Bochum. In Arbeitsgondeln am Knappschafts-Hochhaus sanieren Monteure wie Ronny Wilhelm zurzeit die marode Fassade für 20 Millionen Euro. Höhenangst ist für den Mann kein Thema. Die WAZ hat den Mann in einer seiner Arbeitsgondeln in luftiger Höhe besucht - die Fahrt ging bis vor die 15. Etage.

Ronny Wilhelm hat den wohl luftigsten Arbeitsplatz in ganz Bochum. In bis zu 75 Metern Höhe montiert er mehrere Quadratmeter große Elemente aus gasgefülltem Doppelglas, Alu und Glasfaserwolle an der Fassade des Knappschafts-Hochhauses an der Königsallee. Die marode Außenhaut des 40 Jahre alten Riesen, der 20 Stockwerke zählt, wird seit Frühjahr 2013 komplett saniert, um eine bessere Dämmung, Isolierung und Lichtreflexion zu bekommen. Die Knappschaft investiert 20 Millionen Euro.

„Wir sind aktuell im 12. und 13. Stock“, sagt Eckhard Hofmann, Projektleiter der Bauabteilung der Knappschaft. Die Fassaden der unteren Geschosse ab der dritten Etage sind bereits fertig saniert; an der jetzt bläulich getönten Farbe (vorher etwas bräunlich) kann man es schon von weither sehen.

Sein Leben hing an zwei Tragseilen

Die ganze Stadt liegt Monteur Wilhelm und seinen Kollegen Tag für Tag zu Füßen. Ihr Arbeitsplatz sind die zwischen zwölf und 15 Meter breiten Arbeitsgondeln, die an allen vier Wänden des Hochhauses die Fassaden rauf- und runterkriechen. Von dort aus montieren die Männer die alten Fensterelemente ab und bauen die neuen ein. Das ist Schwerarbeit. Und schwindelfrei und nervenstark müssen die Mitarbeiter einer Firma aus Ostbayern auch sein, denn direkt unter den Gondeln gähnt ein schaurig senkrechter Abgrund.

Der Reporter schämt sich nicht zu gestehen, dass ihm etwas mulmig war, als er über eine Fensterkante und einen absolut bodenlosen Luftspalt in eine der zwei Tonnen schweren Gondeln kletterte. Sein Leben hing jetzt an zwei Trag- und zwei Sicherungseilen aus Stahl, die ein Zentimeter dick sind. Dafür waren die zwei Karabiner an seinem Körpergurt groß wie Fleischerhaken.

„Ab Windstärke 4 – etwa 35 km/h - geht nichts mehr“

Ein Bauleiter hat jeden Tag den Wetterbericht im Auge. Gestern herrschte Windstärke 3 (25 km/h). Das ist okay. „Ab Windstärke 4 – etwa 35 km/h - geht nichts mehr“, sagt Eckhard Hofmann. Denn dann wackeln die Gondeln ungefähr so, als würden sie zu einer Kirmes gehören. Wegen böigen Wetters mussten die Gondeln auch schon mal zwei Wochen Zwangspause einlegen.

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Die Montage auch der Arbeitsgondeln selbst – insgesamt sind es zwölf — war ein logistischer Kraftakt mit einem mächtigen Kran. Auf dem Dach musste rundherum eine Lastseilarbeitsbühne auf Schienen installiert werden, an denen die Gondeln eingehängt werden. Die kommt nachher ebenfalls wieder weg. Eine einzige Gondel bleibt aber hängen - für die Fensterputzer.