Bottrop. . Am 14. Dezember zieht Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler wieder zurück in sein Büro. Vorher führt er die WAZ-Leser über die Baustelle – und zeigt auch Überraschungen.

Altbausanierungen sind nicht selten mit Überraschungen verbunden. Neben kostspieligen erlebt so mancher Bauherr auch kuriose Überraschungen, wenn er seinem Haus zu Leibe rückt. Da sei das Rathaus keine Ausnahme, sagt Oberbürgermeister Bernd Tischler vor einer Gruppe WAZ-Leser.

Eine solche kuriose Überraschung führt er im ehemaligen Zellentrakt im Keller des ältesten Gebäudeteils vor. „Bei der Sanierung haben wir hier noch Zeichnungen von Häftlingen gefunden, die wir nun konserviert haben“, erzählt Tischler und deutet auf die Schriftzeichen an der Wand. Tatsächlich kann man bei genauem Hinsehen einen Namen entziffern. Vorstellbar also, dass sich ein ehemaliger Insasse hier namentlich verewigt hat.

Parkett irrtümlich herausgerissen

In der Zelle im Keller haben sich ehemalige Insassen verewigt.
In der Zelle im Keller haben sich ehemalige Insassen verewigt. © Thomas Gödde

Am 14. Dezember wird der Oberbürgermeister sein Dienstzimmer wieder beziehen – obwohl es aktuell noch schwer nach Baustelle aussieht. Es fehlt der komplette Parkettboden Auch das ist so eine Überraschung – wenn auch der unangenehmen Art, wie er berichtet. Durch ein Missverständnis hätten Handwerker verstanden, dass der Boden raus sollte. Als der Fehler auffiel war es zu spät: Die alten Hölzer waren bereits entsorgt worden. Nun liegt stapelweise neues Parkett vor dem Dienstzimmer und wartet auf die Verleger.

Trotzdem ist Tischler optimistisch, dass er und sein Stab pünktlich einziehen. Gut gelaunt führt er die Besucher durch das Gebäude. Ihm ist anzumerken, dass er sich auf die Rückkehr freut.

Decke im Trauzimmer glänzt und funkelt

Im Flurbereich sind noch die Maler am Werke, Hier zeigte der OB den Besuchern die neue Farbgebung, angelehnt ans ursprüngliche Original.
Im Flurbereich sind noch die Maler am Werke, Hier zeigte der OB den Besuchern die neue Farbgebung, angelehnt ans ursprüngliche Original. © Thomas Gödde

Viele Details nehme er jetzt viel bewusster wahr, sagt er und deutet auf die Decke im Trauzimmer des Standesamtes. Sie glänzt und funkelt durch die vielen goldenen Perlen, die dort eingelassen sind. Das zeige die architektonische Qualität des Rathauses. „Zieht man in Betracht, um welche Zeit es gebaut wurde, nach dem Ersten Weltkrieg, dann muss man umso mehr den Hut ziehen.“

Dann macht er auf die Farbgebung im Flur aufmerksam, die sich wieder am Original aus der Anfangszeit des Baus orientiert. Anstelle der roten Applikationen strahlen diese Teile künftig in einem leichten Blauton. „Es ist eine gute Entscheidung, sich wieder ans Original anzulehnen“, so die Überzeugung des Hausherrn. Auch wenn der Aufwand teilweise enorm war. So wurde eigens ein Gutachten angefertigt, um herauszufinden, was eigentlich die historische Farbe war.

WAZ-Leser besichtigen saniertes Bottroper Rathaus

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Oberbürgermeister Bernd Tischler führt am Freitag, 23. November 2018, eine Besuchergruppe durch das sanierte Rathaus in Bottrop. Foto: Thomas Gödde / FUNKE Foto Services
Oberbürgermeister Bernd Tischler führt am Freitag, 23. November 2018, eine Besuchergruppe durch das sanierte Rathaus in Bottrop. Foto: Thomas Gödde / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde
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Ansprüche an ein modernes Bürogebäude

Aber nicht nur die historischen Details, die nun wieder sichtbar werden und erhalten bleiben, führt Tischler vor. Gleichzeitig soll das Rathaus ja auch den Anforderungen eines modernen Bürogebäudes genügen. Also wurde auch jede Menge neue Technik verbaut. Bewegungsmelder registrieren, ob ein Raum genutzt wird, und regulieren entsprechend die Heizung. Wird ein Fenster geöffnet, schaltet sich die Heizung ab. Technik, die in modernen Häusern längst Standard sei, so Tischler. „Und ich bin ein bisschen stolz, dass es uns gelungen ist, sie in das historische Gebäude zu bringen.“

Zahlen und Fakten zur Rathaus-Sanierung

70 historische Fenster wurden im gesamten Rathaus saniert. Die Holzrahmen wurden aufgearbeitet und die Einfach- durch Doppelverglasung ersetzt.

 

253 weitere Fenster in dem gesamten historischen Gebäude wurden ausgetauscht gegen neue.

 

12 Tonnen Stahlbauteile mussten die Bauarbeiter nachträglich im Rathaus einbauen, teils um die Decken und andere Teile zu stabilisieren.

 

3,5 Kilometer Heizungsrohre wurden bei den Sanierungsarbeiten im Rathaus neu verlegt.

 

284 neue Heizkörper haben die Installateure in den Büros und Sitzungszimmern des Hauses installiert.

 

345 Quadratmeter Teppichboden sind im Rathaus verlegt worden.

 

560 Quadratmeter Kautschukboden haben die Handwerker in dem historischen Gebäude verlegt.

 

1925 Quadratmeter Linoleum haben die Arbeiter auf den Böden im Rathaus verlegt.

 

950 Meter Lüftungs- und Kältemittelleitungen mussten eingebaut werden.

 

26 Kilometer Telefon- und Netzwerkkabel wurden verlegt.

 

47,4 Kilometer Elektrokabel haben die Elektriker bei den Sanierungsarbeiten verlegt und eingebaut.

 

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