Bochum. Die Wasserpflanze Elodea treibt im Kemnader See bereits früher aus als sonst im Frühjahr. Weil große Altbestände der Pflanzen den milden Winter überlebt haben, befürchtet der Ruhrverband in diesem Sommer ein noch größeres Problem. Immer mehr Wassersportler meiden den See wegen der Pflanzen-Teppiche.

Noch ist das grüne Kraut nur schemenhaft unter der Wasseroberfläche erkennbar. Doch man kann erahnen, was dem Kemnader See in diesem Sommer blüht: Das Problem mit der als Wasserpest bekannten Pflanze Elodea wird offenbar größer als je zuvor. „Ich fürchte, dass der See dieses Jahr ganz zugewachsen sein wird“, sagt Hobbysegler Dirk John und fischt zum Beweis ein Pflanzenbüschel aus dem See.

Für Wassersportler wie ihn ist die Nutzung des Sees im Sommer seit einigen Jahren kaum noch möglich, weil sich die Boote in den Wasserpest-Teppichen verfangen. Viele Vereine leiden deshalb unter Mitgliederschwund, Regatten mussten abgesagt oder ins Frühjahr vorverlegt werden.

Mähboot kommt wieder zum Einsatz

Normalerweise wächst die Pflanze so früh im Jahr noch nicht so stark. Durch den milden Winter und fehlendes Hochwasser gibt es jedoch viele Altpflanzen aus dem vergangenen Jahr im See, die schon wieder austreiben. Das haben auch Untersuchungen des Ruhrverbands ergeben. Hermann Knotte, Abteilungsleiter der Betriebsabteilung Talsperren und Stauseen, rechnet „früher als gewöhnlich mit einem verstärkten Elodea-Wachstum.“

Obwohl das Problem seit Jahren bestehe, seien keine „Möglichkeiten einer effektiven Bekämpfung vorhanden“, sagt Knotte. Seit Jahren kommt auf den Ruhrstauseen, die alle von der Wasserpest betroffen sind, ein Mähboot zum Einsatz. „Damit werden wir aber nicht viel ausrichten“, fürchtet Knotte. Wegen der Pflanzenmenge könne man nur punktuell die Bereiche von den Anlegern und Stegen zu offenen Wasserflächen frei halten.

Ausbaggern, Eggen und Rotfedern sollen helfen

Langfristig soll die Wasserpest mit Rotfedern bekämpft werden. Jährlich werden einige tausend Fische ausgesetzt, damit sie die Pflanzen fressen. Ob und wann sich hier Erfolge einstellen, lasse sich noch nicht abschätzen, schildert Hermann Knotte.

Freizeitsegler Dirk John schlägt vor, den derzeit bis zu zwei Meter tiefen Kemnader See auszubaggern. „Wenn der See vier Meter tief wäre, würde die Pflanze erst später bis an die Oberfläche wachsen.“ Hermann Knotte gibt zu bedenken, dass das Stauwehr des Sees für eine derartige Tiefe nicht ausgelegt sei und somit erst ein neues Planfeststellungsverfahren nötig würde.

Perspektivisch gibt es gibt beim Ruhrverband Überlegungen, auf einem der Ruhrstauseen auf einer Testfläche durch Eggen mit Rechen den Seeboden aufzulockern und das Wachstum der Elodea zu verlangsamen. Dirk John hofft, dass diese Maßnahmen Erfolg haben. „Vor zwei Jahren habe ich das Segeln auf dem Kemnader See wegen der Wasserpest aufgegeben. Ich würde gerne wieder zurückkommen.“