Bochum. Etwa 1200 interne Bewerbungen sind für die 265 zusätzlichen Stellen im Warenverteilzentrum von Opel eingegangen. Noch in diesem Monat sollen alle Stellen vergeben werden. Die Planungen zum Ausbau des Lagers in einem Umfang von etwa 60 Millionen Euro hat Opel derweil abgeschlossen.
Bislang war es nur ein Szenario, allmählich aber wird die Schließung von Opel spürbar. Das letzte Astra-Modell ist schon vor einigen Monaten vom Band gelaufen, einige Mitarbeiter haben das Unternehmen bereits verlassen, am vergangenen Freitag endeten die letzten Betriebsferien. Und in spätestens 83 Arbeitstagen wird auch das letzte Zafira-Modell die Auslieferungshalle verlassen. Abschiede sind in diesen Tagen in Laer das ganz große Thema. Am 12. Dezember ist das Kapitel Autoproduktion in Bochum endgültig beendet.
Längst begonnen hat der Kampf unter einem Teil der noch etwa 3300 Beschäftigten um neue 265 Arbeitsplätze im vom Opel-Partner Neovia betriebenen Warenverteilzentrum. 1195 Bewerbungen sind dem Vernehmen nach dafür eingegangen, darunter auch Mehrfachbewerbungen von Mitarbeitern. Es gebe aber mehr Bewerber als Stellen. Nach gesetzlich vorgegebenen Kriterien wie Qualifikation, Alter, Betriebszugehörigkeit oder der Versorgung unterhaltspflichtiger Kinder wird nun, so ein Opel-Sprecher, bis Ende August entschieden, wer aus der Produktion ins Lager wechseln kann.
Lukrativ ist dieser Wechsel für die Interessenten aus drei Gründen: Sie haben vorerst einen festen Arbeitsplatz, bis 2020 hat Opel eine Bestandsgarantie für das Verteilzentrum gegeben; sie müssen sich anders als vermutlich die Wechsler in andere Unternehmen nur wenig umstellen und sie erhalten durch die Vereinbarungen im Tarifsozialvertrag eine Lohnabsicherung.
Mehrheit wechselt in Transfergesellschaft
Sollte ihre künftige Lager-Tätigkeit grundsätzlich geringer dotiert sein als ihre bisherige Arbeit, wird die Differenz zwischen jetzigem und künftigem Lohn von Opel durch eine Zulage ausgeglichen. Wer es nicht ins Werk III, dem Lager schafft, wird wohl zu der großen Mehrheit derjenigen gehören, die erst einmal in eine der Transfergesellschaften wechseln.
Hilfe von außen
Ohne „Fremdarbeit“ geht es schon knapp vier Monate vor der Werksschließung bei Opel nicht. 50 Mitarbeiter der Zeitarbeitsfirma „Start“, 45 weitere Beschäftigte aus dem Werk Gliwice (Polen) sowie einige Schüler und Studenten helfen momentan in Werk I aus.
Abgänge von Stammkräften sowie die Unterbesetzung in den verschiedenen Arbeitsbereichen wegen der Möglichkeit für alle Opelaner zur vierwöchigen Probearbeit in anderen Unternehmen, sollen auf diese Weise ausgeglichen werden.
Derweil hat Opel seine Planungen für den Ausbau des Warenverteilzentrums, für das 60 Millionen Euro veranschlagt sind, abgeschlossen. Ob in Werk III, wo unter anderem ein 45 000 qm großes, erneuerungsbedürftiges Zelt auf belastetem Boden steht, investiert wird, oder weniger belastete Flächen und Immobilien vom benachbarten Werk II beansprucht werden, wird das Unternehmen nach Auskunft eines Sprechers erst mit der EGR und Bochum Perspektive erörtern. Nicht benötigte Flächen und Immobilien würden dann an die Gesellschaft Bochum Perspektive übertragen. Beobachter erwarten, dass sich Opel für einen Ausbau auf dem Gelände von Werk II entscheidet. Unbeschadet dessen hat die Bochum Perspektive ein unabhängiges Gutachten für das 70 Hektar große Gelände des Werks I in Auftrag gegeben. Mit ihm soll der Wert des Areals ermittelt werden.