Bochum. Die Hilfsaktionen für die Menschen aus Afrika und Südeuropa in dem kurzfristig eingerichteten Aufnahmelager in Bochum-Linden gehen weiter. Die Stadt weist derweil den Vorwurf zurück, sie habe die Anwohner der ehemaligen Schule getäuscht.

Die Hilfe für die am vergangenen Mittwoch und Donnerstag im kurzfristig eingerichteten Aufnahmelager an der Lewacker Straße eingetroffenen Flüchtlinge aus Afrika und Südeuropa hält an. So haben mittlerweile ehrenamtliche Helfer im Pavillon der früheren Förderschule in Linden ein Spielzimmer für die Kinder unter den fast 140 Flüchtlingen eingerichtet, das täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet hat. Nach der Initiative einer Facebookgruppe kamen sogar so viele Sachspenden zusammen, dass auch andere Flüchtlingsunterkünfte davon profitieren, so Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD).

Offener Brief enthält Vorwürfe

Zugleich wehrt er sich gegen einen Vorwurf, der offenbar aus einem Teil der Anwohnerschaft der Schule in die Öffentlichkeit getragen wird. In einem Offenen Brief wirft Anwohner Arthur Janus, nach dessen Bekunden stellvertretend für etliche weitere Anwohner, der Stadt bewusste Täuschung vor. Aus Gesprächen mit Handwerkern wollen sie erfahren haben, dass die Einrichtung des Aufnahmelagers schon länger bekannt gewesen sei und so Fakten geschaffen werden sollten. So sei eine am Tag nach dem Info-Abend aufgestellt Feuerschutztreppe eine „Maßanfertigung, deren Bau im Vorfeld sicher einige Zeit in Anspruch genommen habe.

Vorübergehende Aufnahmelager

Neben Bochum stellen weitere Städte in NRW Immobilien vorübergehend als Aufnahmelager für Flüchtlinge zur Verfügung. So wird im ostwestfälischen Borgentreich dafür kurzfristig eine frühere Kaserne genutzt.

Vorgesehen ist, so die Bezirksregierung, dass die Flüchtlinge in den Aufnahmelagern in der Regel jeweils nur einige Tage bleiben, bis sie dann auf andere Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen verteilt werden.

„Das entbehrt jeder Grundlage“, so Gräf. Wer Zweifel an der Darstellung der Stadt habe, die am Freitag, 12. September, von der Bezirksregierung um Hilfe gebeten worden sei und die sich am Montag, 15. September, für die Einrichtung eines Aufnahmelagers in der Lewacker Straße entschieden habe, könne den Verlauf der Meldungen im Mail-Eingang seines Mobiltelefons nachverfolgen.

Feuertreppe keine Maßanfertigung

Unverständnis herrscht auch in der Stadtverwaltung über die in dem Schreiben gemachte Behauptung, „die Unternehmen, die vor Ort waren, hatten schon in der Vorwoche Pläne und haben ihre Vorbereitungen getroffen“. „Der Vorwurf, die Stadt habe Handwerker stand by gehalten, läuft ins Leere“, so Stadtsprecher Thomas Sprenger. Und: Die Feuerschutztreppe, deren Aufstellung die Bauaufsicht gefordert habe, sei keine Maßanfertigung. Vielmehr habe der Leiter der Zentralen Dienste, Andreas Große-Holz, das Aufstellen der Treppe aus Standardelementen am Dienstag, 16. September, morgens mit einer Gerüstbaufirma besprochen, am Nachmittag sei sie dann aufgestellt worden. Die ersten 98 Flüchtlinge trafen einen Tag später ein.

Möglich sei, so Sprenger, dass Handwerker in den vergangenen Wochen Arbeiten erledigt haben, die mit der Vorbereitung für den Abriss der Schule zusammen hänge. An ihrer Stelle plant die Stadt mit Wohnbebauungen. Die Unterlagen für die Ausschreibungen seien fertig und hätten nächste Woche veröffentlicht werden sollen.