Bochum-Wiemelhausen. . Interview mit dem Bezirksbürgermeister zur WAZ-Stadtteilkonferenz. Helmut Breitkopf zu Brötchentarif, Toilette, Radwegen, Verkehr – und Wohnen.
Zahlreiche Themen kamen im Austausch zwischen Redaktion und lokalen Akteuren bei der WAZ-Stadtteilkonferenz in Wiemelhausen auf den Tisch. Im Interview bezieht Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) Stellung zu den Dingen, die den Menschen vor Ort auf den Nägeln brennen.
Herr Breitkopf, unser Eindruck von der Stadtteilkonferenz war, dass die Wiemelhauser im Grunde zufrieden mit ihrem Stadtteil sind. Wie sehen Sie das?
Helmut Breitkopf: Kann ich nur bestätigen. Wiemelhausen ist ein Stadtteil, der sehr in sich ruht.
Dennoch gab es auf der Stadtteilkonferenz auch kritische Stimmen zu bestimmten Themen. Etwa zur Verkehrssituation auf der Glücksburger Straße. Es wird bemängelt, dass viele Autofahrer dort zu sehr aufs Gaspedal treten.
Also, in meinen Bürgersprechstunden kam dieses Problem bisher noch nie zur Sprache. Mag sein, dass einige dort zu schnell fahren. Aber eine Diskussion darüber könnten wir an vielen Stellen im Stadtbezirk führen.
Nächstes Thema: schlechte bzw. gar keine Radwege . . .
Sehe ich komplett ein, es gibt in Wiemelhausen eigentlich keine. Wenn ich an die vielen Radfahrer auf der Brenscheder Straße denke, besteht da schon Handlungsbedarf. In der Einkaufszone rund um den Kreisverkehr im Kirchviertel sehe ich aber keine Möglichkeiten, zumal dann Parkplätze wegfielen. Kleiner Lichtblick: Im Frühjahr gibt’s Radwege für die Markstraße.
Viele Wiemelhauser wünschen sich den sogenannten Brötchentarif, mit dem man kostenlos für ein paar Minuten parken kann.
Da bin ich jederzeit dafür, eine sinnvolle Sache. Das ließe sich sicher am einfachsten durchsetzen. Es wurde von der Verwaltung schon einmal abgelehnt, aber da kann die Bezirksvertretung Süd sicher einen neuen Vorstoß wagen.
Was ist mit einer öffentlichen Toilette fürs Kirchviertel?
Es gab eine Planung und auch eine Ortsbegehung, ist aber nicht machbar. Nicht nur, weil Bäume gefällt und eine Leitung gelegt werden müsste. Wir haben uns die öffentliche Toilette am Hauptbahnhof angesehen. Diese schließt um 20 Uhr automatisch. Doch dort werden kurz vorher oft Steine dazwischen gelegt, dann schließt die Tür nicht und die Toilette wird als Schlafplatz oder für den Drogenhandel genutzt.
Dieses Problem kriegen wir nicht in den Griff. Deshalb hat die Bezirksvertretung, die durchaus bereit wäre, einen Teil zu den 80 000 Euro, die so eine Toilette kosten würden, beizusteuern, die Finger davon gelassen.
Auch ein Bücherschrank wird gefordert.
Kein Problem, das unterstützen wir sehr gerne. In der Hustadt kam dieses Angebot in den letzten fünf Jahren ja sehr gut an. Auch wenn der Bücherschrank dort jetzt demoliert wurde.
Wie kann der Wohnraum in Wiemelhausen speziell für junge Familien bezahlbar bleiben?
Das wird schwierig. Wiemelhausen ist ein interessantes Wohngebiet und eher hochpreisig. Ich sehe die Notwendigkeit, aber leider nicht viele Möglichkeiten für junge Familien, zumal es kaum Grundstücke gibt. Aus diesem Grund ist ja z.B. das Neubaugebiet an der Holtbrügge in Weitmar entstanden.
In der Stadtteilkonferenz wurde kritisiert, dass sich auf dem städtischen Gelände neben der Erich-Kästner-Schule seit einem Jahr nichts tut.
Oh, es passiert sehr viel, allerdings noch im Hintergrund. Es gab einen Wettbewerb, was dort machbar ist. Nun ist der Bebauungsplan in Arbeit. Mit dem Entwurf, der der Bezirksvertretung vorgelegt wurde, waren wir nicht ganz zufrieden. Unter anderem, weil die Bebauung nicht im Gesamtzusammenhang mit dem Sportplatz, der Dreifachturnhalle und der Erich-Kästner-Gesamtschule gesehen wurde. Doch über den Bebauungsplan wird in diesem Jahr relativ schnell entschieden werden.
In die gerade erst sanierte Turnhalle an der Glücksburger Straße regnet es rein . . .
Ja, das habe ich auch gehört. Dass bei der Sanierung nicht auch das Dach neu gemacht wurde, war mir nicht bekannt. Nun kann es passieren, dass die neue Deckenheizung Schaden nehmen kann. Das darf nicht sein. Da werden wir aktiv und mit dem Sport- und Bäderamt das Gespräch suchen.
Leser finden Berichte aus dem Stadtteil wichtig
Es war eine der deutlichsten Aussagen unserer großen Leserbefragung, bei der vergangenes Jahr 1157 Teilnehmer ihre Meinung zur Bochumer Ausgabe gesagt haben: Die WAZ-Leser wünschen sich mehr Stadtteil-Berichterstattung. Über 96 Prozent der Befragten finden Neuigkeiten aus ihrem Stadtteil „sehr wichtig“ oder „wichtig“.
Um die Qualität zu steigern, wollen wir im Rahmen von ProBO, dem Projekt Bochum, noch stärker mit den Akteuren und Bürgern vor Ort in Kontakt kommen, die Verbindungen stärken und näher an den Lesern berichten. Die Stadtteilkonferenz in Wiemelhausen war die erste ihrer Art – viele weitere solcher Treffen sollen folgen. Über das Stadtgebiet verteilt werden wir immer wieder Akteure aus den Vierteln einladen.
Auf viel positive Resonanz ist die Stadtteil-Statistikserie gestoßen, die seit Juli einmal im Monat auf der Bürgerseite erscheint. Wir werden demnächst spannende Zahlen und Widersprüche herausgreifen und erklären.