Bochum.

Am Weg zur inklusiven Schule sind vor allem die Lehrerinnen und Lehrer beteiligt. Lars Lauterbach (46) ist Lehrer an der Nelson-Mandela-Schule (vormals Sekundarschule Bochum-Ost). Im Gespräch mit WAZ-Redakteur Markus Rensinghoff über Inklusion und was sie mit den Lehrerinnen und Lehrern macht, geht es auch um ein neues Lehrerbild.

Wie nehmen Sie die Inklusion wahr?

Lars Lauterbach: Ich habe da eine Vorgeschichte. Ich bin vor sieben Jahren schon mit inklusiver Arbeit angefangen. Da war ich noch an der Albert-Schweitzer-Realschule, hatte in meiner Klasse fünf Kinder mit Förderbedarf Lernen. Ich hatte doch große Bedenken, ob ich eine vernünftige Differenzierung und Förderung hinbekomme und habe mir durchaus die Frage nach dem Sinn gemeinsamen Unterrichts gestellt. Zusammen mit Hans-Jürgen Röseler, mit dem ich damals eng zusammenarbeiten konnte, hatten wir das Ziel, dass die Kinder nicht nur integriert werden, sondern das wir ihren Förderbedarf aufheben.

Hat das geklappt?

Lauterbach: Da muss man uns loben. Bei vier von fünf ist uns das gelungen. Einer hat den mittleren Bildungsabschluss geschafft, alle haben eine Ausbildungsstelle bekommen.

Sie haben es angesprochen. Sie hatten einen Kollegen, mit dem Sie zusammenarbeiten konnten. Ist das der Schlüssel zum Erfolg, also mit zwei Lehrern in einer Klasse zu sein?

Lauterbach: Uns ist es wichtig, dass die Strukturen stimmen. Wir versuchen heterogene Klassen zu bilden und in meiner Klasse, in der die Kinder mit Förderbedarf Lernen sowie emotionale und soziale Entwicklung sind, sind nur 24 Kinder. Ich bin mit einem Förderschulkollegen doppelt besetzt. Wir arbeiten eng zusammen.

Das läuft dem bisher bekannten Lehrerbild vom Einzelkämpfer aber zuwider.

Lauterbach: Stimmt. Das Lehrerbild wird sich ändern. Teamarbeit kann und muss man lernen. Wir können uns nicht einzeln vorbereiten, sondern wir müssen die Tür öffnen.

Völlig problemlos läuft Ihre Arbeit aber dennoch nicht, oder?

Lauterbach: Nein. Wir hatten einen Autisten, der einen Integrationshelfer hatte und durch ihn und mit ihm in der Lage war, sich am Unterricht zu beteiligen. Jetzt hat er keinen Integrationshelfer mehr, ihm fehlt das vertraute Gesicht, er macht nichts mehr. Da stoßen wir an Grenzen. Autisten brauchen Kontinuität.

Sie haben jetzt sieben Jahre Erfahrung. Haben Sie immer noch Bedenken?

Lauterbach: Nein. Wenn eine vernünftige Betreuung, ein vernünftiger Lehrerschlüssel gegeben ist, funktioniert Inklusion. So verlieren sich sämtliche Ängste.