Dass es in Wade Guytons Atelier nach Farben oder Terpentin riecht, ist eher unwahrscheinlich. Seine Kunst kommt aus dem Drucker. Auch seine riesigen, gestreiften Arbeiten, für die man im „Quadrat“ jetzt die Herzstücke der ständigen Ausstellung abhängte, kommen aus der Maschine. Zuvor am Computer bearbeitet, überträgt Guyton Muster, die er zuvor zum Beispiel in Katalogen oder Buchdeckeln findet, nicht auf Papier sondern stark vergrößert auf Leinwand.
Das Museum als Skulptur
Malerei, eine individuelle Handschrift? Fehlanzeige. „Für Guyton ist in der Malerei alles gesagt, selbst das Ausdrucken ist heute ja beinahe schon Geschichte. Guyton sieht seine Arbeiten auch eher als Skulptur“, sagt Museumschef Heinz Liesbrock. Auch das „Quadrat“ behandelt er wie eine Skulptur. Die ineinander übergehenden Räume wirken nach Guytons Eingriff noch reduzierter als sonst.
Die Homages to the Square - also die berühmten Quadrate, - sind bis auf einige Exemplare abgehängt, umgehängt, sogar umgedreht, wie Albers’ „Janus“ direkt zu Anfang. Sie wirken aber durch die neue Sicht des Amerikaners auf seinen seriellen Vorgänger - wenn man Albers so bezeichnen möchten - anders, in dieser Konstellation vielleicht sogar bildmächtiger. Guyton arbeitet mit dem „Quadrat“, schafft eine Gesamtinstallation, die von Durchblicken und Sichtachsen lebt.
Wenn Josef Albers Serialität noch in handwerklicher Arbeit - der Druckgrafik, Reihen von Studien, in denen er sich mit Farbabstraktion und Raumwirkung auseinandersetzt - schafft, scheint er beinahe wie Guytons Großvater. Denn dazwischen liegen Strömungen, wie sie Pollock, Rauschenberg, Cindy Sherman oder Gerhard Richter vertreten, die ebenfalls seriell arbeiteten oder noch arbeiten. Insofern setzt auch diese Schau die 2004 begonnene Museumslinie, die „Albers im Kontext“' zeigt, konsequent, wenn auch überraschend, fort.
Dazu passt die zweite, ebenfalls morgen beginnende Ausstellung in der „Modernen Galerie“ des Museumszentrums: „Josef Albers. Grafik und Prozess“. In dieser Übernahme einer von Brenda Danilowitz von der Albers-Foundation konzipierten Ausstellung, präsentiert das Haus vor allem auch frühe Arbeiten des Bottropers. Ulrike Growe, stellvertretende Leiterin des „Quadrat“, hängt sie in kleineren Gruppen. Darunter zum Beispiel die Bottroper Formsandgruben als Linol-Schnitt oder Tusche-Zeichnung von 1916 oder die in ihrer Abstraktion fortschreitende Darstellungen des berühmten Kaninchens aus dem selben Jahr.
Immer wieder überraschend: Albers’ geschwungen-bewegte Serien wie „Die grüne Flöte“, entstanden 1917 nach Eindrücken der gleichnamigen, vergessenen Oper, aber auch sechs Tusche-Zeichnungen, Blätter aus seinem Tagebuch.