Bochum-Mitte. Schmierereien an der S-Bahn-Unterführung Bessemer Straße: SPD, Grüne und Piraten im Bezirk Mitte wollen die Fläche zur legalen Graffitiwand machen. Tiefbauamt der Verwaltung soll dazu die Verwaltung der Unterführung übernehmen.

Besprüht, besser: beschmiert sind die Wände der langen S-Bahn-Unterführung an der Bessemer Straße im Dauerzustand; kein schöner Anblick, ob für Fußgänger oder Parkplatz-suchende Autofahrer.

Die SPD und die grün-offene Fraktion im Bezirk Mitte regt an, die Unterführung als legale Graffiti-Wand freizugeben. Jannis Mehring (Piraten) sieht darin die Chance, im Sprengel kreative Räume zur künstlerischen Entfaltung anzubieten und so „den Bezirk Mitte um ein nicht-kommerzielles Angebot zu erweitern“.

Interessierte und Besucher hätten überdies die Möglichkeit, den Sprühdosen-Künstlern über die Schulter zu schauen und die Entstehung eines Werks mitzuerleben.

Die Koalition schlägt somit vor, dass die Verwaltung dieser Unterführung in die Verantwortung des Tiefbauamtes der Stadt übergeben werden soll.

„Da die Unterführung der Deutschen Bahn gehört, wird die Bezirksbürgermeisterin Gabriele Spork beauftragt, im Namen des Bezirks Mitte mit der Deutschen Bahn in Verbindung zu treten, um die Verwaltung der Unterführung in die Obhut des Tiefbauamtes übergehen zu lassen“, so der Beschluss.

Graffiti und Streetart gehören zur modernen Kunstform

Diese legalen Graffiti-Wände, sogenannte Hall of Fame, könnten einer progressiven Kultur den Weg bereiten. Graffiti und Streetart als moderne Kunstformen gehörten, so Mehring, schon seit geraumer Zeit zum Stadtbild und böten vielen Künstlern eine Plattform. Die Stadt als öffentlicher Raum und Medium bietet Graffiti-Sprayern zudem die Möglichkeit der Partizipation und Meinungsäußerung.

„Eine Hall of Fame würde die Stadt um eine sich ständig verändernde Leinwand bereichern“, findet Jannis Mehring. Zudem gab es erhebliche Beschwerden von Bürgern über den Zustand der S-Bahn-Unterführung an der Haltestelle Ehrenfeld.

Die Brücke, sagt WAZ-Leserin Annegrit Leifels, „ist inzwischen ein echter Schandfleck hier im Bezirk“. Diese sei sehr schmutzig und mit illegal angebrachten Graffitis verunstaltet. Die Sprüh-Produkte an den kalten Kachelwänden sind keine Graffiti, weil sie dafür viel zu schlecht und anspruchslos sind. Es sind mehr oder weniger nur hingesprühte Kritzeleien und trostlose Schriftzüge. Dazu merkte James Wille, CDU-Fraktionschef, an: „Legale Wände verhindern wildes Sprayen nicht.“

Doch der Antragsteller meint: „Erfahrungen in der Stadt zeigen, dass an freigegebenen Flächen, wie etwa den Unterführungen an der Ruhr-Uni, künstlerisch hochwertige Bilder entstehen und illegales Graffiti eingedämmt wird.“