Bochum. Beim WAZ-Verbrauchercheck galt es diesmal, Stromfressern im Haushalt auf die Spur zu kommen. Ein Energieberater der Verbraucherzentrale wurde bei einem Ehepaar fündig: Die Riemker könnten ihren Stromverbrauch halbieren. Allein bei der Beleuchtung gibt es ein großes Einsparpotenzial.
Beim Blick auf ihre Lampen geht Martina und Bernd Stark das erste Licht auf. Allein bei der Beleuchtung könne das Ehepaar jährlich 200 Euro sparen, sagt Energieberater Michael Lambertz (41) – und hat mit seiner Suche nach Stromfressern gerade erst begonnen.
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Das Ehepaar Stark ist dankbar, dass es beim Stromspar-Check den Zuschlag erhalten hat. Der Outokumpu-Schlosser und die Bankangestellte (beide 54) leben in einer 110-Quadratmeter-Wohnung an der Cruismannstraße. Sohn und Tochter sind aus dem Haus. „Am Stromverbrauch hat sich nichts geändert. Sind wir so verschwenderisch?“, fragen sich die Riemker.
Michael Lambertz wird die Antwort herausfinden. Zunächst studiert der Energieberater die letzten Stadtwerke-Rechnungen. Plusminus 4500 Kilowattstunden haben die Starks in den vergangenen Jahren verbraucht. Die Hälfte wäre laut Vergleichstabelle der Verbraucherzentrale gut. Schlecht ergeht’s deshalb der Geldbörse der Starks. 1300 Euro mussten sie in diesem Jahr für Strom berappen. Tendenz: stark steigend, wenngleich die Tarife der Stadtwerke laut Lambertz im soliden Mittelfeld liegen.
Vom Licht bis zum Kühlschrank
Der Fachmann erkennt sofort: Die Beleuchtung lässt den Zähler besonders heftig rotieren. In sämtlichen Zimmerlampen stecken Halogenbirnen und -strahler. 80 Prozent Einsparung seien mit LEDs möglich, sagt der Prüfer. Die seien zwar teurer, sparten aber jährlich 200 Euro. „Das rechnet sich.“
Ein weiterer Vielfraß steht in der Küche: der Kühlschrank. 15 Jahre hat er auf dem Buckel, ebenso wie ein zweites Gerät im Keller. Energieeffizienz? Nicht der Rede wert. Lambertz empfiehlt eine baldige Neuanschaffung: dann bitteschön mit der Klasse A+++. Vorsicht: Auch A+ hört sich erstklassig an, ist aber Kreisklasse. Und: Der Kühlschrank sollte sieben Grad kalt sein. Lambertz legt ein Thermometer auf die mittlere Stufe. Zehn Grad. Zu viel. Zu teuer. Zudem ist der Lüftungsschlitz durch die Mikrowelle blockiert. Das alles kostet – ebenso wie die Stand-by-Schaltung am Fernseher und Receiver, der Uralt-Computer (Laptops sind sparsamer), die Heizplatte der Kaffeemaschine (besser: Isolierkanne) und der Wäschetrockner, den Martina Stark zwei- bis dreimal pro Woche anschmeißt.
Wasserbett frisst besonders viel Strom
Hinten rüber fallen die Eheleute, als der Berater den Stromverbrauch für ihr Wasserbett ermittelt. 200 Watt tut sich die Wellen-Koje in den Aufwärmphasen rein – was sich mit 50 bis 100 Euro jährlich auf der Stromrechnung wiederfindet.
Sind die Riemker verschwenderisch? Nicht mehr als die meisten anderen Haushalte auch, versichert Michael Lambertz. Mit geschärftem Bewusstsein und überschaubaren Investitionen könnten sie den Stromverbrauch und die Kosten halbieren. „Mit den Lampen fangen wir an“, verspricht Bernd Stark. „Und über die Wasserbetten denken wir nach.“
Wie man daheim viel Geld sparen kann
Der Fernseher läuft den ganzen Tag im Hintergrund. Der Geschirrspüler kämpft auf vollen Touren mit den Essensspuren. Mit dem Staubsauger wird volle Pulle durch die Bude gedüst: Auf 3500 Kilowattstunden Strom bringt es ein Haushalt durchschnittlich im Jahr.
Die Verbrauchszahlen sind in den letzten Jahren fast unverändert geblieben. „Und das, obwohl moderne Haushaltsgeräte bis zur Hälfte weniger Strom fressen als ältere Fabrikate“, weiß die Verbraucherberatung. Sparen: Fehlanzeige. Das geht ins Geld. Der Strompreis für Privatkunden hat sich seit 2000 beinahe verdoppelt, meldet das Statistische Bundesamt.
Tipps vom Experten
Ein Blick in die letzte Stromrechnung zeigt, wie es um Ihren Verbrauch bestellt ist. Als „durchschnittlich“ gilt in der Tabelle der Verbraucherberatung ein jährlicher Stromverbrauch von
– 1500 bis 2100 Kilowattstunden bei einer Person im Haushalt,
– 2600 bis 3700 kWh bei zwei Personen,
– 2900 bis 4200 kWh bei drei Personen,
– 3400 bis 4900 kWh bei vier Personen und
– 4000 bis 5900 kWh bei fünf Personen (jeweils ohne elektrische Warmwasseraufbereitung).
Die Verbraucherschützer raten:
– Fernseher, DVD-Player oder Receiver möglichst ausschalten und nicht im Stand-by-Modus belassen.
– Beim Kochen und Braten immer einen Deckel verwenden. Das spart bis zu 40 Prozent Energie.
– Im Backofen ist Umluft 15 Prozent sparsamer als Ober-/Unterhitze. Aufs Vorheizen verzichten.
– Die Spülmaschine erst einschalten, wenn sie voll beladen ist. Spar- und Kurzprogramme verwenden.
– Der Kühlschrank sollte eine Innentemperatur von 7 Grad im mittleren Fach haben. Bei Gefriergeräten reichen minus 18 Grad aus.
– Waschen Sie mit geringen Temperaturen: 30 statt 40 Grad und 60 statt 90 Grad. Kochwäsche ist unnötig: Die meisten Mikroorganismen werden bei 60 Grad abgetötet.
– LEDs und Energiesparlampen sind in der Anschaffung zwar teurer, machen sich aber bezahlt.
Weitere Infos gibt es in der Beratungsstelle an der Großen Beckstraße 15. Eine Energieberatung kostet 20 Euro. Kostenlos werden Strommessgeräte ausgeliehen.
Infos online auf www.vz-nrw.de