Bottrop. Nächste Stationen nach Bottrop - Atlanta und Vancouver. Für die erste europäische Retrospektive des späten Schaffens des amerikanischen Fotografen Walker Evans erhält das „Quadrat“ 86 000 Euro. Das Museum ist im kommenden September zugleich die einzige Station der Ausstellung in Europa.
Mit einer großen Retrospektive über das Werk des amerikanischen Fotografen Walker Evans setzt das Museum Quadrat im kommenden Jahr seine Ausstellungsreihe Fotografie fort. Nach der vielbeachteten Robert Adams-Schau steht ab September 2015 eine eigens vom Bottroper Haus konzipierte umfassende Werkschau auf dem Programm, die danach nur noch in Atlanta sowie in Vancouver zu sehen sein wird.
Mit 180 Arbeiten wird die von Museumschef Heinz Liesbrock zusammen mit dem Walker Evans-Experten und dessen Nachlassverwalter John T. Hill kuratierte Ausstellung eine der umfangreichsten Evans-Schauen sein, die in der letzten Zeit gezeigt wurden.
Konsequente künstlerische Linie
Umfang und die zu erwartende Qualität der mit „Tiefenschärfe / Depth of Field“ betitelten Ausstellung, waren auch Grund für die Bundeskulturstiftung, die Bottroper Evans-Schau mit 86 000 Euro zu unterstützen. „Wir fördern grundsätzlich nur Projekte, die eine gewisse Einmaligkeit haben und - vor allem auch bei Ausstellungen - international ausgerichtet sind“, sagt Friederike Tappe-Hornbostel von der Bundeskulturstiftung. Dabei achte man vor allem auch auf künstlerische Umfeld, aber auch die Größenordnung, die eine Inszenierung oder in diesem Falle eine Ausstellung besitze, so die Sprecherin der Stiftung. „Tiefenschärfe“ übertreffe definitiv die Berliner Evans-Schau.
Der aktuelle Ausstellungskalender
Die Retrospektive „Walker Evans: Tiefenschärfe / Depth of Field“ ist vom 27. September 2015 bis 11. Januar 2016 im Josef Albers Museum Quadrat zu sehen. Danach geht die in Bottrop konzipierte Ausstellung ins High Museum, Atlanta und in die Vancouver Art Gallery, Kanada.
Die aktuellen Ausstellungen „Josef Albers: Grafik und Prozess“ und „Wade Guyton“ im Projekt 25/25/25 der Kunststiftung NRW sind noch bis zum 15. Februar 20125 zu sehen.
Danach folgt eine Schau mit Malerei von Ricardo Saro.
Zusammenarbeit mit amerikanischen Institutionen
Die Internationalität der Bottroper Schau sei durch die Zusammenarbeit mit amerikanischen Institutionen und der Tatsache gegeben, dass „Tiefenschärfe“ nach dem Bottroper Auftakt nur noch in den USA und Kanada zu sehen sein werde. Außerdem unterstütze die Bundeskulturstiftung immer auch gerne Einrichtungen, die eine auf längere Sicht angelegte künstlerische Linie erkennen ließen. „Es müssen allerdings immer herausragende Einzelprojekte sein, institutionelle Fördermittel auf längere Zeit vergibt die Stiftung nicht“, so Friederike Tappe-Hornbostel.
Ursprünglich wollte Evans Schriftsteller werden
Mit Walker Evans (1903 - 1975) zeigt das Quadrat wieder einen Fotografen, der auch das alltägliche Leben seiner us-amerikanischen Heimat beinahe seismografisch festhielt. Vor allem die 1930-er Jahre, als die große Wirtschaftskrise die USA fest im Griff hatte, beobachtete er intensiv, zum Teil auch in offizieller staatlicher Mission. Dass er ursprünglich Schriftsteller werden wollte, aber nach einem Europaaufenthalt - wo er auch die Foto-Ästhetik des alten Kontinents kennen lernte - sich verstärkt dem neueren Medium zuwandte, mag vielleicht die „erzählerischen“ Spuren in Evans’ Werk grundgelegt haben.
John T. Hill, der Heinz Liesbrock nun bei der Konzeption der Bottroper Ausstellung unterstützte, war nicht nur Nachlassverwalter, sondern auch langjähriger Freund und Kollege an der Yale University, an der zum Beispiel auch Josef Albers tätig war. Und die letzte Foto-Schau des um 30 Jahre jüngeren Robert Adams, die das Quadrat zeigte, wurde von der Yale University konzipiert. Sicherlich nachhaltige Bezüge, die auch die Bundeskulturstiftung in ihrer Förderzusage stärkten.