Bochum. Ausverkauft waren die Bochumer Kammerspiele am Samstag zur vierten Premiere zum Spielzeitstart: 400 Theaterfreunde wollten sich die von Hans Dreher und Oliver Paolo Thomas (Theater Rottstraße 5) eingerichtete schwarze Komödie „Delikatessen“ nicht entgehen lassen.

Zum einen, weil es sich um ein echt skurriles Stück, nun ja: Fleischbeschau handelt, zum anderen, weil mit Hans Dreher und Oliver Paolo Thomas zwei Regisseure am Werk waren, die ansonsten im Theater Rottstraße 5 für munter-experimentelle Off-Bühnen-Stimmung in Bochum sorgen.

Neugierig sein durfte man also auf jeden Fall, zumal, wenn man den Plot kannte. Das Stück basiert auf dem Film „Dänische Delikatessen“, in dem Regisseur Anders Thomas Jensen eine Art dunkles Nachtmahl anrichtete, das nicht nur Veganern aufstoßen muss: Zwei Metzger eröffnen eine Fleischerei.

Eine hübsche Horror-Show

Aber die Kunden bleiben aus. Eines Abends schließt einer der beiden versehentlich einen Elektriker im Kühlraum ein. Als er den Erfrorenen tags darauf findet, beschließt er, den Toten fachgerecht zu verwursten. Die Kundschaft ist begeistert von der schmackhaften Lieferung, jetzt braucht es mehr und mehr Fleisch. Gut, dass beständig für Nachschub gesorgt ist: an Menschenfleisch, das die zwei Schlachter je nach „Bedarf“ in ihr Kühlhaus locken...

Eingedenk der oftmals grellen flackernden Rottstr.5-Ästhetik hätte man bei solchem Stoff auf eine hübsche Horror-Show hoffen können, mit Blutwurst und Blutrausch, und einer säuerlich marinierten Komik, die ihre Süffigkeit aus den Abgründen der Fleischproduktion generell bezieht. Nichts von alledem passiert: Tatsächlich richten Dreher und Thomas ihre „Delikatessen“ so liebevoll, ja: gutbürgerlich an, dass man es erst gar nicht glauben mag.

Alles sehr zahm, niemals bös´

Die Geschichte wird munter heruntererzählt, sie ist hübsch illustriert, die Typenzeichnung ist witzig wie im Ohnsorg-Theater. Aber die Aufführung rauscht einfach so vorbei, in 90 Minuten werden einige böse Lacher provoziert, ein bisschen Slapstik wird goutiert, am Ende ist alles tacko. Und aus die Maus.

„Delikatessen“ ist unterhaltsam, gewiss, eingefasst in ein schönes, düsteres 30er-Jahre-Bühnenbild. Die Schauspieler sind, zumal in den Hauptrollen (Raiko Küster, Jost Grix, Florian Lange), bestens aufgelegt, und es macht Laune, ihnen bei all ihren Wurstigkeiten zuzusehen. Aber wie gesagt, alles sehr zahm, niemals bös’.

Ein bisschen mehr schwarzer Monty-Python-Appeal hätte vielleicht nicht geschadet. Geschmackssache.