Bochum. Der WAZ-Verbrauchercheck 2014 endet mit einem gefährlichen Umweltproblem: Schimmel. In der Eigentumswohnung von Ilona Kleinberg und Uwe Wloch waren Experten der Verbraucherzentrale in dieser Woche den Sporen auf der Spur.
Bei Ilona Kleinberg und Uwe Wloch herrscht dicke Luft. Keine Bange: In der Partnerschaft ist alles in Ordnung. Sorge bereitet dem Paar der Schimmel, der sich inzwischen an drei Stellen der Wohnung ausgebreitet hat. Ein Fall für den WAZ-Verbrauchercheck.
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Ilona Kleinberg und Uwe Wloch (beide 57) erwarten die Experten schon sehnsüchtig. Seit sechs Jahren wohnen sie in ihrer gemütlichen 80-m²-Eigentumswohnung Am Langen Seil. Vor drei Jahren stellten sich im Schlafzimmer – zunächst oben an der Außenwand, dann neben dem Heizkörper – die ersten schwarzen Schimmelflecken ein. Seit einigen Wochen blühen die Sporen auch unter den Paneelen im Badezimmer und auf einer Innenwand im Korridor. „Die üblichen Mittel aus dem Baumarkt wirken nur kurz“, sagen die Wiemelhausener, die beide beim Finanzamt arbeiten. „Wir haben Angst um unsere Gesundheit.“
Rollladenkasten nicht isoliert
Zurecht, wissen Michael Lambertz und Manuela Weber. Die Berater der Verbraucherzentrale kennen die Sorgen schimmelgeplagter Bewohner allzu gut. Deren Hilflosigkeit ebenso. Ihr erstes und zugleich wichtigstes Ziel: der Feuchtigkeit auf die Spur zu kommen, die stets den Nährboden für die gefährlichen Schimmelpilze bildet.
Die Klassiker sind bei Ilona Kleinberg und Uwe Wloch schnell abgehakt. Zu niedrigere Raumtemperaturen („Wir haben mindestens 20 Grad“) und nasse Wäsche in der Wohnung („Wir haben einen eigenen Waschkeller“) scheiden aus.
Im Bad ist die Quelle des Übels alsbald entdeckt. Der hölzerne Rollladenkasten ist nicht isoliert. Gerade jetzt im Herbst dringen Nässe und Kälte ungehindert ein. Beim Duschen steigt feuchte Luft auf: ideale Voraussetzungen für das Schimmelwachstum. Michael Lambertz rät zu zwei Sofortmaßnahmen: den Rollladenkasten dämmen – und nach jedem Duschen stoßlüften. „Das Fenster auf Kipp zu stellen hilft gar nichts.“
Ein Handwerker wird vonnöten sein, um den Schimmel im Korridor zu stoppen. Allein die Dusche auf der Badseite dürfte kaum derart viel Feuchtigkeit ins Mauerwerk abgeben. „Hier liegen Wasserrohre in der Wand. Gut möglich, dass eine Leitung leck ist“, mutmaßt Manuela Weber. Ein Fachbetrieb soll das prüfen. Könnte teuer werden.
Alkohol aus der Apotheke hilft gegen Schimmel
Im Schlafzimmer könnte es glimpflicher abgehen. Michael Lambertz misst mit dem Hygrometer 61 Prozent Luftfeuchtigkeit. 40 Prozent wären ideal. Als eine Ursache macht er die Kunststofftapete und die mit Latexfarbe bestrichene Decke aus. „Raufaser ist besser“, rät der Fachmann zum Tapezieren. Und auch hier gilt: Stoßlüften vertreibt die Feuchtigkeit deutlich effizienter als ein Fenster auf Kipp.
Zum Abschied warten die Berater mit einem braunen Medikamentenfläschchen auf. Inhalt: 70-prozentiger Alkohol, für wenige Euro in der Apotheke erhältlich. Drei Minuten einwirken lassen, den abgetöteten Schimmel wegwischen – und hoffen, dass sich keine neuen Sporen bilden: Ilona Kleinberg und Uwe Wloch wissen jetzt, wie das gelingen kann.
Regelmäßiges Stoßlüften verscheucht die Feuchtigkeit
Im Herbst nimmt die Schimmelgefahr in den eigenen vier Wänden zu: vor allem in schlecht gedämmten Wohnungen. Hier einige Tipps der Verbraucherberatung:
– In der Heizperiode sollte die Raumluftfeuchte zwischen 40 und 60 Prozent liegen – nachzumessen mit einem Hygrometer (gibt es ab acht Euro im Handel).
– Durch regelmäßiges und richtiges Lüften wird Feuchtigkeit abgeführt. Empfohlen wird das Stoßlüften. Heißt: möglichst drei- bis viermal täglich die Fenster für fünf bis zehn Minuten weit öffnen und für Durchzug sorgen.
– Alle Räume ausreichend beheizen. Temperaturunterschiede von mehr als fünf Grad in der Wohnung vermeiden. Die Tür zum kühleren Schlafzimmer geschlossen halten.
– Schnell auskühlende Außenwände und Raumecken nicht durch Möbel verstellen, damit die Heizungsluft dorthin gelangen kann.
– Auf Vinyltapeten verzichten. Raufaser mit handelsüblicher Dispersionsfarbe ist für den Feuchtigkeitsaustausch besser geeignet.
– Schimmelbefall mit 70-prozentigem Alkohol abreiben, gut durchtrocknen lassen und entfernen. Dabei Schutzkleidung tragen!
Die Verbraucherzentrale bietet in der Beratungsstelle an der Großen Beckstraße 15 eine kostenlose „Lösungswegberatung“ an. Vielfach reicht sie aus, um den Schimmel daheim wirkungsvoll zu bekämpfen. Für 60 Euro kommt ein Energieberater für ca. 90 Minuten in die Wohnung, prüft die befallenen Stellen und fertigt ein Beratungsprotokoll an. Infos und Anmeldungen: 0234/610 65 589