Bochum-Wiemelhausen. . Kinder, Senioren, Einkauf – im Stadtteil-Check gibt es für Wiemelhausen viele tolle Noten. Doch selbst in diesem „Paradies“ ist nicht alles Gold.
Beim Ortstermin wird schnell klar: Wenn es um Wiemelhausen geht, melden sich alle gerne zu Wort. Die Menschentraube auf dem Kirchviertelplatz wird im Laufe des Gesprächs immer größer. Wir reden über die Noten für Wiemelhausen beim Stadtteil-Check. Und dazu wollen viele etwas sagen. In erster Linie Positives. Denn dass Wiemelhausen (und auch Brenschede) im Stadtteil-Check richtig gut abschneidet, kommt nicht von ungefähr.
„Alles andere hätte mich auch gewundert“, sagt Christel Hanefeld mit dem typischen Selbstbewusstsein einer Wiemelhauserin. Seit 60 Jahren wohne sie hier. „Man kennt sich, man weiß voneinander“, nennt sie einen Vorzug des Stadtteils, der auch für das gute Gefühl der Sicherheit sorge. „Unter den Nachbarn wird gut aufgepasst.
Und schon sind wir mitten in der Diskussion über den Stadtteil-Check – und kommen zur Kategorie Gemeinschaftsgefühl. Dieses wird top-bewertet. Völlig zurecht, findet Christel Hanefeld. „Wie oft sagt man sich beim Weg zum Einkauf ,Guten Morgen’?, fragt sie in die Runde und erntet nur Kopfnicken. „Das ist das Schöne hier, es ist wie im Dorf.“
Vereine und Kirchen tragen zu Gemeinschaftsgefühl bei
„Wir sprechen hier eine Sprache“, ergänzt Heinz Benkhoff und zitiert Christian Morgenstern: „Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird.“ Dies treffe voll und ganz auf Wiemelhausen zu. „Zum Gemeinschaftsgefühl tragen auch die Vereine einen großen Teil bei“, sagt Friedhelm Hilgenstöhler. „Und die Kirchen. Die Zusammenarbeitet ist prima, hier wird die Ökumene groß geschrieben.“
Irene Brüche kommt vorbei und wird von den Anwesenden sofort in Beschlag genommen. „Sag mal was zu Wiemelhausen“, wird sie aufgefordert. Brüche muss nicht lange überlegen: „Wohlfühloase!“ Und zwar eine für alle. Das drücken auch die Bewertungen in den Kategorien Kinderfreundlichkeit (Topwert stadtweit) und Seniorenfreundlichkeit (Platz zwei im Stadtvergleich) aus. https://www.waz.de/staedte/bochum/stadtteil-check/stadtteil-check-die-ergebnisse-von-wiemelhausen-brenschede-id216176067.html
Senioren nennen einige Kritikpunkte
Fast wie abgesprochen wippen Anni (8), Lenox (3) und Nestor (2) auf den neuen Spieltieren auf dem Kirchviertelplatz. Als wenn sie spielend zeigen wollten: Für uns Kids ist das hier echt cool. Denn Spielplätze gibt es der Diskussionsrunde zufolge wirklich genug im Stadtteil. Hinzu komme die tolle Vereinsarbeit. Und auch hier werden lobend die vielen Kirchengruppen erwähnt, die auch für die Senioren viele Angebote bereit halten. Doch gerade von den älteren Leuten im „Dorf“ gibt es auch ein paar Kritikpunkte: der fehlende Aufzug im katholischen Gemeindezentrum, keine öffentliche Toilette und zu wenig Präsenz des Seniorenbüros. „Eine Sprechstunde hier vor Ort wäre nicht schlecht“, schlägt Heinz Benkhoff vor.
So eine Sprechstunde könnte laut Friedhelm Hilgenstöhler gerne auch mal der Bezirksbürgermeister in Wiemelhausen anbieten. Regelmäßig steht Helmut Breitkopf (SPD) Bürgern in der Bezirksverwaltungsstelle im Uni-Center Rede und Antwort. „Warum nicht auch mal in den Stadtteilen?“ fragt Hilgenstöhler, dessen Frau Monika „ohnehin nicht viel mitbekommt von der Lokalpolitik“. Mit einer Sprechstunde könnte sich das ändern – und auch die Note für die Kommunalpolitik (3-) besser werden.
Kaum besser als Wiemelhausen kann man an den Nahverkehr angebunden sein. Da sind sich alle einig. Auch die medizinische Versorgung wird – der Benotung im Stadtteil-Check entsprechend – gelobt. Ärzte gebe es genug, bis auf einen Kinder- und einen Augenarzt vielleicht.
Wieder Leben im Haus Hanefeld – gut für die Gastronomie
Ganz weit oben im stadtweiten Vergleich liegt Wiemelhausen auch in Sachen Gastronomie. Erst recht, seit im Haus Hanefeld wieder Leben eingezogen ist. Zwei Jahre stand das Restaurant leer, nun ist dort der „Tafelspitz“ – vormals Wiemelhauser Straße – beheimatet. Auch sonst gibt es laut Thomas Fründ kulinarisch gesehen in Wiemelhausen alles, was das Herz begehrt. „Sieht man doch“, sagt er mit einem Augenzwinkern und zeigt auf seinen Bauch.
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Fründ, zweifacher Familienvater, ist Wiemelhauser durch und durch. 15 Jahre hat er zwischendurch mal in Stiepel gewohnt, kam dann aber wieder zurück. „Hier ist es schöner“, sagt er in Anspielung auf die Gesamtbenotung, in der Spitzenreiter Stiepel vier Plätze vor Wiemelhausen liegt. „Und nicht so hügelig.“
Nein, neidisch blickt man von Wiemelhausen nicht ins „Königreich“. Okay, in Stiepel gibt es die Parkscheibenregelung, fürs Kirchviertel wurde von der Politik gerade erst der durch die Bezirksvertretung geforderte „Brötchentarif“ – kostenloses Kurzzeitparken – abgelehnt. „Sehr schade“, finden die Wiemelhauser, denn die Parkplatzsituation sei schon sehr angespannt. „Und es gibt auch nur einen Behindertenparkplatz im Kirchviertel“, kritisiert Ulrike Sommerkamp. Dafür gibt es vor Ort prima Einkaufsmöglichkeiten: einen Metzger, zwei Optiker, drei Supermärkte, viele weitere Läden. „Schuhe und Textilien gibt es hier leider nicht“, bemängelt Friedhelm Hilgenstöhler. „Und ein Elektrogeschäft wäre gut“, fügt Malte Fründ (13) hinzu. Doch was fehlt, bekomme man dann eben in Weitmar-Mark, sagt Monika Hilgenstöhler. „Mit dem Bus ist man da ruckzuck.“ Doch wer will schon weg aus Wiemelhausen, dieser Wohlfühloase?
>>> Wir vertiefen die Ergebnisse der Befragung
Die Stadtteil-Redaktion vertieft aktuell die Einzelergebnisse unseres Stadtteil-Checks. An der Leserbefragung hatten sich zwischen Ende September und Mitte November 2018 insgesamt 5535 Leserinnen und Leser beteiligt, indem sie für ihren jeweiligen Stadtteil Schulnoten in 13 Kategorien vergaben. Wiemelhausen wurde von 380 Teilnehmern bewertet.
Wir greifen Aspekte aus dieser Beurteilung auf und fragen Sie: Wie liebenswert ist Ihr Stadtteil? Warum leben Sie gerne hier? Wo gibt es aus Ihrer Sicht noch Defizite? Ihre Meinung ist weiterhin gefragt!
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