Bottrop. . Eine Lesergruppe durfte sich auf der Baustelle umsehen. Die Teilnehmer waren überrascht, wann alles schon wieder fertig sein soll.

Bis Ende Oktober soll alles fertig sein – von dieser Ankündigung sind die WAZ-Leser überrascht. Denn noch sieht das Rathaus nach Großbaustelle aus, und es fällt den Besuchern sichtlich schwer, sich vorzustellen, dass hier in drei Monaten die ersten Mitarbeiter wieder einziehen können. „Wir liegen mit den Arbeiten im Zeitplan“, beteuert Dieter Giebelstein.

Auch den Ratssaal haben sich die WAZ-Leser angeschaut. Der Saal bleibt weitestgehend erhalten, die Mikrofonanlage wird erneuert.
Auch den Ratssaal haben sich die WAZ-Leser angeschaut. Der Saal bleibt weitestgehend erhalten, die Mikrofonanlage wird erneuert. © Heinrich Jung

Außerdem müsse die Stadt zum Jahresende die Ausweichbüros am Gleiwitzer Platz räumen. Denn dort sei man Mieter der RAG. Der Leiter des städtischen Fachbereichs Immobilienwirtschaft bot den WAZ-Lesern die Chance, einen Blick ins Innere des Rathauses und auf die Baustelle zu werfen.

Einige Räume sehen schon gut aus

Tatsächlich sehen einige Räume schon gut aus. Im Bürgerbüro sind Fortschritte gut sichtbar. Am ehesten fällt die fehlende Deckenverkleidung auf. So sind die blanken Rohre der neuen Klimatisierung gut sichtbar, gleiches gilt für die vielen, vielen Meter Kabel, die sich überall neu durchs Rathaus ziehen.

Im Keller wird die Klima-Anlage dann in Augenschein genommen. Dass dafür ein Abwärmeturm am Rathaus gebaut werden darf, überrascht die Besucher. Stichwort Denkmalschutz. Doch das sei sowohl mit unterer wie auch obererer Denkmalbehörde in Münster abgesprochen, sagt Giebelstein. „Eine technische Weiterentwicklung ist auch bei Denkmälern erlaubt.“

Sanierung nach mehr als 100 Jahren

Sämtliche historischen Bürotüren mussten aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten werden, sie werden nun aufgearbeitet.
Sämtliche historischen Bürotüren mussten aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten werden, sie werden nun aufgearbeitet. © Heinrich Jung

Und dass die nach mehr als 100 Jahren nötig ist, sehen die Besucher ein – etwa beim Blick auf die Heizungsanlage im Keller. Zwar wurde das Rathaus auch vorher schon mit Fernwärme beheizt, doch sämtliche Anschlüsse wurden erneuert. Eine Schwierigkeit gebe es, erklärt Stadtsprecher Andres Pläsken den Besuchern: Mit der Sanierung des Rathauses will die Stadt dem Innovation-City-Gedanken folgend Energie und CO2 einsparen. Doch das sei nicht so einfach, weil die Stadt eben schon auf Fernwärme setzt. „Da müssen wir andere Einsparpotenziale finden.“

Heizung mit Bewegungsmelder

Und so erfahren die WAZ-Leser beim Blick auf die neuen Fenster, dass sich auch die Technik hinter der Heizung verändert habe. Es werden Bewegungsmelder eingebaut. So würden nicht genutzte Büros künftig nicht geheizt – auch wenn Mitarbeiter zum Feierabend vergessen, die Temperatur runter zu drehen.

Dieter Giebelstein (Mi.) erläutert den Lesern den Aufbau der neuen Klimaanlage im Keller unter dem Bürgerbüro.
Dieter Giebelstein (Mi.) erläutert den Lesern den Aufbau der neuen Klimaanlage im Keller unter dem Bürgerbüro. © Heinrich Jung

Wie sehr der Denkmalschutz bei der Sanierung mitredet, erfahren die Besucher ebenfalls. Giebelstein verweist auf die künftige Farbgestaltung. Die geht zurück auf den ursprünglichen Anstrich, den die Denkmalschützer an einigen Stellen freigelegt haben. So werden die farbigen Stellen demnächst in einem blassen Blau schimmern.

Auch der Blick in den Sitzungssaal 111, in dem die Treffen der Ratsausschüsse stattfinden, zeigt den Einfluss des Denkmalschutzes. So ist hier die Wandbespannung gut verpackt, weil sie erhalten bleiben muss. Dabei soll der Raum behutsam modernisiert werden. So ist er neben dem Bürgerbüro der einzige, der demnächst klimatisiert ist – wegen der Vielzahl der Sitzungen, die hier stattfinden und weil er so durch die Sonne aufgeheizt wird. Beim Ratssaal verzichtet man dagegen auf die Klimaanlage. „Das lohnt sich für die vergleichsweise wenigen Sitzungstermine nicht“, so Giebelstein.

Schon vor 100 Jahren am Bau getrickst

Was bei den Arbeiten auch aufgefallen ist: An einigen Stellen hätten schon die damaligen Bauherren getrickst. So ging man anfangs davon aus, dass Ornamente und Handlauf, mit denen das Treppenhaus des alten Amtshauses an der Kirchhellener Straße geschmückt sind, aus Sandstein sind. Als man den Stein freilegen wollte, stellte sich jedoch heraus, dass er aus Beton ist.

Vom Keller bis hinauf zum Dachboden führen Giebelstein und Pläsken die Besuchergruppe. Und je höher es hinauf geht, umso fertiger sieht es aus. Der Boden des ungeheizten Dachbodens ist gedämmt, so dass die warme Luft nicht nach oben entweichen kann, außerdem sind einige Kammern, in denen Akten lagern, wieder aufgebaut. Im darunter liegenden Geschoss müssen die Wände noch gestrichen werden, dafür hängen schon Lampen unter der Decke – selbstverständlich noch gut verpackt.

Neuer Ausstellungs- und Bürgerraum

Interessiert betrachten die Besucher auch den neuen Ausstellungs- und Bürgerraum im ehemaligen Einwohnermeldeamt. Der Fördergeber habe die Vorgabe gemacht, das Rathaus stärker für Bürger zu öffnen, erklärt Pläsken die Einrichtung dieses besonderen Raumes.

Ein Blick in den Ratssaal gegen Ende der Führung zeigt, dass sich hier kaum etwas verändert hat. Eine neue Lautsprecheranlage wird eingebaut, ansonsten bleibt der historische Saal erhalten. Doch wie sieht es mit der Fassade, insbesondere den Sandsteinfiguren aus, fragen die Leser. Die würden nicht aufgearbeitet sondern im jetzigen Zustand konserviert, erläutert Pläsken. So arbeite der Denkmalschutz, das seien die Vorgaben.