Bochum. . Rund 650 verschiedene Tier- und Pflanzenarten wurden innerhalb von 24 Stunden rund um den Kemnader See gezählt. Ein Mittel, um den Menschen die Natur und vor allem deren Vielfalt direkt vor unserer Haustür zu zeigen. Erstmals Sumpf-Gänsedistel nachgewiesen.
Grauer Himmel, immer wieder pladdern Regentropfen herab, empfindlich kühl für den August. Da bleibt man besser daheim. Falsch, ganz falsch. Über 50 Naturbegeisterte, darunter etliche Kinder, mit Funktionskleidung gut geschützt, ließen sich nicht abschrecken und machten sich am Samstag und Sonntag auf, um der Natur rund um den Kemnader See nachzuspüren, besser die Natur in Zahlen zu fassen.
Simon Wiggen, Sprecher des noch jungen Bochumer Botanischen Vereins, der gemeinsam mit dem Ruhrverband den diesjährigen „Tag der Artenvielfalt“ organisiert hat, freute sich über den guten Zuspruch und konnte am Nachmittag erste Ergebnisse der Inventarisierung melden.
Amerikanische Flusskrebse
Die in verschiedenen Gruppen ausgeschwärmten Experten rückten, bewaffnet mit Lupen, Spektiven und Listen an, um seltene Tier- oder Pflanzenarten zu registrieren. Rund 650 unterschiedliche Arten konnten festgestellt werden, darunter allein 250 Pflanzen. Erstmals in unserer Region konnte eine seltene Sumpf-Gänsedistel (Sonchus palustris) nachgewiesen werden. Ebenfalls erstmals entdeckt wurden Schweb-Garnelen im Kemnader See. „Die Tiere sind vermutlich über den Rhein aus der Schwarzmeerregion eingewandert“, so Wiggen. Des weiteren wurden 80 verschiedene Flechtenarten, 62 Vögel und 85 unterschiedliche Pilzarten entdeckt.
Vergeblich suchten die Botaniker allerdings das schmalblättrige Laichkraut (Potamogeton angustifolius), das nur in vier Stellen in Nordrhein-Westfalen vorkommt. Armin Jagel vom Botanischen Verein: „Das ist aber kein Anlass zur Sorge. Denn die Wasserqualität im Kemnader See ist hervorragend.“
Während die Botaniker weiterzogen, konnte Christian Edler, Fischexperte vom Anglerverein ASV Bochum 1935, die in der Ruhr vorkommenden Fischarten beschreiben und ihre Bedeutung für das Ökosystem Ruhr erläutern.
Geschickte technische Einbauten
An der Fischtreppe am neuen Wasserkraftwerk des Ruhrverbands ließ sich gut erklären, wie eine solche Einrichtung funktioniert und, wie die Fische durch geschickte technische Einbauten den Weg gegen die Strömung hinauf zum Oberwasser im See finden.
Dabei gibt es Diskussionen über Fischtreppen. Denn die Fachleute wissen, dass sie zwar für Fische hervorragend sind aber gleichzeitig das Sterben heimischer Flusskrebsarten beschleunigen. Denn seit Jahren befinden sich in unseren Gewässern der amerikanische Flusskrebs auf dem Vormarsch.
Gleich zwei, den Kamber-Krebs und den roten amerikanischen Sumpfkrebs, hatten die Experten am Wochenende finden können. Sie haben heimische Arten in vielen Gegenden mittlerweile verdrängt.