Bochum. . 620 Flüchtlinge sind seit Jahresbeginn in Bochum angekommen. Weitere 200 werden es voraussichtlich noch bis Ende des Jahres sein. Die Stadt sucht händeringend Unterkünfte und hat nun in Querenburg vier Häuser von der VBW gemietet, die eigentlich schon abgerissen werden sollten.
Sie haben eine lange Reise hinter sich. 3700 Kilometer aus dem Nahen Osten nach Bochum, aus einem Kriegsgebiet in sichere Gefilde und aus Lebensgefahr in die Gewissheit, erst einmal zwei Jahre in Sicherheit zu sein. Zwei syrische Flüchtlingsfamilien haben am Freitag kleine Wohnungen in der kurzfristig eingerichteten Asylunterkunft in Querenburg bezogen.
Die vier Häuser in der Straße „Zum Schebbruch“ – da, wo die Ruhr-Uni ganz nah an die Lennershof-Siedlung heran rückt – hat die Stadt zunächst für ein Jahr von der städtischen Wohnungsgesellschaft VBW gemietet. „Eigentlich sollten sie schon abgerissen sein“, sagt VBW-Prokurist Uwe Davidsohn. Da aber für das vorgesehene Projekt „Wohnen und Arbeit“ noch kein Baurecht besteht, können die Siedlungshäuser vorübergehend zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden.
Platz für etwa 40 Personen
In den Hausfluren löst sich zwar der Putz von den Wänden. Aber die 48 qm großen Wohnungen sind frisch gestrichen, ordentlich hergerichtet und ausgestattet mit dem Nötigsten. Betten, Matratzen, Bettwäsche, Kühlschrank, Kochplatte und einiges andere gehört zur sogenannten Erstausstattung. In diesen Tagen erledigen Handwerker noch die letzten Arbeiten. Etwa 40 Personen können erst einmal untergebracht werden. Zwei Wohnungen sind noch bis Jahresende vermietet, eine weitere dient außerdem als Anlaufstelle der Stadt. Dort hat Michael Mijal sein Büro, der Sozialarbeiter kümmert sich vor Ort um die Familien.
Einige Nachbarn haben das Angebot der Stadt angenommen und informieren sich an diesem Nachmittag über die vorübergehende Verwendung der Häuser. Fragen werden gestellt, etwa danach wie viel Miete VBW bekommt oder welche Leistungen die Flüchtlinge beziehen („der Haushaltsvorstand erhält etwa 330 Euro“). Aber auch Hilfe wird angeboten. „Der Lennershof ist ein bunt gemischtes Viertel mit guter Nachbarschaft. Jeder lässt jeden leben“, sagt Anwohnerin Kerstin Horst. Es passe, dass in den Notunterkünften vor allem Familien mit Kindern untergebracht werden sollen.
620 Flüchtlinge seit Jahresbeginn
Ralf Zyla, bei der Stadt zuständig für die Flüchtlingsheime und seit 25 Jahren mit Aufgaben in der Flüchtlingsarbeit betraut, freut sich über das Interesse und die positiven Gesten au der Nachbarschaft. Nachdem es im Vorjahr vor dem Aufbau der Container an der Wohlfahrtstraße schon eine Info-Veranstaltung gegeben hat, geht die Stadt jetzt wieder offensiv mit dem Thema „Flüchtlingsunterkünfte“ um. „Wir wollen offen zeigen worum es geht und verhindern, dass es zu Ressentiments kommt“, so Zyla.
620 Flüchtlinge hat Bochum seit Jahresbeginn aufgenommen. Weitere 75 werden in diese Wochen ankommen. „Und das ist definitiv noch nicht das Ende“ sagt Ute Bogucki, die Leiterin des Amts für Soziales und Wohnen, In diesem Jahr werden es insgesamt noch mindestens 200 Menschen sein.
Für sie werden dringend Unterkünfte gesucht. In Hordel wird derzeit ein seit zwölf Monaten leer stehendes Mehrfamilienhaus für etwa 90 Personen hergerichtet. 200 neue Matratzen liegen momentan auf Lager. „Wir schauen immer wo es günstige Angebote gibt und schaffen dann Einrichtungsgegenstände an“, so Bogucki.