Bottrop. Das Josef Albers Museum in Bottrop zeigt die erste Fred-Sandback-Retrospektive. Zu sehen sind minimalistische Skulpturen des Künstlers, die aus einfachen Acrylfäden gestaltet sind. Darüber hinaus stellt das Museum Zeichnungen Sandbacks aus.

Sein Material ist die Linie, der Raum. Seine Skulpturen bestehen aus einfachen Acrylfäden. Minimalistisch und doch groß, zuweilen im wahrsten Sinne raumgreifend: So kommen aber nicht nur die plastischen Werke Fred Sandbacks daher. Vor allem die Zeichnungen, ob nun anfänglich als Studien für seine Skulpturen oder später als ganz eigene Ausein­andersetzung mit Volumen, sind eine Art reduziertester dreidimensionaler Raum.

Das Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop zeigt nun in Kooperation mit dem Kunstmuseum im schweizerischen Winterthur und dem Museum Wiesbaden die erste Retrospektive der Zeichnungen Fred Sandbacks.

Auch Amy Sandback, die Frau des 2003 im Alter von 70 Jahren verstorbenen Künstlers, stellte zwei Skulpturen zur Verfügung, die auf der ersten Station der Schau in Winterthur nicht zu sehen waren. Ein überdimensionales Faden-Trapez aus ihrem Besitz spannt sich vor der großen weißen Wand der riesigen zentrale Halle, in der die meisten der reduzierten Skulpturen den Raum bespielen. Sie kommen spektakulär daher, bilden aber nur den kleinsten Teil der bei aller Einfachheit des verwendeten Farb-, Form- und Materialkanons ebenso vielgestaltigen wie sehenswerten Schau der Schnitte, Linien oder Winkel, die in unzähligen Varianten 107 Mal auftauchen.

Neben Sandbank, auch Albers

Dazwischen platziert das Bottroper Ausstellungsteam um Museumschef Heinz Liesbrock gezielt vier Arbeiten von Josef Albers. Der gebürtige Bottroper, der später in den USA arbeitete und lehrte, nahm großen Einfluss auf die amerikanischen Künstler der 50er- bis 70er-Jahre. Auch Sandback studierte an der Yale School of Art, an der zuvor auch Albers lehrte. „Für uns alle war es wie ein großes Geschenk, dass Albers kam“, sagt Amy Sandback. Obgleich Sandback nicht bei Albers studierte, war der Einfluss des Bottropers auch bei ihm allgegenwärtig.

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Die formalen Bezüge zwischen den Arbeiten beider Künstlern un­terschiedlicher Generation sind durch die „Einsprengsel“ der Bottroper Sammlung in die aktuelle Ausstellung nachvollziehbar. Einfache Farbflächen, das fragile Gerüst der Linie, die im Bild zum Raum wird: Amy Sandback empfindet die Bottroper Konzeption der Ausstellung wie ein „Gespräch zwischen Josef Albers und Fred Sandback“.

Zu sehen ist ein umfangreicher Parcours strenger Arbeiten, von Linien auf gerastertem Papier, das in den früheren Arbeiten wie ein Gerüst daherkommt, bis zu Blättern, auf denen Pastellkreide die Linie in zurückhaltende und doch leuchtende Farbigkeit kleidet. Und wenn eine kleine, späte Acryl-auf-Holz-Arbeit dennoch eine große Wand ausfüllt und die dürre Linie Schatten malt, zeigt sich noch einmal die Kraft in Sandbacks fragilem Werk.