gründen sei das gescheitert und nun nach der Insolvenz ausgeschlossen. Nur: Bis heute habe auch die Moses AG nur die Miete für zwei Monate gezahlt. Alle anderen Mieten würden noch ausstehen, heißt es in der Stellungnahme.

„Baustelle ist kein Insolvenzgrund“

Als Grund für die Insolvenz hatte Moses die Baustellensituation in und um das Haus angegeben. Es gebe Mängel am Gebäude, so äußerten sich sowohl der Leiter des Bottroper Hauses, Henry Bühler, als auch der Eigentümer der Moses AG, Norbert Wittenberg. Der sagte am Freitag der vergangenen Woche: „Das Kernproblem ist, dass außen und innen gearbeitet wird. Das macht Lärm, das stinkt und hat schon mehrfach zu Schäden geführt.“ Gegen diese Darstellung verwahrt sich die Devello AG.

Vielmehr habe Devello mit erheblichem finanziellen Aufwand den Handelsbetrieb ihres Mieters zu unterstützen versucht. Außerdem habe Moses gewusst, dass das Gebäude noch nicht fertig sei und weitere umfangreiche Arbeiten vorzunehmen sein würden.

Die WAZ hat Moses um eine Stellungnahme gebeten, eine Antwort steht noch aus.

Devello baut weiter an den Althoff-Arkaden in Bottrop

Auf das Gesamtprojekt in Bottrop habe die Kaufhaus-Insolvenz keinen Einfluss, sagt Devello-Gesellschafter Andreas Marx. Das Unternehmen werde das Objekt in Bottrop zu Ende bauen und „neue und leistungsfähige Mieter mit attraktiven Sortimenten für die freiwerdenden Handelsflächen gewinnen“, so die Stellungnahme. Marx betont, dass sich seit Bekanntwerden der Moses-Insolvenz zahlreiche Interessenten für das Objekt bei Devello gemeldet hätten.

Grundsätzlich sei das ehemalige Karstadt-Haus ohne den Moses-Anteil zu 51 Prozent vermietet, so Marx gegenüber dieser Zeitung. Die Bauarbeiten im Bereich des geplanten Hotels liefen weiter und seien von der Insolvenz des Kaufhauses in den darunterliegenden Etagen nicht betroffen.

Investor bekräftigt Vertrauen in den Standort Bottrop

In der Stellungnahme bekräftigt Devello die Verbundenheit mit dem Standort Bottrop. „Wir sind, gemeinsam mit den aktuellen Mietern und den weiteren Mietinteressenten von der Attraktivität des Standortes zutiefst überzeugt.