. Eine Nachbildung des Schmuckstücks aus der Propsteikirche wird in der Essner Ausstellung „Werdendes Ruhrgebiet – Spätantike und Frühmittelalter“ gezeigt

Dies ist einer der ältesten Figurentaufsteine in Deutschland: Das wertvolle Exemplar mit vier Christus-Darstellungen steht in der Wattenscheider Propsteikirche und ist in der Zeit um 1000 entstanden. Eine Nachbildung dieses frühromanischen Taufsteins wird in der Ausstellung „Werdendes Ruhrgebiet – Spätantike und Frühmittelalter an Rhein und Ruhr“ im Ruhr Museum Essen gezeigt.

Das wertvolle Original – rund eine Tonne schwer und aus Ruhrsandstein gefertigt – wollte das Bistum nicht aus der Hand geben, deshalb lässt das Museum eine Nachbildung anfertigen. Die Abformungsarbeiten dafür waren in den letzten beiden Wochen schon den Kirchenbesuchern aufgefallen.

Jerome Gores, geowissenschaftlicher Präparator des Museums, ging mit viel Fingerspitzengefühl bei der Abformung vor. Dazu wurde eine Silikon- und eine Harz-Glasfaserschicht aufgetragen und nach der Aushärtung vorsichtig abgenommen. „Das ist sehr gut geworden“, befand er jetzt, als er vorsichtig die Formen abnahm; sie werden am kommenden Montag aus der Kirche abgeholt. Jerome Gores hatte vorab eingehend geprüft, ob das Material für die Abformungstechnik auch geeignet ist.

Ein strategisch wichtiger Punkt

Historisch gesichert ist, dass bereits zu karolingischer Zeit eine Kirche aus Stein auf der
Kirchenburg stand, denn das
zeigen die Fundamente am Kirchturm. Weiter haben Untersuchungen des Geländes aus dem Jahr 1977 ergeben, dass es drei
Vorläuferbauten gab: eine karolingische Saalkirche (10. Jh.), eine ottonische Basilika (12. Jh.) und eine gotische Hallenkirche (15. Jh.).

Die Wattenscheider Kirchenburg war aufgrund der erhöhten Lage schon immer ein strategisch wichtiger Punkt und diente zum Schutz der Bevölkerung auch im Verteidigungsfall.

Aus den Formen wird später in einer Werkstatt das Duplikat gegossen. Anhand von Fotos werden dann noch die Details herausgearbeitet. Der Taufstein zeigt vier Christus-Abbildungen: Geburt, Taufe, Kreuzigung und Auferstehung. Das Becken steht auf vier steinernen Füßen mit Löwenabbildungen – diese kamen erst 200 Jahre später, nach dem ersten Kreuzzug unter König Richard Löwenherz, hinzu. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Bernd Albers hofft, dass Original und der wesentlich leichtere Nachbau auch in der Propsteikirche noch vor Ausstellungsbeginn nebeneinander zu bewundern sind. Die Ausstellung „Werdendes Ruhrgebiet – Spätantike und Frühmittelalter an Rhein und Ruhr“ wird vom 23. März bis zum 31. August 2015 im Ruhr Museum Essen gezeigt; es befindet sich in der ehemaligen Kohlenwäsche auf dem Welterbe Zollverein in Essen. Als Regionalmuseum zeigt es in seiner Dauerausstellung die gesamte Natur- und Kulturgeschichte des Ruhrgebiets. Es versteht sich nicht als klassisches Industriemuseum, sondern als Gedächtnis und Schaufenster der Metropole Ruhr.