Bochum-Weitmar. Die Matthäuskirche ist eine der ältesten in Bochum. Die evangelische Gemeinde will das bekannter machen: Sie wirbt für einen Besuch – und lockt mit Stille.
„Eigentlich war ich nie alleine in der Kirche, wenn ich Dienst hatte“, sinniert Friedrich Hölscher. Seit drei Jahren öffnet der heute 71-Jährige gemeinsam mit fünf weiteren Aktiven die Matthäuskirche der gleichnamigen evangelischen Gemeinde zwei Mal pro Woche zur „Offenen Kirche“.
„Es dürfen aber gerne mehr Leute kommen, die die Stille im historischen Kirchenraum genießen wollen“, meint Hölscher weiter. Er hängte deshalb gemeinsam mit den drei weiteren Frauen und zwei Männern der Gruppe Anfang der Woche ein großes Banner am Zaun zur Hattinger Straße auf. Sie wollen damit auf ihr Angebot aufmerksam machen: Dienstags von 15 bis 17 Uhr und donnerstags von 9 bis 11 Uhr ist „unsere“ Matthäuskirche für alle Leute außerhalb der Gottesdienstzeiten offen.
1866 bis ‘68 wurde die Kirche errichtet
Die Kirche ist eigentlich ein Kleinod. Von 1866 bis 1868 für die wachsende Gemeinde errichtet (1850: über 2300 Mitglieder), ist sie eine der ältesten Kirchen in ganz Bochum. „Matthäuskirche heißt sie erst seit dem 100-jährigen Kirchenjubiläum 1968“, betont Hölscher.
Mitstreiter Ekkehard Picclum verweist auf eine ältere Tradition: „Sie ist die Nachfolgerin der Sylvesterkapelle im Schlosspark von Haus Weitmar, die 1397 erstmals urkundlich erwähnt wurde.“ Seit ihrer Zerstörung durch Bomben im Zweiten Weltkrieg ist sie eine Ruine.
Zurück zum Banner. Die fünf aufgedruckten Motive von Gemeindemitglied Harald Lange aus der Kirche laden ein, selbst aktiv zu werden. Das Bild mit der Kerze etwa weist darauf hin, dass viele der heutigen Besucher gerne Kerzen für Verwandte, Freunde und Verstorbene anzünden. Bis zu zwölf Leute besuchen derzeit pro Öffnungstag die Kirche, vor allem wenn donnerstags zeitgleich Markt ist. „Es kommen auch Paare vorbei, die die Kirche für ihre Heirat besichtigen wollen“, erklärt Gisela Pfaffenbach.
Anregung im März erhalten
Die Anregung zum Banner erhielten die Aktiven im März. Sie besuchten ein Seminar von Andreas Isenburg, dem landeskirchlichen Beauftragten für Offene Kirche. Mitglied Karl Kosel trieb dann die Produktion voran. Ein neues Angebot ergänzt die Aktion: „Wir haben Karten mit Gebeten sowie eine Postkarte mit Kerzen hergestellt“, erklärt Pfarrerin Ulrike Menzel, die die Ehrenamtlichen betreut. Diese liegen zum Benutzen und Mitnehmen aus.
Eine kleine Tradition hat die Offene Kirche im Stadtteil schon jetzt in der Advents- und in der Passionszeit. „Dann ist dank der guten ökumenischen Zusammenarbeit mit den katholischen Nachbarn von St. Franziskus sowie der evangelischen Gemeinde Weitmar-Mark an jedem Wochentag eine Kirche am Abend geöffnet“, so Menzel.