Bochum. Zu einer Informationsveranstaltung für fast 4000 Opelaner haben die Adam Opel AG und die IG Metall NRW Montag in die Dortmunder Westfalenhalle geladen. Die Arbeitnehmervertretung des Bochumer Werks sieht nicht alle zentralen Forderungen erfüllt und will Antworten auf ihre Fragen.

Etwa 5000 Besucher fasst der große Saal im Ruhrcongress; wenn alle Gäste stehen. Platz genug also eigentlich für die knapp 4000 Beschäftigte von Opel Bochum und einiger Partnerbetriebe wie dem Neovia-Warenverteilzentrum, die an diesem Montagmorgen zu einer Informationsveranstaltung über den angestrebten Sozialtarifvertrag erwartet werden. Geladen sind sie allerdings nicht nach Bochum, was buchstäblich naheliegend gewesen wäre, sondern stattdessen in den Saal 1 der Dortmunder Westfalenhalle. Dort können sie, anders als im lediglich 3000 Sitze umfassenden Ruhrcongress, alle Platz nehmen.

Böse Zungen mögen behaupten, dass sei nicht nur komfortabler, sondern angesichts der anstehenden Werksschließung auch erträglicher. Schließlich werden mit Abschluss des Vertrags Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite ihren Frieden miteinander machen und das Aus der Bochumer Autoproduktion nach 52 Jahren besiegelt. Dem Vernehmen nach habe der Ort der Info-Veranstaltung aber ausschließlich praktische Gründe. Der Ruhrcongress sei heute nicht verfügbar, im übrigen hätten früher ähnliche Veranstaltungen auch in der Westfalenhalle stattgefunden.

Nicht in allen Punkten einverstanden

Was Rainer Einenkel persönlich von dem nach gut fünfmonatigem Verhandlungsmarathon nunmehr ausformulierten Sozialtarifvertrag hält, der unter anderem Abfindungen von bis zu 250.000 Euro für die Beschäftigten, einen Ausbau und eine personelle Aufstockung des Verteilzentrums oder dessen Bestandsgarantie bis Ende 2020 vorsieht, darüber schweigt sich der Betriebsratsvorsitzende aus. Zumindest die äußeren Anzeichen sprechen dafür, dass er zumindest nicht in allen Punkten seinen Vorstellungen entsprechen.

Sozialtarifvertrag gilt für 82 Prozent der Beschäftigten

Die ausgehandelte Vereinbarung gilt zunächst einmal für die etwa 82 Prozent der Opel-Beschäftigten, die in der IG Metall organisiert sind. Ob sie von den Mitgliedern über eine Abstimmung noch legitimiert werden müssen, darüber hat sich die Gewerkschaft noch nicht geäußert.

Gelten würde der Vertrag auch für die gewerkschaftlich nicht-organisiert Beschäftigten, wenn er in einem noch anstehenden Interessenausgleich besiegelt werden würde. Dieser Interessenausgleich erfolgt im Rahmen einer Einigungsstelle.

Denn: Als die Verhandlungsspitzen, Opel-Arbeitsdirektor Ulrich Schumacher und IG-Metall-Bezirksleiter Knut Gieseler, die letzten strittigen Punkte aus dem Weg räumten, war der erste Arbeitnehmervertreter des Werks nicht dabei. Festgezurrt wurde der Vertrag ausgerechnet, als Einenkel Urlaub an der Ostsee machte. Daher: „Erklären müssen den Vertrag im Detail Ulrich Schumacher und Knut Gieseler.“

„Warum nicht, muss uns die Gewerkschaft erzählen“

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    Und dabei sind Einenkel und seine Betriebsratskollegen, die Mitglied in der Verhandlungsgruppe waren, besonders gespannt auf einige Antworten. Denn beim letzten Treffen der Verhandlungsgruppe am 3. Mai seien aus Sicht des Betriebsrats wichtige Punkte genannt worden, die sich im Vertrag nicht wiederfänden. Einenkel: „Warum nicht, muss uns die Gewerkschaft erzählen.“ Zumal in einem Metaller-Papier zu lesen ist, in der Verhandlungsgruppe habe Einigkeit darüber bestanden, dass eine bessere Lösung nicht erreichbar sei.