Bochum. Die beliebte Schauspielerin Hannelore Hoger ist 3. Preisträgerin des Bernhard-Minetti-Theaterpreises, am 21. November wird sie in den Kammerspielen ausgezeichnet. Bevor sie zur TV-Kommissarin „Bella Block“ wurde, war die gebürtige Hamburgerin ein Bühnenstar in Bochum.

Theaterpreise schmücken die Geehrten, aber immer auch ein wenig jene, die die Ehrung aussprechen. Das ist im Fall des Bochumer Bernhard-Minetti-Preises nicht anders. In diesem Jahr geht die nach dem legendären Theaterstar Minetti benannte Auszeichnung, die mit 3000 Euro dotiert ist, an die bekannt-beliebte Hannelore Hoger. Aber natürlich wirft die Ehrung der vormals am Schauspielhaus engagierten großen Darstellerin auch ein mildes Licht auf Bochum und seine Theatertradition.

Hannelore Hoger (*1942) wird wegen ihrer Verdienste für das Schauspielhaus ausgezeichnet, aber auch für ihre künstlerische Lebensleistung. Tatsächlich ist die Atrice, die auch vielen Nicht-Theatergängern als TV-Kommissarin Bella Block bekannt ist, seit über 40 Jahren eine der profiliertesten deutschen Bühnenstars. Ihre Karriere nahm an der Königsallee ihren Aufschwung.

In der Schwebe halten

Das war in den frühen 70eren, als „die Hoger“ zur fixen Größe im Bochumer Ensemble von Peter Zadek wurde. Ein „hässliches Entlein“ hatte sie einst der Intendant Kurt Hübner genannt, aber das „Entlein“ zeigte schnell, dass „es“ einen Zug zum Spiel hatte, dem man sich als Zuschauer nur schwer entziehen konnte. Eine natürliche Präsenz, ein starkes darstellerisches Können und die Fähigkeit, ihre Rollen in der Schwebe zu halten, nicht mit ihnen zu verwachsen und sie doch voll aus- und mit Leben zu füllen - das hat Hannelore Hoger von vornherein ausgezeichnet.

Karrierebeginn Anfang der 70er Jahre

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. © Georges Pauly/ZDF | Georges Pauly/ZDF

1972 bis 1977 erlebte sie in Bochum die heute gern verklärten „wilden Jahre“ am Schauspielhaus und ist jenen, die damals dabei waren, als „Lämmchen“ in der revolutionären, revueartigen Inszenierung von „Kleiner Mann, was nun?“ ebenso in Erinnerung wie als vom Leben gebeutelte Dona Rosita in Lorcas gleichnamigen Bühnendrama oder als luzider Shakespeare’scher Narr in Zadeks „King Lear“, das seinerzeit im Union-Kino gegeben wurde.

Hajo Salmen, Vorsitzender des Freundeskreises des Schauspielhauses, erinnert sich: „Obwohl sie aus Hamburg stammte, wurde Hannelore Hoger sogar neben Tana Schanzara vom Bochumer Publikum sogleich vereinnahmt. Sie spielte volkstümlich, aber auch mit einer gewissen Brecht’schen Distanz zu ihren Rollen.“ Das zeichne sie bis heute aus: „Auch die Kommissarin Bella Block stellt sie nicht bloß dar – sie schaut auch auf die Rolle, die sie zugleich verkörpert.“

Nach dem Ende der Zadek-Ära stand Hannelore Hoger zwar nur noch einmal auf der Bochumer Bühne: 1986, in der Intendanz Steckel, kehrte sie in Lars Noréns „Nachtwache“ zurück. „Trotzdem fühlt sie sich unserer Stadt sehr verbunden“, sagt Hajo Salmen. „Sie freut sich auf Bochum und ihr Lieblingszimmer im Hotel Tucholsky und sie half, den passenden Laudator zu finden.“ Die Laudatio hält Ullrich Waller, der Intendant des Hamburger St.-Pauli-Theaters, ein langjähriger künstlerische Weggefährte der Hoger.

Preisverleihung am 21. November In der „Kammer“

Der Bernhard-Minetti-Preis wird seit 2008 von der Mittelstandsvereinigung „Kemnader Kreis“ an Persönlichkeiten vergeben, die viel für das Schauspielhaus getan haben.Die beiden bisherigen Preisträger sind der Schauspieler Otto Sander (1941-2013) und Claus Peymanns Dramaturg Hermann Beil.

Die Preisverleihung an Hannelore Hoger findet am Freitag, 21. November, 19.30 Uhr, in den Kammerspielen statt. Am selben Abend wird auch der Bochumer Theaterpreis durch den Freundeskreis Schauspielhaus verliehen; nominiert sind Friederike Becht, Torsten Flassig und Matthias Kelle (Nachwuchs) sowie Torsten Kindermann, Jana Schulz und Felix Rech (Arrivierte).

Der Eintritt ist frei, es sind aber Zählkarten nötig, die ab 7. Oktober an der Theaterkasse erhältlich sein werden. Info 0234/3333-5555