Bochum. Einen Tag früher ist eine Gruppe von 134 Flüchtlingen angekommen und hat die kurzfristig in ein Erstaufnahmelager umgebaute Lewacker-Förderschule in Bochum bezogen. Das Deutsche Rote Kreuz betreut und verpflegt die Ankömmlinge rund um die Uhr mit 30 Ehrenamtlichen.

Bereits gestern Nachmittag sind 134 Flüchtlinge im kurzfristig eingerichteten Erstaufnahmelager in der ehemaligen Lewacker-Förderschule in Linden eingetroffen. Noch im Laufe des Tages hatten zahlreiche Hände unter der Leitung von Andreas Grosse-Holz, dem Leiter der Zentralen Dienste bei der Stadt, die notwendigen Vorbereitungen getroffen. So musste noch eine Freitreppe als notwendiger zweiter Fluchtweg gebaut werden. Bei der Stadt ist die Rede von einem Kraftakt vieler Beteiligter, der angesichts der Kürze der Zeit gut gelungen sei.

„Wir sind aufnahmebereit“, hatte Rotkreuzbeauftragter Eckhart Jentsch um 12 Uhr signalisiert. Das Rote Kreuz wird rund um die Uhr mit täglich 30 Ehrenamtlichen für die Betreuung der maximal 140 Flüchtlinge in dem Schulgebäude zuständig sein. Dazu gehört neben der Verpflegung unter anderem auch die Ausgabe von Kleidung.

Bochum ist nicht die einzige Stadt in NRW, die kurzfristig ein Gebäude als vorübergehendes Erstauffanglager für Flüchtlinge zur Verfügung stellt. Auch in Essen, Unna-Massen, Bad Salzuflen, Nieheim (Kreis Höxter) und Schloß Holte-Stukenbrock werden nach Auskunft der Bezirksregierung in diesen Tagen solche Ausweichstätten eingerichtet. Sie sollen die bis zur Kapazitätsgrenze ausgelasteten 13 Einrichtungen des Landes NRW entlasten.

4800 Flüchtlinge in den Erstaufnahmelagern

4800 Flüchtlinge sind in zwei regulären Erstaufnahmelagern in Dortmund (250) und Bielefeld (350) sowie in zentralen Unterbringungseinrichtungen und Notunterkünften untergebracht. Von dort aus werden sie, nachdem das Asylverfahren angelaufen ist, auf die 396 Kommunen in NRW verteilt. In vier Einrichtungen gebe es so gut wie keine Bewegung, so Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, nachdem dort zahlreiche Fälle von Masernerkrankungen festgestellt wurden. „Das erschwert unsere Planungen und nimmt uns ein Stück Flexibilität. Aber wir müssen umgehen mit dieser Welle.“

Info-Veranstaltung in der Bezirksverwaltungsstelle

Zu einer Info-Veranstaltung über das kurzfristig in der früheren Förderschule eingerichtete Erstaufnahmelager lädt die Stadt heute Abend in die Bezirksverwaltungsstelle Südwest, Hattinger Straße 389, ein. Beginn ist um 18.30 Uhr.

Über die aktuelle Situation geben Sozialdezernentin Britta Anger, Ute Bogucki (Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnen) und der Bezirksbürgermeister Marc Gräf Auskunft.

In der Lewacker-Schule werden die Menschen voraussichtlich nur wenige Tage bleiben und nach der Aufnahme ihres Asylverfahrens in Einrichtungen des Landes oder einer NRW-Kommune untergebracht. Christoph Söbbeler spricht von einer „ständigen Rotation von Gruppen.“ Nicht geplant sei es, dass Bochum dauerhaft als Standort für ein Erstauffanglager fungiere. Das sei andernorts, etwa in Borken, eine Überlegung.

Erste Reaktionen gibt es aus dem politischen Raum. Die Grünen in der Bezirksvertretung Südwest begrüßen die Entscheidung der Stadt, kurzfristig Flüchtlinge unterzubringen. „Viele dieser Menschen kommen aus Kriegsgebieten. Es ist wichtig, dass Sie sich bei uns sicher und willkommen fühlen“, so die Fraktionsvorsitzende Monika Engel.