Die gebürtige Bochumerin Anja Warzecha kommt frisch von der Hallenser Akademie und zeigt Bilder in der Galerie Unten. Im Neuland und im Kunstraum Adhoc stellen Tim Cierpiszewski und David Semper aus und eröffnen kurz hintereinander. Ein kleiner Rundgang zu spannender Kunst.
„Es hat sich hier viel getan“, staunt Anja Warzecha über die Bochumer Kunstszene. Die 1989 geborene Bochumerin, die nach dem Abitur von 2008 bis 2014 Malerei in Halle studiert hat, stellt „Collagen - Malerei - Objekte“ unter den Titel „lauter“ in ihrer Heimatstadt aus. Im Kunstraum Unten, einem Kunst-Ort, den es bei ihrem Abschied aus der Stadt ebenso wenig gegeben hat, wie jene beiden, an denen am Freitag ebenfalls Vernissagen stattfinden.
Großformate mit Motiven aus Natur und Architektur
Warzecha hat drei Großformate mitgebracht, einige kleinere Arbeite, und sie hat die gläserne Auslage gegenüber dem eigentlichen Galerieraum in der U-Bahn-Haltestelle zu einer grafischen Installation genutzt. Letztere spielt mit der Perspektive des Betrachters. Je nach Position können die Linien und Flächen auf dem Glasfenster verbunden werden mit welchen auf der Hinterwand des Kastens - stets lassen sich so Formen miteinander koppeln, nur: ein kongruentes Gesamtbild stellt sich nicht ein. Das passt zur grundsätzlichen Arbeitsweise Warzechas, die es auch in ihrer Malerei versteht, Realitätsfetzen zu collagieren und zu mixen und so komplexe Materiallandschaften entstehen zu lassen. Die drei Großformate bedienen sich dabei aus Natur und Architektur, Verwendung finden in ihnen Motive und Details, die die Bochumerin etwa bei Arbeitsaufenthalten in Nepal oder Istanbul gewonnen hat. „In Bewegung bleiben“ laute entsprechend auch künstlerisches Credo für ihre zukünftige künstlerische Tätigkeit - auch wenn sich viel getan hat in der Kunststadt Bochum.
Auch interessant
Kettenfett im Kultur-Bistro
Parallel zu Warzecha-Vernissage im Ehrenfeld, eröffnen auch zwei Ausstellungen an der Rottstraße. Tim Cierpiszewski, Essener, der an der Kunstakademie in Münster studiert hat, zeigt „Kettenfett“ in den zwei Räumen des Kultur-Bistros „Neuland“ (Rottstr.15). Im größeren Raum ist eine großformatige geometrische Wandarbeit entstanden, die ins Verhältnis gesetzt werden soll zu weiteren Elementen im Raum: einem Eisblock und einem stilisierten Buch-Cover von Herman Melvilles „Moby Dick“. Es geht dem Künstler dabei stets um das Motiv des Dialogischen, repräsentiert etwa durch Basisdifferenzen wie schwarz-weiß, kalt (Eis) - warm (ein Heizkörper im Raum) oder Form - Inhalt. Der Idee entspricht die Eröffnung, die im klein en Raum durch einen Theorie-Performance-Dialog des Kunsthistorikerpaars Anna Storm und Thorsten Schneider geschehen soll.
Materialstimmungen in der Doppelgarage
Zur guten Tradition wird offenbar die Doppel-Eröffnung: Nur gut 80 Meter entfernt vom „Neuland“ gibt es den Kunstraum „Adhoc“ in einer Doppelgarage. Hier arbeitet diesmal David Semper, ausgebildet an den Akademien Karlsruhe und Stuttgart. Er eröffnet „Track“, eine Spurensuche, die in in die Wand, in den Boden und die Umgebung führen soll. Eine Jagd nach „Materialstimmungen“, deren Ergebnis dann präsentiert wird.