Bochum. . Es gibt Stellen, an denen die Infrastruktur in NRW zu wünschen übrig lässt. Das gilt auch und gerade für die Eisenbahnbrücken. Bochum macht da keine Ausnahme. Sowohl die Brücken der Deutschen Bahn, als auch städtische Brücken, die über Bahnanlagen führen, müssen zum Teil dringend saniert werden.
Sie ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei der markantesten Gewerbeflächen der Stadt. Wer vom früheren Nokia-Areal in Riemke herüber zur ehemalige Gea-Zentrale in Hofstede fahren will, der nimmt die Herzogstraße und unterquert damit unweigerlich auch die Brücke unter der Nokia-Bahnstrecke.
Ein Blick an deren Decke und Wände verrät, dass an dem mächtigen Betonmauerwerk längst der Zahn der Zeit nagt. Beton bröckelt, Rost zeichnet sich ab, Grünspan macht sich breit. Sie gehört zu einer der 262 Brücken der Deutschen Bahn in Nordrhein-Westfalen, die in der schlechtesten, Bahn-eigenen Zustandskategorie 4 eingeordnet sind.
Sie alle sind „dringend sanierungsbedürftig und sollen in den kommenden zehn bis 15 Jahren erneuert werden“, so ein Sprecher der DB gegenüber der WAZ. 240 dieser Brücken sollen neu gebaut werden. Ob das Bauwerk an der Herzogstraße dazu gehört und auch über andere Details macht die Bahn indes keine Angaben.
Es besteht dringender Sanierungsbedarf
Die Sicherheit der Bauwerke sei durch die Einordnung in die schlechteste Kategorie noch nicht beeinflusst, heißt es in einer DB-Antwort auf eine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion. Aber wegen gravierender Schäden bestehe ein dringender Sanierungsbedarf. Weitere 24 der insgesamt 57 DB-Brücken auf Bochumer Stadtgebiet gehören zur Kategorie 3. Sie weisen ebenfalls umfangreiche Schäden auf, sind aber unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten noch sanierungsfähig.
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Die Liste mit allen sanierungsbedürftigen Eisenbahnbrücken in NRW ist u.a. nachzulesen auf der Seite der Grünen-Fraktion im Landtag („Knapp die Hälfte der Bahnbrücken in NRW ist dringend sanierungsbedürftig“; www.gruene-fraktion-nrw.de). Insgesamt 263 Bauwerke sind dort aufgelistet.
Den Zustand aller DB-Brücken zeigt das Portal „Zeit-Online“ in einer großen Karte („So kaputt sind Deutschlands Brücken“). Abzulesen ist dort, wie die 57 DB-Brücken auf Bochumer Stadtgebiet eingeschätzt werden: einmal dunkelrot (Kategorie 4; Herzogstraße) und immerhin noch 24 Mal orange (Kategorie 3).
Aber nicht nur die Bahn muss sich Sorgen um ihre Bauwerke machen. Auch für die 31 städtischen Brücken, die über Bahnanlagen führen und die sie zum größten Teil nach der Änderung des Eisenbahnkreuzungsgesetzes 1993 übernommen hat, sieht es nicht gut aus. „Grundsätzlich sind diese Bauwerke in einem sehr schlechten Zustand und gehören zu unseren Sorgenkindern“, sagt Uwe Seidel, Leiter des Tiefbauamts.
Etliche Bauwerke mit Handlungsbedarf
Die Note „4“ hat nach einer Übersicht der Stadt zwar noch keine Brücke, dann wären Nutzungseinschränkungen nötig und ab 4,5 sogar eine Sperrung. Allerdings gibt es etliche Bauwerke, bei denen „Handlungsbedarf“ besteht.
Die schlechteste Note unter allen 31 Brücken hat die Fußgängerbücke an der Talstraße (3,8). Sie ist mit biblischen 115 Jahren die älteste Bahnbrücke im städtischen Besitz. Als sie errichtet wurde, nämlich 1899, gab es in Deutschland noch einen Kaiser. Kaum besser bewertet werden die Brücken Zechenbahn/Hüllenbachstraße (3,5), Buselohstraße, von-Waldhausenstraße, Lohring und Zollstraße (alle 3,4).
Sie zu ersetzen ist nicht billig. Allein für neue Brückenbauwerke an der Buselohstraße (2014/15; 9,5 Millionen Euro), am Lohring (2016/17; 9,5) und an der von-Waldthausen-Straße (2014/15; 4,5) sind 23,5 Millionen Euro aufzubringen. Dabei wird es nicht bleiben. Denn: Zehn der Bauwerke sind 100 Jahre oder älter, weitere sieben wenigstens 50 Jahre alt.