Bochum. . Seit einem halben Jahr arbeitet die IFAK, ein Verein für Migrationsarbeit, multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe, mit dem Landesprojekt „Wegweiser“ daran, gewaltbereitem Salafismus vorzubeugen. Zwei Mitarbeiter mit türkischen und arabischen Wurzeln beraten gefährdete Jugendliche.

Die „Wegweiser“-Hotline scheint nicht besetzt zu sein. Niemand nimmt den Hörer ab. 15 Minuten später klingelt das Telefon. Ein Mitarbeiter des Präventionsprogramms gegen gewaltbereiten Salafismus ist am Apparat. Anrufe werden ihm auf seinem Handy gemeldet. Er erklärt: „Wir rufen auch zurück, wenn keine Nachricht hinterlassen wurde.“ Mehr kann er uns nicht sagen: Die Mitarbeiter des Projekts bleiben zum Schutz anonym und werden aus der Öffentlichkeit herausgehalten.

Seit Ende März gehört Bochum, neben Düsseldorf und Bonn, zu den Städten, in denen das NRW-Landesministerium für Inneres und Kommunales das Projekt „Wegweiser“ umsetzt. Es ist ein Versuch der rot-grünen Koalition, den radikalen Islamisten die Stirn zu bieten, bevor sie junge Menschen einfangen. „Bochum wurde gewählt, weil es im mittleren Ruhrgebeit liegt und mit der IFAK über Präventionsstrukturen verfügt“, so einer Sprecherin des Landesministeriums. Seit dem Start wurden durch die IFAK in unserer Stadt zwischen zehn und 20 Jugendliche beraten. „Bisher waren es häufig Lehrer, die anriefen, weil sie Veränderungen bei Schülern festgestellt haben“, berichtet IFAK-Sprecher Sebastian Hammer (27).

Kulturkreis ist wichtig

Bei den „Wegweiser“-Mitarbeitern handelt es sich um zwei Männer. Der eine hat sein Büro in der Hustadt und ist arabischen Ursprungs, der andere hat türkische Wurzeln und arbeitet in Stahlhausen. „Es ist sehr wichtig, dass die Mitarbeiter aus diesem kulturellen Kreis kommen und sie den Islam kennen. Es ist etwas völlig anderes, als wenn ein deutscher Lehrer mit den Jugendlichen spricht“,weiß Hammer.

Projekt soll weiterlaufen bis zur Neuwahl in NRW

Das Projekt „Wegweiser“ kostet das Land im Jahr 50.000 bis 80.000 Euro in jeder der drei Kommunen und soll die Legislaturperiode durchlaufen.

Gemeinsam hätten Salafisten-Anhänger, dass sie Brüche in der Biografie hätten und vor Ausreise, etwa nach Syrien, Hilferufe aussendeten, so Sebastian Hammer.

Oft fielen Jugendliche dadurch auf, dass sie sich plötzlich intensiver mit ihrer Religion beschäftigten, sich radikalisieren. „Ein Jugendlicher sagte, er wolle für die Religion nicht in den Krieg ziehen, er wolle aber missionieren. In einem solchen Fall kann es darum gehen, aufzuzeigen, welche Alternativen er hat, zum Beispiel ein Studium der Islamwissenschaft, um die Religion besser kennenzulernen“, schildert Hammer.

Ziel des Projekts ist es, die Jugendlichen zu erreichen, bevor sie sich von extremen Gruppierungen manipulieren lassen. „Die Salafisten liefern den jungen Leuten einfache Antworten, für die sie in dem Alter empfänglich sind. Es geht darum, Alternativen zu zeigen, wie sie ihre Religion leben können“, so Hammer. So kennen sich die Mit zum Beispiel in der Moscheen-Landschaft der Stadt bestens aus.