Bochum. . Die WAZ begleitete den Energieberater Dr. Jörg Albert auf seiner Tour. Mit einer Spezialkamera entlarvt er schlecht gedämmte Fassaden und Dächer
„Heute Nacht ist das Wetter ideal.“ Dampf steigt aus seinem Mund auf, wenn Dr. Jörg Albert spricht. Es ist zwölf Grad unter null und der Ingenieur muss noch mindestens acht Stunden arbeiten. Jörg Albert ist Energieberater. In Winternächten ist er zu Kunden unterwegs und „thermographiert“ ihre Häuser: Mit einer Spezialkamera sucht er nach Wärmelecks.
Warum muss Albert gerade in kalten Winternächten raus? „Damit die Messungen optimal funktionieren, brauchen wir eine Temperatur-Differenz von mindestens zehn Grad zwischen innen und außen“, erklärt der Ingenieur. Erst dann kann man der Wärme richtig dabei zusehen, wie sie sich ihren Weg durch schlecht isoliertes Mauerwerk und Fensterrahmen nach draußen sucht – vorausgesetzt, man hat eine spezielle Kamera.
Alberts Modell kostet 39.000 Euro. „Die macht bis zu 1,3 Millionen Temperatur-Messungen gleichzeitig, mit einer Genauigkeit von unter 0,3 Grad Celsius“, schwärmt der Energieberater. Bei Sonnenschein versagt das High-Tech-Gerät allerdings. Thermographie wird nachts gemacht, damit die Wärme der Sonne nicht stört.
„Wir wurden mit gezogenen Pistolen zum Aussteigen gezwungen“
„Das ist die erste von 14 Messungen heute“, sagt Albert und richtet die Kamera auf eine Doppelhaushälfte aus den 1980er Jahren. Die Kamera setzt die Infrarotstrahlung in ein typisch blau-rot-gelbes Bild um. „Dieses Gebäude ist ganz gut isoliert“, bemerkt der Experte. Die Hausfassade erscheint auf dem Display dunkelblau, nur die Fenster leuchten gelb-rot.
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„Ich habe auch schon einen Energieausweis“, erklärt Hausbesitzer Helmut Lüpka. Auch das Dach sei schon gut gedämmt, ihm komme es vor allem auf die Fenster an. „Unsere Beratung beinhaltet auch eine Rechnung darüber, wie wirtschaftlich eine mögliche Isolierung ist“, so Albert. Ein paar Häuser weiter thermographiert er einen Altbau von 1905: Das Display zeigt gelbe Fassaden und rote Fenster. „Da kann man jede Menge isolieren“, stellt der Energieberater fest. „Mal schauen was möglich ist und was bezahlbar ist“, meint die Hausbesitzerin Anneliese Häring-Hajkhedr.
Nicht immer laufen die thermographischen Messungen so unspektakulär ab. Manchmal alarmieren besorgte Nachbarn die Polizei, wenn sie die Ingenieure nachts um das Haus herum laufen sehen. „Einmal hat ein Streifenwagen sich quer vor uns gestellt. Wir wurden mit gezogenen Pistolen zum Aussteigen gezwungen“, erzählt Albert. Zum Glück hat er immer ein Schreiben der Stadtwerke Bochum dabei, dass ihn als Energieberater ausweist.
Beim Thermographieren des Firmensitzes der Stadtwerke kam auch die Polizei. Anwohner hatten Albert und seine Kollegen auf dem Dach gesehen. Die Beamten nahmen den ersten Verdächtigen, der ihnen im Haus begegnete fest: den Hausmeister. „Es ist wirklich ein vielseitiger Beruf“, lacht Albert.