Vom Hansa-Haus in Bochum blieben nur Relikte übrig
•
Lesezeit: 2 Minuten
Bochum. Das Hansa-Haus beeindruckte mit seiner Jugendstil-Fassade. Obwohl das Gebäude den Krieg gut überstand, diente es später nur noch als Möbellager.
Wer heute über den Boulevard flaniert, wird sich schwerlich vorstellen können, wie es hier vor dem Krieg ausgesehen hat. Das einstige Stadtbild ist ganz verschwunden. Erst mussten die Wunden, die der Bombenkrieg gerissen hatte, geschlossen werden. Später, nach erfolgtem Wiederaufbau, wurden dann die letzten verbliebenen Vorkriegsbauten pulverisiert. Eines der stattlichsten war bis in die 1970er Jahre das Hansa-Haus.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Das Hansa-Haus: ein ganzer Gebäudekomplex, der sich auf der nördlichen Seite der Bongardstraße erstreckte, mit Ecke zur Kortumstraße. An seiner Stelle steht heute das Einkaufszentrum Drehscheibe, ein unauffälliger Bau im postmodernen Stil der 80er Jahre. Kein Vergleich zum Hansa-Haus! Es war 1908 bis 1911 durch den Düsseldorfer Architekten Otto Herold errichtet worden und fiel nicht nur wegen seiner Stattlichkeit, sondern auch durch seine Jugendstil-Fassade auf.
Tonhalle zeigte als erstes Kino in Bochum Filme mit Ton
Im Innern gab’s vor dem Krieg verschiedenste Lokale, eine Stehbierhalle, die Gaststätte Oberbayern, das Café Corso mit Billardsaal, ein Varieté, wo sonntags Box-Matinees stattfanden, und nicht zuletzt die „Tonhalle“, jenes Kino, das in den 1920er Jahren als erstes in Bochum auf die neuen Tonfilme statt der üblichen Stummfilme setzte.
Das Hansa-Haus hatte den Krieg als eines der wenigen Gebäude in der Stadtmitte relativ gut überstanden und konnte wieder hergestellt werden. In den Jahren danach wurde es zunehmend vernachlässigt, diente zuletzt nur noch als Möbellager (Hein de Groot), die Aufnahme oben von 1978 zeigt es. Schließlich wurde es abgerissen. Das Alte war nichts mehr wert, ein Neubau versprach wohl auch mehr Profit.
Früher konnte man mit dem Auto durch das Hansa-Haus fahren
Das Hansa-Haus ist bei der älteren und mittleren Bochumer Generation noch sehr präsent. Auch, weil man hindurch fahren konnte. Auf dem damals noch von Autos verstopften Bongardstraße konnte man dort, wo einst die „Tonhalle“ war, in ein Auto-Einstellhaus einbiegen, das sich bis zum Aral-Parkhaus an der Brückstraße hinzog.
Die Jugendstil-Pracht der Fassade ging zwar verloren, aber einige Relikte des Hansa-Hauses haben überlebt: In der Fußgängerebene, die zur U-Bahn-Station Rathaus Süd führt, sind sie ausgestellt. Der Künstler Heinz Schroeteler hatte Reliefs und Skulpturen, die beim Abbruch geborgen worden waren, für eine neue Wandgestaltung wieder verwendet.
Neben einem Wasserspeier, der meist außer Betrieb ist, finden sich zwei dem Altbau nachempfundene Erker. In einem platzierte Schroeteler eine Bronzebüste von Carl Arnold Kortum, ein Buch in der Hand haltend.
Von Ruhrpark bis Wiesental: Historische Bilder aus Bochum
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.