Bochum. . In der zweiten Staffel des WAZ-Verbraucherchecks nahm Verbraucherberaterin Manuela Weber die Qualität der Kosmetik-Artikel von Lehrerin Svenja Kesten unter die Lupe. Eine Sonnenmilch sortierte sie aus, insgesamt aber stellte sie ein gutes Zeugnis aus.

„Das fliegt ‘raus!“ Am Freitag geht’s für Familie Kesten in den Urlaub auf Mallorca. Die Koffer sind gepackt. Die Sonnenmilch eines bekannten deutschen Herstellers wird noch kurzfristig ausgetauscht. Sie hat den WAZ-Kosmetik-Check nicht bestanden.

Gesund leben, Geld sparen, der Umwelt Gutes tun: Die Verbraucherberatung und unsere Zeitung machen’s möglich. Daheim. Kostenlos. Nachhaltig. Bei der zweiten Staffel des WAZ-Verbraucherchecks kommen die Experten in diesen Wochen wieder zu unseren Lesern nach Hause, prüfen, empfehlen, loben, verbessern.

Über 8000 verschiedene Inhaltsstoffe

Trotz der Urlaubsvorbereitungen hat sich Svenja Kesten Zeit genommen, um ihre Kosmetikprodukte testen zu lassen. Genauer: all das, was zur Körperhygiene dazugehört. Manuela Weber ist dafür Fachfrau. Die erfahrene Verbraucherberaterin weiß, dass etliche, auch und gerade hochpreisige Produkte zwar duften, aber alles andere als dufte sind.

„Gut so. Das ist nicht zu viel“, sagt die Beraterin, als Svenja Kesten daheim in Langendreer eine durchaus überschaubare Menge an Tuben und Dosen auf dem Küchentisch platziert. Duschgel, Shampoo, Spülung, Lotion, Hautcreme, Peeling, Sonnenschutzmittel: Seit ihrer Jugend, berichtet die 29-jährige Hauptschullehrerin, kaufe sie die meisten Körperpflegeprodukte bei einem Drogerie-Discounter. Auf dessen Hausmarke schwört sie. „Die Sachen sind gut und günstig.“ Auch Ehemann Arnd (41) und Söhnchen Ben (3) benutzen die No-Name-Schnäppchen aus dem Drogeriemarkt.

Weitere Kosmetik-Tipps der Verbraucherberatung

Produkte in Tuben und Spendern bevorzugen; Tiegel und Dosen werden meist mehr konserviert.

Produkte mit Parabenen als Konservierungsmittel wegen der hormonellen Wirkung möglichst meiden. Empfehlenswert stattdessen: Mandel- und Jojobaöl.

Naturkosmetik-Produkte mit dem Siegel Natrue, BDIH und Demeter sind parabenfrei. Auch Tierversuche sind hier ausgeschlossen.

Die Begriffe Bio und Natur sind bei Kosmetikprodukten rechtlich nicht geschützt. Achtung: Überwiegend sind es chemisch-synthetische Produkte, die mit Bildern von Pflanzen und Natur werben.

Möglichst aluminiumfreie Deos benutzen. Allerdings treten - anders als in der Nahrung - Schädigungen erst bei Mengen auf, die man über die normale Lebensweise kaum erreicht.

Aber sind die preiswerten Produkte auch gesund für die Familie? „In Kosmetikartikeln finden sich über 8000 verschiedene Inhaltsstoffe und 3000 Duftstoffe, die teilweise allergieauslösend und hautreizend sind. Nur 26 müssen auf den Verpackungen angegeben sein“, erklärt Manuela Weber. Weil kaum ein Verbraucher aus den Listen (gerne in Miniaturschrift) schlau wird, sei es prinzipiell ratsam, Produkte mit wenigen Inhaltsstoffen zu kaufen.

Weniger ist mehr

Gerade für Kinder, Jugendliche und Schwangere wie Svenja Kesten (sie erwartet in drei Monaten ihr zweites Kind) sei überdies die hormonelle Belastung durch die Kosmetika wichtig. Manuela Weber zückt ihr Smartphone und aktiviert die „Top Fox“-App des BUND. Der Strichcode identifiziert die Ware. Binnen Sekunden wird im Display ein rotes oder grünes Signal sichtbar. Mehr als 60.000 Produkte können so gecheckt werden. „Ein Drittel enthalten hormonell wirksame Substanzen“, warnt die Beraterin.

Die Drogeriemarkt-Crèmes, -Gels und -Shampoos der Kestens bestehen den Test: Alles im grünen Bereich. Für die Expertin nicht überraschend. Die Eigenmarken schneiden vielfach besser ab als verführerisch duftenden Topmarken. So fällt auch die vergleichsweise teure Sonnenmilch in der markant blauen Flasche durch. Die noch teurere Kinder-Sonnenmilch für Ben, die ausdrücklich allergieverträglich sein soll, bekommt hingegen ein Grün.

Nicht alles, was preiswert ist, ist gut. Nicht alles, was teuer ist, ist schlecht. „Doch grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr. Je mehr Duft- und Farbstoffe enthalten sind, umso größer ist das Risiko für allergische Reaktionen oder andere Beschwerden“, bekräftigt die Verbraucherberaterin und stellt Lehrerin Kesten ein insgesamt gutes Zeugnis aus. Als Geschenk gibt’s naturbelassene Badebomben, von Manuela Weber aus Kakaobutter selbst hergestellt. Jetzt noch die neue Sonnenmilch. Und Mallorca kann kommen.