Bochum. Ein dickes Lob geht von einer Bochumer Familienmutter an die Bogestra. Die alleinerziehende Mutter Anja Seibert verzichtet einen Monat auf ihr Auto und nutzt nur die Angebote der Bogestra. Nach drei Wochen bilanziert sie: „Ich bin total zufrieden.“
„Durchweg positiv“, sagt Anja Seibert auf die Frage, wie es ihr gefallen habe, drei Wochen auf ihr Auto zu verzichten und nur noch die Bogestra zu nutzen. „Ein tolles Angebot, ich bin total zufrieden.“
Die 45-jährige Bochumer aus dem Stadtteil Ehrenfeld und ihre zwei Kinder Ana Jujuna (3) und Luka (6) bestreiten den ganzen Monat August lang einen Selbstversuch. Die Bogestra hatte unter dem Titel „Family to go“ öffentlich Bewerber gesucht, die bereit waren, die Möglichkeiten des öffentlichen Nahverkehrs auszuprobieren. Die alleinerziehende Mutter bekam den Zuschlag. Sie wurde von der Bogestra mit einem Ticket 2000 ausgestattet, einem Guthaben für Leihfahrräder und Car-Sharing sowie einem Smartphone mit der App „BGS-mobil“. Darüber kann sie von überall den Fahrplan abfragen.
U-Bahn statt Auto
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Anja Seibert arbeitet zweimal in der Woche in Herne. Statt mit ihrem Auto fährt sie nun mit der U35 dorthin. Die Verbindung vom Wohnviertel Ehrenfeld klappe „wunderbar“, sagt sie: Mit der U-Bahn vom „Schauspielhaus“ zum Hauptbahnhof und von dort direkt ab nach Herne. Ihre Kinder bringt sie morgens mit dem Bus weg: das Töchterchen in den Kindergarten (zwei Stationen von zu Hause) und den Jungen von dort rund 600 Meter weiter zu Fuß zur Grundschule.
„Den Kindern macht es viel mehr Spaß, mit der Bahn zu fahren als mit dem Auto“
Auch Fahrten außer der Tagesroutine hat sie in ihrem Selbversuch unternommen, einmal bis zu einem Möbelhaus im Dortmunder Westen. Ebenfalls ohne Probleme. Zwar müssen sie und ihre Kinder jetzt – anders als beim Auto – pünktlich beim Bus oder der Bahn sein und sich deshalb, wie sie sagt, „disziplinieren“. „Aber das ist ja im Leben auch so: In der Schule, im Beruf. Es ist gut, das zu trainieren.“
Das Ticket 2000, sagt sie, empfinde sie als „riesige Bereicherung“. „Man muss keinen Parkplatz suchen. Und den Kindern macht es viel mehr Spaß, mit der Bahn zu fahren als mit dem Auto.“ Mit dem gehe es im Stadtverkehr übrigens auch nicht so schnell voran wie mit Bus und Bahn. Ihr sechsjähriger Sohn Luka teilte diese Einschätzung: „Das Auto steckt so oft im Stau, die Bahn nicht.“
Im Laufe des August war Anja Seibert mit den Kindern von Altenbochum nach Ehrenfeld umgezogen. Trotz dieser Ausnahmesituation hat sie das Auto-Verbot nicht gebrochen. Die Umzugskisten zum Packen wurden ihr von Bekannten mit deren eigenem Auto vorbeigebracht. Den Rest besorgte ein Möbelwagen.
„Der Golf wird hauptsächlich Pause machen“
Einmal musste sie zwar in den Baumarkt, um drei Eimer Farbe zu besorgen, aber dafür lieh sie sich einen Opel-Corsa – als Car-Sharing. Jeder Abo-Kunde der Bogestra erhält für ein solches Angebot („Stadtmobil“) eine Ermäßigung. Das Gleiche gilt für das Elektro-Auto „Twizy“ („RUHRAUTOe“). Nur 1,95 Euro pro Stunde koste das, schwärmt Seibert. In den nächsten Tagen werde sie es testen. Gestern nutzte sie auch ein Leihfahrrad („Metropolradruhr“), um noch ein paar Sachen aus der alten Wohnung zu holen.
Vor ihrem Selbstversuch hatte sie ihren Sohn mit dem Auto weggebracht, als er noch in den Kindergarten ging. Damals sei das „bequemer“ gewesen. Künftig will sie aber fast nur noch mit Bus und Bahn fahren. „Der Golf wird hauptsächlich Pause machen.“